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Motion Apps steigern Flexibilität

Festo erfindet die digitalisierte Pneumatik neu
Motion Apps steigern Flexibilität

Durch die Verschmelzung von Hard- und Software zu einem digitalisierten Ventil ist Festo mit dem Motion Terminal ein Technologiesprung gelungen. Die pneumatische Automatisierungsplattform wird über Apps gesteuert. Über diese Entwicklung sprachen wir mit Dr. Eckhard Roos, Leiter des globalen Industry und Key Account Managements für die Prozessindustrien bei Festo in Esslingen.

Herr Dr. Roos, Festo konstatiert, mit dem Festo Motion Terminal die pneumatische Automatisierungstechnik neu definiert zu
haben. Was steckt dahinter?

Dr. Roos: Das Festo Motion Terminal ist ein Beispiel dafür, wie
etablierte Automatisierungstechnologien durch Digitalisierung
revolutioniert werden können. Wir haben bei dieser Technologie konsequent Hardware und Softwarefunktionen in der Anwendung getrennt. Die Realisierung der eigentlichen Funktion erfolgt durch die Installation von Software, in unserem Sprachgebrauch durch die Installation von Apps. Hier ist die Parallelität zum Konsumgüterbereich besonders deutlich, denn viele Funktionen eines Smartphones werden erst durch die Installation von Apps auf einer standardisierten Hardwareplattform erreicht.

Welche Vorteile ergeben sich durch die Trennung der Hardware und der Softwarefunktionen für die Anwender?

Dr. Roos: Die Vorteile sind natürlich zuerst Komplexitätsreduzierung durch Standardisierung der Hardware. Anwender können ihre Anlagen hardwaremäßig planen. Die eigentliche Funktion wird erst durch die Installation von Apps erreicht. Diese Standardisierung
reduziert Aufwand im Engineering, aber auch in der Beschaffung, da funktionsunabhängig größere Stückzahlen des Motion Terminals beschafft werden können, und natürlich im Betrieb durch reduzierte Ersatzteilhaltung. Für unsere Kunden sehen wir damit auch eine
Reduzierung der Time-To-Market für deren Anlagen bzw. Produkte.

Für die Engineering- und Errichtungsphase von Anlagen ist dies klar nachvollziehbar. Gibt es darüber hinaus noch Vorteile im
Betrieb?

Dr. Roos: Hier fällt es mir schwer, im Rahmen des Interviews alle Vorteile zu beschreiben. Diese reichen von Möglichkeiten der
Steigerung der Energieeffizienz über selbstadaptierende Funktionen während des Anlagenbetriebs bis hin zum Schutz von geistigem
Eigentum eines OEMs. Beispiel Energieeffizienz: Im Festo Motion Terminal lassen sich Diagnosezyklen zur Erkennung von Leckagen umsetzen. Nach einer definierbaren Anzahl von Ansteuerungen wird dieser Zyklus aktiviert, der es erlaubt, Leckagen antriebsbezogen zu detektieren. Oder das Beispiel der wählbaren Druckniveaus. Oft benötigen pneumatische Anwendungen nicht denselben Druck für das Öffnen und Schließen von Armaturen. Die Druckniveaus und Fahrzeiten lassen sich mit dem Motion Terminal individuell einstellen, sodass nur der Druck im Antrieb zur Anwendung kommt, der auch für die Anwendung im Prozess erforderlich ist. Dies kann den Verbrauch an pneumatischer Energie signifikant reduzieren. Ein Beispiel für selbstadaptierende Funktionen ist die
Definition und Überwachung von Öffnungs- und Schließzeiten von Armaturen über den Lebenszyklus von Anlagen.

Das heißt, wir sprechen hier von Funktionen, die unabhängig von Steuerungen oder Leitsystemen die Anlage automatisieren und bei Prozessabweichungen nachjustieren, um vordefinierte Abläufe
sicherzustellen?

Dr. Roos: Genau. Für eine einfache Inbetriebnahme können diese Zeiten eines Ventils parametriert werden. Das Motion Terminal stellt in einem Teachvorgang die Abluftdrosselungen automatisiert so ein, dass die gewünschten Zeiten erreicht werden. Über die Betriebszeit der Anlage wird die Einhaltung der vorgegebenen Werte überwacht. Falls sich auf Basis äußerer Einflüsse, beispielsweise durch zunehmende Reibung, die Zeiten verändern, werden die Drosselungen so angepasst, dass die ursprünglich parametrierten Werte eingehalten werden. Dies erfolgt automatisiert und dezentral, d. h. direkt im Feld und ohne einen Eingriff des Wartungspersonals.

Dezentrale Automatisierung, die auch noch eigenständig Anlagen überwacht, ist ein Bestandteil der Digitalisierung von Anlagen. Anwender setzen aber noch Leitsysteme ein. Wie integrieren Sie die Festo Motion Terminals?

Dr. Roos: Die Integrierbarkeit in überlagerte Automatisierungssysteme ist natürlich ein Muss. Wir haben daher auf der Hannover Messe 2017 bereits Kopplungen an Systeme von Siemens und Rockwell exemplarisch gezeigt. Über OPC-UA-Schnittstellen können zum einen Diagnosedaten aus dem Motion Terminal an überlagerte Automatisierungssysteme geschickt werden. Dadurch ist es beispielsweise möglich, im Falle des zunehmenden Verschleißes entsprechende Maintenance-Trigger zu senden. Im Extremfall lassen sich dadurch störungsbedingte Ausfälle der Anlage vermeiden. Zum anderen können über diese Schnittstellen einzelne Parameter von Apps top-down variiert werden, sodass die Produktion einfach auf geänderte Anforderungen, z. B. andere Produkte im Chargenprozess, umgestellt werden kann. Diese Funktionalität ermöglicht eine neue
Flexibilität bei pneumatischer Automatisierung im Feld, die es
bisher noch nicht gab.

Wie geht es weiter mit dem Umfang an Apps?

Dr. Roos: Zum Verkaufsstart des Festo Motion Terminals stehen zehn Funktionen über Motion Apps zur Verfügung. Diese reichen von der einfachen Änderung von Ventilfunktionen bis zu energieeffizienten Bewegungen, vom proportionalen Verhalten bis hin zur Diagnose von Leckagen. Ich bin davon überzeugt, dass wir bei Weitem noch nicht alle Möglichkeiten des Motion Terminals sehen. Aber da wird uns der Dialog mit Anwendern zukünftig noch weitere Möglichkeiten zeigen. Auch hier ist wieder die Parallelität zu Apps bei Smartphones gegeben.

www.prozesstechnik-online.de

Suchwort: cav0917festo

Halle 4, Stand 431


Kurz und Bündig :    Festo Motion Terminal

Mit dem Festo Motion Terminal steht eine universelle, programmierbare Plattform für eine adaptive Automatisierung mit digitalisierter Pneumatik zur Verfügung. Unterschiedliche Ventilfunktionen lassen sich
flexibel programmieren und über Motion Apps ansteuern. Das Festo Motion Terminal vereint die Funktionen von über 50 Einzelkomponenten. Das erleichtert den Engineeringprozess und spart zahlreiche Hardwarekomponenten ein. Maschinen- und Anlagenbauer können dadurch neue Plattform- und Modulbauweisen realisieren. Die Anlagenbetreiber gewinnen Wettbewerbsvorteile durch flexible und adaptive Anlagen, Datentransparenz, Kommunikationsfähigkeit, Prozesssicherheit und die einfachere Bedienung von komplexen Maschinen.

Durch die Auswahl verschiedener Motion Apps hat der Anwender sowohl die Möglichkeit, den Zustand seiner Anlage in Echtzeit zu erfassen, als auch die Funktionalität zu verändern. Muss die Anlage an Kundenwünsche angepasst werden, entfallen durch die programmierbare Plattform für den
Maschinenbauer aufwendige Hardwareänderungen vieler einzelner Komponenten. Neue Funktionen werden schnell und
intuitiv auf dem Festo Motion Terminal
programmiert.
Die Softwarefunktionalität ermöglicht es dem Maschinenbauer, zusätzliche Services und neue Geschäftsmodelle anzubieten. Die eingebaute Sensorik liefert in Echtzeit Daten aus dem Anlagenbetrieb und schafft Einblick in die Vorgänge innerhalb der Anlage. Die virtuelle Produktionshistorie warnt bei kritischem Verschleiß oder abweichenden Parametern. Störungen in den Abläufen werden sichtbar und nachvollziehbar. Dabei ist die digitalisierte Funktionalität unsichtbar in einer „Black Box“ geschützt, statt in sichtbaren Hardwareelementen offengelegt zu sein. Bei der Softwareentwicklung wurde großer Wert auf die Benutzerfreundlichkeit gelegt. Der Anwender kann über Internettechnologien direkt auf das Gerät zugreifen. Über den Browser lassen sich die verschiedenen Motion Apps konfigurieren.

Dank der Symbiose aus Mechanik, Elektronik und Software deckt das Festo Motion Terminal Funktionen ab, für die sonst bis zu 50 Einzelkomponenten erforderlich sind
Bild: Festo

„Das Festo Motion Terminal ist ein Beispiel dafür, wie etablierte Automatisierungstechnologien durch Digitalisierung revolutioniert werden können.“


Das Interview führte für Sie : Günter Eckhardt

Chefredakteur

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