Der Verpackungsspezialist Multivac bietet verschiedene Lösungen für die pharmazeutische und biotechnologische Industrie an. Auf der Achema in Frankfurt zeigt der Hersteller eine segmentspezifische Verpackungsmaschine, die komplexe Prozesse mit vielen Produktvarianten und Chargengrößen beherrschbar macht. cav sprach mit Luc van de Vel, Leiter des Geschäftsbereichs MCP (Medical Cosmetics and Pharmaceutical Industry) bei Multivac.
cav: Herr van de Vel, Multivac ist dieses Jahr zum zweiten Mal auf der Achema in Frankfurt vertreten. Mit welchen Exponaten sind Sie auf der Messe vertreten?
van de Vel: Unser diesjähriges Ausstellungsstück ist eine Verpackungslösung für pharmazeutische und Biotech-Anwendungen sowie für Bereiche, in denen eine hohe Flexibilität bei der Verpackung von sensiblen Produkten gefragt ist. Die Verpackungsmaschine legt das Packgut flexibel ein, versiegelt die Packung und versieht diese ggf. mit Schutzgasatmosphäre. Anschließend wird die Verpackung an den nachgelagerten Prozessschritt, wie zum Beispiel der Sekundärverpackung, weitergegeben. Der eigentliche Clou der Lösung ist ihre im Hinblick auf eine sichere Line Clearance verbesserte Maschinenkonstruktion. Diese sorgt unter anderem dafür, dass auch bei häufigen Chargenwechseln eine sichere Umrüstung der Maschine gewährleistet ist.
cav: Warum ist dieser Aspekt so wesentlich?
van de Vel: Wie in anderen Industrien auch, werden die Produktionslose in der pharmazeutischen Industrie zunehmend kleiner. Darüber hinaus nimmt die Komplexität und Sensibilität der Produkte laufend zu. Der Verpackungsprozess wird jedoch umso unwirtschaftlicher, je öfter die Maschine angehalten werden muss, um sie zu reinigen, Werkzeuge zu wechseln oder in ihrem Inneren nach verloren gegangenen Teilen zu suchen. Daher haben wir bei unserer neuen Lösung einige konstruktive Maßnahmen ergriffen, um die Line Clearance so sicher und einfach wie möglich zu machen, und dem Bedienpersonal den Formatwechsel zu erleichtern. Zudem haben wir den Maschinenzugang optimiert.
cav: Wie sehen diese Verbesserungen konkret aus?
van de Vel: Im Inneren der Maschine haben wir die Räume, in denen die Verpackungsprozesse stattfinden, so weit wie möglich von den Technikräumen getrennt. Dafür wurden Installationseinheiten wie Schläuche, Kabel und Ventile aus dem Maschineninneren auf die Rückseite der Maschine verlegt. Damit haben wir das Risiko minimiert, dass Produkte während des Verpackungsprozesses irgendwo hängen bleiben. Zudem haben wir die Tiefziehmaschine mit einer durchsichtigen Front aus Polykarbonat verkleidet und großflächige Türen eingebaut. Auf diese Weise kann das Bedienpersonal das Innere der Maschine gut einsehen und kommt auch gut an verloren gegangene Teile heran.
cav: Sie erwähnten den einfacheren Formatwechsel. Wie sehen hier die Verbesserungen konkret aus?
van de Vel: Wir haben die Einsatzmöglichkeit unseres bewährten Schubladensystems erweitert und bieten entsprechende Wechselsysteme jetzt auch für die Komplettschnitt-Werkzeuge an, die bei pharmazeutischen Anwendungen für die Separierung der versiegelten Packungen genutzt werden. Die auf dem Schubladenprinzip basierenden Wechselsysteme ermöglichen einen einfachen und reproduzierbaren Austausch aller Formatteile auf der Bedienerseite. Darüber hinaus sind die zu wechselnden Werkzeugteile sehr leicht und damit einfach zu handhaben.
cav: Haben Sie auch beim Antrieb und dem Folienvorschub etwas verändert?
van de Vel: Ja und nein. Für den Folienvorschub setzen wir weiter unsere bewährte Folientransportkette ein. Die Antriebssysteme für den Folientransport und für die Hubwerke werden allerdings noch genauer sein. Anstatt der pneumatischen Antriebssysteme setzen wir nämlich elektrische Antriebe ein, bei denen sich Ablauf und Geschwindigkeit einfacher und genauer regeln lassen.
cav: Stichwort „regeln lassen“. Wie funktioniert die Bedienung bei der neuen Linie – auch im Hinblick auf Prozesssicherheit?
van de Vel: Unsere Verpackungsmaschinen, das gilt auch für unser neues Maschinenkonzept, sind mit der intuitiv bedienbaren Benutzeroberfläche HMI 2.0 ausgestattet. Auch die Bedienung aller zusätzlich in die Verpackungslösung integrierten Komponenten erfolgt über die intuitive Bedienoberfläche. Mit ihr kann auch ungeübtes Personal die Produktionsparameter an einem übersichtlichen Bedienpult sehr einfach einstellen. Die komplette Mess- und Steuerungstechnik unserer Maschinen ist auf Prozesssicherheit ausgerichtet. Kritische Parameter wie Zeit, Druck, Temperatur und Vakuum sind stufenlos einstellbar und werden während des gesamten Prozessablaufes kontinuierlich gemessen, überwacht und für den Bediener visualisiert. Auf diese Weise wird der Verpackungsprozess für pharmazeutische Anwendungen messbar, visualisierbar und reproduzierbar.
cav: Mit Multivac Clean Design hatten Sie ja bereits vor einigen Jahren ein Maschinenkonzept für die Verpackung von sensiblen Medizingütern auf den Markt gebracht. Zeigen Sie auf der Achema weitere Exponate?
van de Vel: Mit Multivac Clean Design bietet Multivac ein umfassendes Maschinenportfolio für die Verpackung von medizinischen Sterilgütern. Multivac Clean Design ist bereits bei mehreren Verpackungsmaschinen und integrierten Verpackungslinien umgesetzt, darunter die Tiefziehverpackungmaschine R 145, der Traysealer T 260 oder die C 400 TC, eine Spezial-Kammermaschine mit temperaturgeregelter Siegelschiene. Auf der Achema werden auch Produkte im Multivac Clean Design präsentiert. Mit unserem neuen Maschinenkonzept, das wir erstmals auf der Achema präsentieren werden, adressieren wir die Anforderungen der pharmazeutischen und Biotech-Industrie hinsichtlich einer GMP-gerechten Verpackung von sensiblen Produkten. Halle 3.1, Stand C47
prozesstechnik-online.de/cav0612526
„Im Inneren der Maschine haben wir den Verpackungsprozess so weit wie möglich von den Technikräumen getrennt. Damit bleiben Produkte während des Verpackens nirgendwo hängen.“
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Neuen, klimafreundliche Wasserstoffwirtschaft
Teilen: