Startseite » Chemie »

Standortbetreiber macht Industriepark energieautark

Nachhaltig versorgt und gut vernetzt in Höchst
Standortbetreiber macht Industriepark energieautark

Die Energieversorgung eines großen Industriestandortes bedeutet mehr, als Strom aus der Steckdose zu liefern. Die produzierenden Chemie- und Pharmaunternehmen im Industriepark Höchst benötigen neben elektrischer Energie vor allem Dampf und natürlich Wasser in unterschiedlichsten Qualitätsstufen sowie technische Gase und Kälte. Dabei sorgt das innovative Ver- und Entsorgungskonzept von Infraserv Höchst nicht nur für Nachhaltigkeit, sondern leistet auch einen Beitrag zur Netzstabilität.

Die rund 90 Unternehmen im 4,6 km² großen Industriepark Höchst verlassen sich auf eine leistungsfähige Infrastruktur: Pro Jahr werden in den 980 Gebäuden und 120 Produktionsanlagen rund 1900 GWh elektrische Energie verbraucht – genug, um 630 000 Haushalte ein Jahr lang zu versorgen. Zudem werden im Industriepark pro Jahr rund 3400 GWh Wärme benötigt, was dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 174 000 Einfamilienhäusern entspricht. Infraserv Höchst setzt bei der Energieversorgung auf eine nachhaltige und ressourcenschonende, dabei unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvolle, langfristig angelegte Strategie. Energieeffizienz spielt dabei in allen Prozessen eine große Rolle. Während bei klassischen Kohlekraftwerken die Abwärme ungenutzt entweicht, erreicht das Heizkraftwerk des Standorts in Verbindung mit den in Kraft-Wärme-Kopplung betriebenen Gasturbinenanlagen einen Energieausnutzungsgrad von ungefähr 90 %. Hinzu kommt die konsequente Nutzung der Abwärme von Entsorgungs- und Produktionsanlagen, die in die Versorgungsnetze des Standorts eingespeist werden und ebenfalls den Bedarf an fossilen Brennstoffen sowie den Kohlendioxidausstoß deutlich reduzieren. Die Eigenstromerzeugung macht den Industriepark Höchst weitgehend energieautark und vermeidet pro Jahr klimaschädliche CO2-Emissionen in einer Größenordnung von mehr als 500 000 t.

Regenerative Energiequellen
Infraserv Höchst setzt neben den fossilen Energieträgern Kohle und Erdgas verstärkt auch auf regenerative Energiequellen und verfolgt das Ver- und Entsorgungskonzept Waste-to-energy. Zu den regenerativen Energiequellen gehören Ersatzbrennstoffe – diese nicht mehr recyclebaren Siedlungs- und Gewerbeabfälle besitzen einen hohen Heizwert. Wie die Gasturbinenanlagen im Heizkraftwerk arbeitet die Ersatzbrennstoffanlage auch nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung und kann in drei Verbrennungsstraßen bis zu 250 t Dampf pro Stunde erzeugen. Mit dieser Menge könnten 150 000 Wohnungen ein Jahr lang beheizt werden. Auf sehr geringe Heizwerte in den zu behandelnden Abfällen ist die Technik der Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) ausgelegt. In der KVA werden nicht nur Überschussschlämme aus der Abwasserreinigungsanlage des Standorts, sondern auch andere industrielle und kommunale Klärschlämme thermisch behandelt, pro Jahr etwa 180 000 t. In zwei baugleichen Verbrennungslinien werden dafür jeweils rund 25 t Quarzsand mithilfe von vorgewärmter Luft zum Verwirbeln gebracht. In dieser Wirbelschicht werden die Abfallstoffe zerrieben und verbrennen bei Temperaturen von 850 bis 950 °C sehr gleichmäßig. Aufgrund des guten Ausbrands der Abfälle entstehen wenig Stickoxide. Die Abwärme aus den Rauchgasen geht nicht verloren: In den Abhitzekesseln der beiden Verbrennungslinien werden zusammengenommen stündlich rund 36 t Dampf mit einem Druck von 16 bar erzeugt und in das Versorgungsnetz des Industrieparks eingespeist. Das hilft beim Energiesparen.
Biogas für das öffentliche Netz
Ein Teil des Überschussschlamms der Abwasserreinigung wird in der Biogasanlage von Infraserv Höchst zur Erzeugung von umweltfreundlichem Biogas genutzt. Ein vom Unternehmen entwickeltes Verfahren ermöglicht hier erstmals den Einsatz von industriellen Klärschlämmen zur Biogasproduktion. Die Anlage besteht aus zwei Fermentationsbehältern mit einem Volumen von jeweils 11 000 m³. In diesen werden die Klärschlämme mit sogenannten Co-Substraten, rund 180 000 t/a organische Abfälle wie Fermentationsrückstände oder überlagerte Lebensmittel, verwertet. Die Anlage erzeugt pro Tag rund 70 000 m³ Biogas. Dem Konzept „Waste-to-energy“ entsprechend werden hier niederkalorische, zur direkten thermischen Verwertung ungeeignete Abfälle in Energie umgewandelt. Ein Teil des Biogases wird in fünf Gasmotoren verstromt. Zusätzlich zur elektrischen Energie wird dabei die Abwärme aus den Abgasen der Motoren genutzt, um Prozessdampf mit einem Druck von 4 bar herzustellen. Die Abwärme aus der Wasserkühlung der Verbrennungsmotoren wird verwendet, um Kesselspeisewasser für die Klärschlammverbrennung auf 60 °C vorzuheizen. Der andere Teil des Biogases wird in einer anderen Anlage auf Erdgasqualität aufbereitet und in das öffentliche Versorgungsnetz von Frankfurt eingespeist. Die Menge reicht aus, um rund 4000 Haushalte zu versorgen.
Stabile Stromnetze
Gleichzeitig sorgt der Standort für stabile öffentliche Stromnetze. Die allgemeine Stromversorgung verbindet als dynamisches Netzwerk Energieerzeuger und Verbraucher miteinander. Bei Bedarfsspitzen kann Infraserv Höchst mit seinen schnell regelbaren Gasturbinen innerhalb weniger Minuten zusätzlichen Strom in das Netz einspeisen. Umgekehrt sorgt der Industriepark bei Stromüberschuss im allgemeinen Netz dafür, dass weniger der erzeugten Energie verloren geht. Möglich machen es zwei Dampfkessel im Kraftwerk, die Strom zur Erzeugung von Dampf nutzen. Dieser Prozessdampf wird von den Produktionsbetrieben am Standort rund um die Uhr benötigt. Entsprechend weniger Prozessdampf muss im Kraftwerk mit Erdgas erzeugt werden. Daher wird diese Technologie auch mit dem englischen Ausdruck „power to save gas“ (etwa: Strom spart Erdgas) umschrieben oder auch mit „power to heat“ (etwa: Strom zu Dampf). Dies ist ein Beitrag zur Schonung der natürlichen Ressourcen und zum Klimaschutz. Die Dampferzeugung in den Kesseln funktioniert ähnlich wie der Tauchsieder in der heimischen Küche: ein elektrischer Rohrheizkörper verdampft Wasser, jedoch im industriellen Maßstab. Die beiden Elektro-Dampf-Kessel leisten jeweils 20 MW und benötigen aus dem Stand weniger als 5 min, um ihre volle Leistung zu erreichen: Dann erzeugen sie zusammen eine Dampfmenge, die ausreichen würde, um 2000 Einfamilienhäuser zu beheizen.
Zertifiziertes Energiemanagement
Energieeffizienz in den Prozessen wird im Industriepark Höchst auf vielfältige und selbstverständlich systematische Weise verwirklicht: Infraserv Höchst arbeitet mit einem Energiemanagementsystem, das nach der global gültigen Norm DIN EN ISO 50001 zertifiziert ist. Die Zertifizierung gilt für Infraserv Höchst und erstreckt sich auf die Infrastruktur im Industriepark Höchst sowie Infrasite Griesheim, Betreibergesellschaft des Industrieparks Griesheim. Ein ausgewiesen gutes Energiemanagementsystem ist wesentlich für einen optimalen Standortbetrieb und schafft Standortvorteile für die Unternehmen im Industriepark Höchst.
www.prozesstechnik-online.deSuchwort: cav0716infraservhöchst
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

cav-Produktreport

Für Sie zusammengestellt

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper

Top-Thema: Instandhaltung 4.0

Lösungen für Chemie, Pharma und Food

Pharma-Lexikon

Online Lexikon für Pharma-Technologie

phpro-Expertenmeinung

Pharma-Experten geben Auskunft

Prozesstechnik-Kalender

Alle Termine auf einen Blick


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de