In einer kahlen Hügellandschaft – zwischen dem Highway und dem Country Club von Jan Jose, Kalifornien, – unterhält „Nanosolar“ ein zwei Hektar großes Firmengelände. Von hier aus will die Start-up-Firma eines der weltweit bedeutendsten Solar-Unternehmen werden, wie Firmenchef Martin Roscheisen betont. Zehnmal schneller als die Konkurrenz produziert er nach eigener Aussage Solarzellen – über ein Druckverfahren mit einer Tinte aus Nanopartikeln.
Gut 300 Mitarbeiter, die für eine Start-up-Firma unüblich hohe Summe von 500 Millionen Dollar Investitionskapital und über 300 Patente stärken ihm den Rücken. Gefragt nach der Motivation für sein ehrgeiziges Projekt sagt Roscheisen: „Ich wollte damals schlicht wissen, warum Solaranlagen eigentlich so teuer sind.“
Damals, das war vor sieben Jahren. Da war der gebürtige Münchner im Silicon Valley bereits als erfolgreicher Unternehmer unterwegs. Nach seiner Promotion an der Stanford University hob der gelernte Informatiker Ende der 1990er-Jahre drei Internet-Firmen aus der Taufe, die er bald darauf mit einem Gesamterlös von über einer Milliarde Dollar verkaufte. Roscheisen war 33, suchte eine neue Geschäftsidee und gründete 2002 eine der ersten Firmen im Silicon Valley, die auf „grüne“ Technologie setzte. Die gegenwärtige Fertigungsstätte ist auf eine maximale Produktionskapazität von 640 Megawatt ausgelegt.
Herzstück für Nanosolars innovativen Ansatz ist CIGS – das steht für Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid. In der Photovoltaik-Industrie ist dies eine erprobte Mixtur, die in punkto Wirkungsgrad und Haltbarkeit der Silizium-Konkurrenz das Wasser reichen kann. Allerdings: CIGS hauchdünn aufzutragen, erforderte bisher aufwendige und sehr teure Prozesse, die in Vakuumkammern stattfinden müssen. Ein weiterer Nachteil bisheriger Verfahren ist, dass die Ausgangssubstanzen je nach Prozess nur zu 30 bis 70 Prozent genutzt werden. Der Rest landet an den Wänden der Vakuumkammer oder im Recycling.
Anders bei Nanosolar. Hier kommt CIGS ohne Vakuum aus und wird mit fast hundertprozentiger Verwertungsquote auf eine Alufolie gesprüht. Durch Variieren von Druck, Geschwindigkeit und Distanz lassen sich unterschiedlich dicke CIGS-Schichten herstellen. Gängig sind um die 1000 Nanometer. Die Top-Elektrode erzeugt Nanosolar über eine Sputteranlage. „Das ist teuer“, erklärt Roscheisen, „aber nur, wenn man wie andere CIGS-Hersteller für die Top-Elektrode eine 1000 Nanometer dicke Metalloxidschicht braucht. Wir hingegen kommen mit 50 Nanometern aus“.
Roscheisen versichert, dass die Zellen den internen Qualitätskriterien zu 99 Prozent entsprechen. Auch andere bestätigen die hohe Qualität. So hat Nanosolar im Sommer 2009 eine Prüfung durch den amerikanischen Ableger des TÜV Rheinland bestanden – auf Anhieb. „Die berichteten, dass das in unserer Branche bisher noch nicht vorgekommen sei“, sagt Roscheisen stolz. Die Solarzellen machen sich danach auf große Reise nach Luckenwalde bei Berlin, wo sie zu 1 mal 2 Meter großen 220-Watt-Modulen zusammengebaut werden.
Seit September 2009 kann dort alle zehn Sekunden ein solches Modul produziert werden. „Von hier aus beliefern wir den europäischen Markt, der durch garantierte Einspeisevergütungen berechenbarer ist als der US-Markt“, erklärt Roscheisen seine Standortpolitik. Auf Subventionen oder Vorgaben seitens des Gesetzgebers in den USA will er sich nicht verlassen – auch wenn in Kalifornien die Stromhersteller ab 2010 ein Fünftel ihrer Produktion aus erneuerbaren Energien gewinnen sollen.
Désirée Karge
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Die Informationspolitik von Nanosolar ist äußerst restriktiv. Für bild der wissenschaft öffnete das Unternehmen jedoch seine Pforten und ermöglichte für die Novemberausgabe eine große Reportage samt Interview mit dem Firmen-Chef Roscheisen.
Internet
Weitere Informationen im Internet unter: www.nanosolar.com
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