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Auf dem Weg zur Chemieproduktion 4.0

Digitalisierung macht vor der chemischen Industrie nicht halt
Auf dem Weg zur Chemieproduktion 4.0

Digitalisierung ist derzeit wohl das am meisten diskutierte Schlagwort in der Industrie. Sie beeinflusst bereits jetzt sowohl die Produktionsprozesse als auch die Arbeitsprozesse. Für die Unternehmen sollen sich durch die Innovationen rund um Industrie 4.0 und Digitalisierung beträchtliche Chancen bieten. Wo steht die chemische Industrie aktuell in diesem Transformationsprozess?

Auch vor der chemischen Industrie macht der digitale Wandel nicht halt. Computer und Automatisierungstechnik sorgen bereits seit Jahrzehnten in den Unternehmen für steigende Effizienz der Prozesse. Eine vollständige digitale Transformation würde darüber hinaus eine direkte Interaktion von Komponenten, Maschinen und Agreggaten mit sich bringen und die Wertschöpfungsketten verändern. Jenseits von Handy und Tablet lassen sich Milliarden von Dingen in der Industrie miteinander verbinden. Dieses Internet der Dinge kann ganze Produktionsstätten standortübergreifend miteinander vernetzen. Kommunikation und Arbeitsabläufe erfordern dabei größtenteils keine äußeren Eingriffe mehr. Das bedeutet aber, die Digitalisierung ist nicht nur ein rein technischer Prozess, sondern es steht auch ein grundlegender Strukturwandel bevor, wie Dr. Claas-Jürgen Klasen, Vorsitzender der VDI-GVC, im Interview auf Seite 36 ausführt. Viele Betroffenene fürchteten um ihren Arbeitsplatz, andere wiederum sehen große Chancen und neue Geschäftsmodelle.

Situation in der chemischen Industrie

In der chemischen Industrie sind nahezu alle Produktionsstätten mit Mess- und Analysengeräten, Prozessleit- und Steuerungssystemen sowie weiteren digitalen Hilfsmitteln wie PCs und mobilen Geräten ausgestattet. Viele der Geräte im Feld sind in der Lage, unterschiedlichste Produktionsparameter und Diagnosedaten zu liefern. Nun gilt es, die Anlagen und Komponenten unternehmens- und standortübergreifend besser zu vernetzen und die großen Mengen an Daten schnell und sinnvoll auszuwerten. Dazu werden geeignete Analysetools benötigt. Vorbild könnten hier die B2C-Plattformen und Suchmachinen sein, die große Datenmengen auswerten und für ihre Geschäftsmodelle gewinnbringend nutzen. Wo steht nun die chemische Industrie in diesem Transformationsprozess? 2016 hat die VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen eine Mitgliederumfrage durchgeführt zur Bedeutung der digitalen Transformation für die chemische Industrie. Sowohl in dieser Studie als auch in einer Mitgliederumfrage in der Automatisierungsindustrie 2017 sind sich die Befragten einig, dass Europa beim elektronischen Geschäftsverkehr, bei digitalen Diensten oder bei der Nutzung sozialer Medien und der Cloud durch die Unternehmen hinterherhinkt. Bei der Umsetzung der Digitalisierung in der Prozessindustrie liegt Deutschland demnach nur im Mittelfeld.

Auch nach Auffassung des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF steckt die Industrie 4.0 in der Prozessindustrie noch in den Kinderschuhen. Viele Firmen aus der Chemie- und der Pharmaziebranche, der Stahl- und Zementherstellung und deren Zulieferer müssten deshalb befürchten, von der technologischen Entwicklung ein Stück weit abgekoppelt zu werden. Auf der diesjährigen Hannover Messe hat das Institut ein Projekt vorgestellt, in dem Forscher ein neues digitales Monitoringverfahren entwicklen, das Industrie-4.0-Techniken auch für die Prozessindustrie nutzbar macht. Es soll die Instandhaltung und Wartung verfahrenstechnischer Anlagen künftig vereinfachen. Dafür setzen sie auf die Digitalisierung der Anlagenüberwachung und das mehrfache Vernetzen aller relevanten Betriebsebenen. Als Technologiedemonstrator nutzen die Wissenschaftler eine Wirbelschicht-Granulieranlage, die für die Instandhaltung in drei Dimensionen vernetzt wird. Die erste Dimension betrifft den Life-Cycle, d. h. die Experten nutzen Dokumente aus der Anlagenplanung für den Betrieb der Maschine. Die zweite Vernetzungsebene ist die vertikale Vernetzung, bei der die erhobenen Zustandsdaten der Anlage in die Cloud gesendet werden. Die dritte Vernetzungsebene soll die laufende Produktion mit der Supply-Chain verbinden. Die Vernetzung der Anlagen basiert auf ihrem digitalen Abbild – also ihrem digitalen Zwilling.

Neue Rollen im Management

Um eine digitale Transformation der Prozesse im Unternehmen strukturiert durchzuführen, ist auch ein Wandel in der Managementstruktur notwendig. In der Führungsebene sind neue Rollen zu definieren, die alle Aufgaben rund um dieses Thema koordinieren und begleiten. Eine der Rollen ist der Chief Digital Officer (CDO), der die Transformation strategisch verantwortet und gleichzeitig die Vernetzung zwischen den Fachbereichen und der IT forciert und koordiniert. Er arbeitet bestenfalls auf Augenhöhe mit einem Chief Information Officer (CIO) zusammen, der die Aufgaben der strategischen und operativen Führung der Informationstechnik im Unternehmen innehat. Die Stelle des CDO ist in Deutschland bislang wenig verbreitet. Solche Positionen werden aber zukünftig sicherlich an Bedeutung gewinnen. Für eine erfolgreiche Transformation ist es darüber hinaus wichtig, dass auch die Mitarbeiter stärker in in digitalen Geschäftsmodellen denken und dass über flachere Hierarchien Entscheidungen schneller umsetzbar werden.


Daniela Held

Redakteurin

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