Geschwindigkeit ist keine Hexerei, sondern eine Frage der Organisation. Darüber sind sich die Mitarbeiter von Vega heute einig. Denn der Hersteller von Füllstand- und Druckmesstechnik hat erreicht, woran selbst innerhalb der Firma vor kurzem noch keiner glauben konnte: Die Verkürzung der Lieferzeit auf fünf Arbeitstage. Das Rezept für diese enorme Effektivitätssteigerung stammt aus dem Unternehmen selbst.
Bis vor kurzem betrug die Lieferzeit bei Vega noch ca. 20 Wochentage. „Damit haben wir einst Maßstäbe gesetzt“, erzählt Ewald Böhler, der Technische Leiter der Druckmesstechnik und Zuständige für die Lieferzeit-Beschleunigung im Unternehmen. „Doch mittlerweile hatten auch unsere Mitbewerber in Sachen Lieferzeit nachgezogen. Und dann muss man sich eben etwas einfallen lassen.“ Doch wie spart man Zeit bei Produktionsabläufen, die bisher schon als optimal galten? Wo in dem komplexen Räderwerk eines Unternehmens setzt man mit Veränderungen an, ohne den gesamten Ablauf aus den Angeln zu heben?
Hierzu wurde im Hause Vega mit Mitarbeitern aus Auftragsbearbeitung, Produktion, Versand und Lagerhaltung ein firmeninternes Team gegründet. Noch bevor das Team seine Arbeit aufnahm, versprach die Geschäftsleitung, dass durch die angestrebte Effektivitätssteigerung und Zeitersparnis keine Mitarbeiter freigestellt werden. „Denn wenn die Leute das Gefühl haben, dass sie sich selbst wegrationalisieren, dann halten sie mit den besten Vorschlägen natürlich hinterm Berg“, erklärt Böhler. In den kommenden Wochen und Monaten wurde jedes Detail des Auftragseingangs, der Auftragserfassung, der Lagerhaltung, des Material-Managements, der EDV und der Fertigung unter die Lupe genommen.
Modularer Aufbau, das Geheimnisfür den Erfolg
Zunächst kam der konstruktive Aufbau der Geräte auf den Prüfstand. Er wurde auf Modularität überprüft und falls erforderlich modifiziert. „Wir unterscheiden in variantenarme und variantenreiche Geräte“, betont Böhler. Böhler weiter: „Ca. 80% unserer Geräte sind Unikate. Der Schwerpunkt lag deshalb bei den variantenreichen Geräten, die nur auf Einzelteil- und Baugruppenebene bereitgestellt werden. Die Baugruppenvormontage wird Kanban-gesteuert durchgeführt. Beim Eingang einer Bestellung erfolgt der Aufbau, die Kalibrierung und die Auslieferung in maximal fünf Arbeitstagen.“
Traditionell wird mit der Materialbeschaffung erst begonnen, wenn der Kundenauftrag ins Haus kommt. Bei Vega sorgt jetzt ein monatlich tagendes Team für vorausschauende Materialdisposition. Dafür also, dass nach laufend aktualisierten Erkenntnissen aus den Vormonaten und Verkaufsprognosen immer so viel Material auf Lager liegt, wie erfahrungsgemäß gebraucht wird.
Verbesserte Abläufe schaffenFreiräume
Ein kompletter Arbeitsschritt wurde gestrichen: Die Endkontrolle der auslieferungsbereiten Geräte. Die Qualitätssicherung wurde so in die Fertigungsabläufe integriert, dass keine Schlussabnahme des fertigen Gerätes mehr notwendig ist.
Ein weites und schwieriges Feld bot die Kalibrierung für die Zeitsucher bei Vega. Denn jeder Druckmessumformer wird individuell kalibriert – und genau dieser Arbeitsgang kostete früher viel Zeit. „Wir haben über ein Jahr lang an der Kalibrierung gefeilt, bis alles optimiert war“, erzählt Böhler. Doch auch hier übertraf das Ergebnis alle Erwartungen: „Jetzt schaffen wir es bei Bedarf sogar, eine zweite Kalibrierung durchzuführen, ohne den Liefertermin zu gefährden.“
Ähnlich aufwendig und lohnend war die optimale Abstimmung der EDV. Früher wurde der Auftrag bei Auftragseingang erfasst und dann mehrfach weitergereicht. „Jetzt wird der Auftrag erfasst, und jede Abteilung hat unmittelbar Zugriff darauf“, sagt Böhler. Auch in den Produktionshallen herrscht entspannte Geschäftigkeit. Die Mitarbeiter wirken nicht, als stünden sie unter Zeitdruck und Stress, um die Fünf-Tage-Lieferzeit einzuhalten. Sozusagen mit der Stoppuhr wurde die Zeit vom Auftragseingang bis zur Auslieferung des fertigen Produkts Stunde um Stunde heruntergeschraubt. Aus den eingesparten Stunden wurden Tage, aus den Tagen Wochen. „Um ehrlich zu sein, wir waren selbst überrascht, wie viel Zeit man da noch rausholen kann“, gibt Böhler zu.
Bereits bei 30% aller Aufträge wird der Schnell-Lieferservice in Anspruch genommen – mit steigender Tendenz. „Wir gehen daher davon aus, dass der Bedarf latent schon immer vorhanden war.“
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Wasserstoff gilt als Schlüssel für die Dekarbonisierung der Chemieindustrie. Doch die Nutzung des vermeintlichen Hoffnungsträgers Hydrogen birgt auch Gefahren und stellt die Branche vor neue Herausforderungen, die das gratis Whitepaper „H2 wie Hoffnungsträger?“ näher für Sie…
Teilen: