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Wie mit Lego

Generalunternehmer für die pharmazeutische Industrie
Wie mit Lego

Jeder kennt die kleinen bunten Kunststoffklötzchen des dänischen Spielzeugherstellers und ihre vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten. Was Schubert Packaging Systems mit diesem Baukasten zu tun hat, erklärte Geschäftsführer Olaf Horrenberger im Interview mit Pharmaproduktion.

Herr Horrenberger, erläutern Sie bitte das Dienstleistungsspektrum von Schubert Packaging Systems.

Horrenberger: Wir sind Anlagenbauer und Dienstleister zugleich. Mit Turnkey-Anlagen und Schubert-Pharma liegt unser derzeitiger Schwerpunkt aber bei der Tätigkeit als Anlagenbauer. Im Bereich der Dienstleistungen bieten wir Projektmanagement, Life Cycle Partnering, Linienoptimierung und mit Schubert-Consulting, die umfassende Beratung im Bereich der Endverpackungsprozesse.
Welche Leistungen stecken hinter dem Life Cycle Partnering?
Horrenberger: Dahinter verbirgt sich die Betreuung der Anlage, von der Abnahme bis zur Stilllegung, über die Organisation von Ersatzteilen, Formatwechsel, neuer Formate, bis hin zu Verlagerungen der Anlage. Das Pendant hierzu im Zeitraum vor der Bestellung einer Anlage, ist unsere Consulting Tätigkeit. Hier analysieren wir zum Beispiel die vorhandene Maschinentechnologie, Material- und Datenflüsse sowie die Anzahl der verschiedenen, aktuell produzierten Produkt- und Verpackungsvarianten und deren prozentualen Verteilung. Basierend hierauf und den neuen, zukünftigen Anforderungen entwickeln wir dann verschiedene Lösungskonzepte, bewerten diese nach verschiedenen Kriterien. Gerne unterstützen wir unsere Kunden dann auch in der Realisierung der ausgewählten Lösung als Generalunternehmer oder mit unseren Projektmanagement.
Seit dem 1. Januar 2016 firmiert International Packaging Systems als Schubert Packaging Systems mit den Units Schubert-Pharma und Schubert-Consulting. Was veranlasste Sie zu diesem Namenswechsel und waren damit weitere Veränderungen verbunden?
Horrenberger: Das ist richtig. Unser Dienstleistungsportfolio und unsere Tätigkeitsbereiche haben sich dadurch nicht geändert, wir betreuen unsere Kunden weiterhin ganzheitlich. Unser Ziel war es, alle Schubert-Niederlassungen und Tochterunternehmen unter ein Dach zu vereinen und einen einheitlichen Markenauftritt zu schaffen. Auf diese Weise stärken wir die Gruppenidentität.
Sie betonen, dass Ihr Dienstleistungsunternehmen für ganzheitliche Kundenbetreuung steht. Was genau verstehen Sie darunter?
Horrenberger: Wir wollen nicht nur die beste technische Anlage, sondern auch den besten Prozess für die Anforderungen unserer Kunden umsetzen. Daher betrachten wir immer das Gesamtumfeld und hinterfragen das Ganze. Wir realisieren also nicht nur die Anlage, sondern liefern ein Gesamtkonzept, einschließlich Service und Beratung. Schubert Packaging Systems kann Kunden das liefern, was sie wirklich über Jahre zufriedenstellt.
Bieten dieses Gesamtkonzept nicht auch andere Generalunternehmer?
Horrenberger: Wir unterscheiden uns im Wesentlichen in zwei Punkten. Das ist zum einen unsere Technologie. Unsere Verpackungsmaschinen basieren auf einem Baukastensystem von Standardkomponenten. Auf diese Weise können wir Aufgaben sehr flexibel lösen und unterschiedlichste Prozesse basierend auf unseren tausendfach erprobten Standardkomponenten realisieren. Darüber hinaus verfügen wir über eine eigene, selbstentwickelte Software und einheitliche Maschinensteuerungen. Und zum anderen unterscheiden wir uns durch unser breites Dienstleistungsportfolio. Wir haben eine eigene Validierungsabteilung, entwickeln Verpackungen selbst und bieten unseren Kunden, wie schon gesagt, das Gesamtkonzept.
Bedeutet das, dass Sie als Generalunternehmer ausschließlich auf die Maschinen und Komponenten von Schubert zurückgreifen?
Horrenberger: Nein. Es ist zwar so, dass das Herzstück der Anlagen aus Schubert-Technologie besteht, wir kaufen aber auch Aggregate oder ganze Maschinen von anderen Lieferanten projektspezifisch zu.
Also immer dann, wenn Sie etwas nicht über das eigene Produktportfolio abdecken können, greifen Sie auf Zukaufkomponenten zurück.
Horrenberger: Ja, oder wenn wir wissen, dass es eine andere Komponente oder Maschine gibt, die in Form eines Standardaggregats genau diesen Prozess in dem jeweiligen Anwendungsfall optimal abdeckt. Unsere Kunden brauchen einen Partner, der flexibel ist und dementsprechend auch auf unterschiedlichste Projektanforderungen reagieren kann.
Für die Zukunft planen Sie das Geschäftsfeld Anlagenbau im Bereich Endverpackungen noch weiter auszubauen. Wo sehen Sie konkret Wachstumspotenziale?
Horrenberger: Wir sehen definitiv in Nordamerika noch Potenzial. Dienstleistungen einzukaufen, ist gerade dort noch stärker ausgeprägt als bei uns. Wir haben dort ein Kundenpotenzial, das unsere Technologie noch gar nicht kennt und damit auch nicht die Vorteile, die unsere Anlagen bieten. Dementsprechend müssen wir sie auf uns aufmerksam machen und die Vorteile darlegen.
Wie wollen Sie das tun?
Horrenberger: Wir werden uns personell verstärken. Wir werden auf Messen ausstellen. Und wir müssen natürlich das persönliche Gespräch mit den potenziellen Neukunden suchen, um unsere Technologie erklären zu können, denn wir sind keine Katalogverkäufer. Bei uns ist es wie beim Bauen mit Lego: Wir haben eine gewisse Anzahl von Bausteinen zur Verfügung und bauen daraus eine maßgeschneiderte Lösung für unsere Auftraggeber.
Für Ihre Auftraggeber aus der pharmazeutischen Industrie haben Sie eigens ein Kompetenzteam gegründet. Warum?
Horrenberger: Die Anforderungen der pharmazeutischen Industrie sind recht komplex. Aus diesem Bewusstsein heraus war es für uns ein logischer Schritt, unsere pharmazeutischen Experten mit dem Anlagenbau und dem Projektmanagement in einem Kompetenzteam zusammenzubringen. Sie sprechen und verstehen die Sprache der Pharmaproduzenten.
Welches Dienstleistungsangebot bietet Schubert-Pharma konkret für die pharmazeutische Industrie an?
Horrenberger: Über das Dienstleistungsangebot von Schubert Packaging Systems, das ich ja bereits erläutert habe, hinaus, haben wir ein Validierungsteam für die Qualifizierung der Anlagen und ein Softwareteam, das auf die Aufgaben der Pharmaindustrie wie zum Beispiel Track&Trace spezialisiert ist.
Haben sich Ihre Erwartungen, die Sie damals mit der Gründung des Kompetenzteams verbunden haben, erfüllt?
Horrenberger: Ja, sie wurden sogar übertroffen. Das verdeutlicht auch die Tatsache, dass wir unsere wirtschaftlichen Zielvorgaben bereits in der Hälfte der anvisierten Zeit deutlich überschritten haben.
Welche Vorgaben waren das?
Horrenberger: In diesem Jahr, also 2,5 Jahre nach Gründung von Schubert-Pharma, werden wir einen Gesamtumsatz von 25 Mio. Euro erwirtschaftet haben. Unser Ziel war es, 20 Mio. Euro in 5 Jahren zu schaffen.
Die EU-Richtlinie 2011/62/EU hat die gesetzlichen Auflagen in Bezug auf die Medikamentensicherheit verschärft. Sie enthält detaillierte Regelungen zur Serialisierung, Rückverfolgbarkeit und Tamper Evident. Hat der für die pharmazeutischen Unternehmen daraus resultierende Investitionsbedarf Ihr Geschäft angekurbelt?
Horrenberger: Von dieser Richtlinie profitieren in erster Linie Unternehmen, die sich auf die Nachrüstung von Verpackungsanlagen spezialisiert haben. Unser Fokus liegt hingegen auf dem Bau von neuen Verpackungsanlagen, die wir bereits mit fertigen Serialisierungslösungen anbieten können.
Welche Serialisierungslösungen bietet Schubert-Pharma konkret an?
Horrenberger: Unsere Serialisierungslösungen gehen bereits weiter als die EU-Richtlinie fordert, denn wir sind auf die Anforderungen des Weltmarkts ausgerichtet. Das heißt, wir können heute schon Lösungen anbieten, die die Serialisierung von Einzelprodukten bis hin zur finalen Aggregation umfassen. Konkret kommen dafür mehrere unserer Technologien zum Einsatz. So ist beispielsweise in unserer selbstentwickelten Software standardmäßig eine Track&Trace-Lösung integriert. Des Weiteren bietet unser Transportroboter Transmodul optimale Voraussetzungen um die serialisierten Produkte durch die gesamte Verpackungslinie lückenlos nachverfolgbar zu führen. Und wir verfügen über eigene Bildverarbeitungssysteme, die für die Erkennung und Verifikation der Serialisierungs-Codes notwendig sind sowie für die Steuerung der Pick-and-Place-Roboter während des Verpackungsprozesses.
Bleiben wir beim Thema Bildverarbeitungssysteme. Ich habe erfahren, dass Sie speziell für Verpackungsanwendungen eine eigene 3-D-Kamera entwickelt haben.
Horrenberger: Das stimmt. Sowohl die Hardware, als auch die Software unserer 3-D-Kamera ist eine vollständige Eigenentwicklung von uns. Sie ist sehr schnell in der Datenauswertung und über ein Sercos-III-Echtzeit-Bussystem mit unseren Verpackungsmaschinen verbunden.
Wie funktioniert die 3-D-Kamera genau?
Horrenberger: Sie basiert auf dem Stereo-Vision-Verfahren. Mithilfe von projizierten Lichtmustern wird ein telezentrisches Bild erzeugt und von Farbflächensensoren ausgewertet. Im Unterschied zu anderen 3-D-Kameras sind wir nicht auf die Projektion von Laserlinien angewiesen und müssen das Bildverarbeitungssystem somit nicht auf individuelle Aufgabenstellungen anpassen. Daher ist unsere 3-D-Kamera äußerst flexibel und bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten.
Ist diese 3-D-Kamera bereits im Einsatz?
Horrenberger: Derzeit bauen wir eine erste Anlage, in die die 3-D-Kamera eingebaut ist. Diese Anlage wurde entwickelt, um Injektions-Pens zu verpacken und befindet sich aktuell in der Endmontage.
Welche Aufgabe hat die 3-D-Kamera in der Anlage?
Horrenberger: Die Aufgabe der Kamera ist es, die Injektions-Pens zu erkennen und die notwendigen Informationen an den Pick-and-Place-Roboter weiterzuleiten. Dadurch erhält er genaue Daten über die Position, Lage und Orientierung der Injektions-Pens, damit er einen einzelnen, unorientierten Pen aus der Schachtel greifen kann. Die Injektions-Pens, die der Verpackungsanlage zugeführt werden, liegen nämlich gesammelt und frei, d. h. nicht durch Gefache fixiert und positioniert, in einer Schachtel.
Halle 1, Stand 219
„Wir wollen nicht nur die beste Anlage, sondern auch den besten Prozess für die Anforderungen unserer Kunden umsetzen.“

Dienstleister auf Wachstumskurs

Zahlen und Fakten

Die Wurzeln von Schubert Packaging Systems reichen bis ins Jahr 1972. Damals wurde das Unternehmen aus Crailsheim als International Packaging Systems GmbH gegründet. Seit 1992 gehört es als Tochterunternehmen zu 100 % der Gerhard Schubert GmbH. Seine Dienstleistungen richtet der Verpackungsspezialist an die Branchen Pharma, Kosmetik, technische Artikel, Nahrungsmittel, Süßwaren, Snacks, Tiernahrung und Getränke.
Im vergangenen Geschäftsjahr 2015 erzielte Schubert Packaging System mit derzeit 58 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 50 Mio. Euro. Davon lag der Anteil aus der pharmazeutischen Industrie etwa bei 23 %. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet man mit Schubert-Pharma einen Umsatz von 25 Mio. Euro.

Janosch Menger
Volontär,Pharmaproduktion
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