Plastikmüll hat sich zu einem Symbolbild der Umwelt- und Klimakrise entwickelt. Deswegen setzen viele Unternehmen auch aus Marketinggründen auf Verpackungen, die den Kunden Nachhaltigkeit kommunizieren sollen. Papierbasierte, einfach zu recycelnde Verpackungen rücken so in den Fokus. Aufgrund der hohen Anforderungen, die an die Verpackungen pharmazeutischer Produkte gestellt werden, sind reine Papierverpackungen hier bisher meist nur als Sekundärverpackungen, z. B. als Faltschachtel oder als Tray, möglich. Aktuell arbeiten Verpackungsspezialisten wie Uhlmann Pac-Systeme intensiv an Lösungen für sensible Produkte, die sicher vor äußerlichen Einflüssen wie Wasserdampf geschützt werden müssen, zum Beispiel an Papierblistern. Einiges ist davon bereits marktreif, weitere Alternativen werden sicherlich in den nächsten Jahren dazukommen. Aber auch wenn reine Papierlösungen einen hohen Recyclingfaktor haben, stehen sie bei anderen Nachhaltigkeitsaspekten nicht immer besser da als Kunststoffe: So sind der Wasser- und Landverbrauch, die Luftverschmutzung (z. B. Feinstaub) sowie der Einsatz von Bleichmitteln und anderen Chemikalien bei der Erzeugung von Papier und Kartonagen ausschlaggebende Faktoren bei deren Nachhaltigkeitsbewertung, genauso wie ökologische und soziale Aspekte wie die Auswirkungen von Holzplantagen auf die Biodiversität einer Region sowie auf die ökonomische Situation ihrer Bewohner. Nur als nachhaltig zertifiziertes Papier trägt zur positiven Klima- und Ökobilanz einer Verpackung bei.
Die Möglichkeiten nachhaltigen Verpackens mit Kunststoffen werden dagegen oft unterschätzt. Denn Kunststoffe bieten mittlerweile vielfältige Möglichkeiten, sehr gute Barriereeigenschaften und Prozesssicherheit vor allem bei der Verpackung sensibler Produkte wie Parenteralia mit hohem Nachhaltigkeitswert zu verbinden. Durch den Einsatz von Einstoff-Verpackungslösungen, wie sie beispielsweise von Uhlmann Pac-Systeme für Mono-PP-Material schon angeboten werden, ist eine hohe Recyclingfähigkeit gegeben. Auch hier sind bereits weitere Lösungen in der Pipeline, zum Beispiel für Mono-HDPE-Verpackungen.
Regulatorische Vorgaben
Die starke Fokussierung auf die Verpackung resultiert auch aus der Unsicherheit, was genau unter einem nachhaltigen Prozess oder einem nachhaltig hergestellten Produkt zu verstehen ist. Staatlicherseits gibt es noch sehr wenige konkret definierte, verbindliche Standards oder Normen, an denen sich Unternehmen orientieren können. Mittlerweile etablieren sich in der Industrie eigene Zertifizierungs- und Bewertungssysteme, wie beispielsweise die Bewertung mit dem Ecovadis-Siegel oder nach den sogenannten ESG-Kriterien, die ursprünglich vom UN-Netzwerk für Principles of Responsible Investments (PRI) für die Bewertung von nachhaltigen Investitionen und Finanzprodukten entwickelt wurden. Viele, vor allem international präsente Pharmahersteller und -marken fordern mittlerweile im Rahmen ihrer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie von den Zulieferern entsprechende Nachweise. Das wird in einem mittleren Zeithorizont zu einer Ausbildung branchenspezifischer Nachhaltigkeitsstandards in der Pharmaindustrie führen, aktuell ist hier aber noch immer viel in Bewegung. Pharmaunternehmen müssen also zwischen dem Druck, sich zügig besser und transparenter in Sachen Nachhaltigkeit aufzustellen, und der Unsicherheit navigieren, ob sich das Investment in eine bestimmte technische Lösung als zukunftssicher herausstellt. Dazu kommt in der hoch regulierten Branche noch ein weiterer Hemmschuh: In vielen Fällen sind Primär- und Sekundärverpackung eines Medikamentes integraler Bestandteil der erforderlichen Zulassung. Veränderungen an der Packung und am Verpackungsprozess müssen einen aufwendigen, kostenintensiven Zulassungsprozess durchlaufen.
Rolle der Digitalisierung
Im Bereich digitale Transformation hat Uhlmann mit der herstellerunabhängigen Digitalisierungs- und Automatisierungsplattform Pexcite bereits Maßstäbe gesetzt. In der umfassenden Digitalisierung der Produktions- und Verpackungsprozesse sowie der Produktlogistik bis in die Apotheke oder ins Krankenhaus sehen die Experten einen der zentralen Faktoren für eine erfolgreiche, tiefgreifende Nachhaltigkeitsstrategie und -praxis. Denn neben dem Verpackungsmaterial haben andere Elemente im Produktions- und Verpackungsprozess eines Medikamentes oder eines pharmazeutischen Produktes teilweise deutlich stärkere Auswirkungen auf die CO2- und Umweltbilanz. Dazu gehören beispielsweise der Energieverbrauch der einzelnen Maschinen und Prozessschritte, die Ausschussquote und die Fehlerhäufigkeit. Häufige Maschinenstopps und Wiederanlaufzeiten verbrauchen zusätzliche Energie, was durch höhere Prozesssicherheit oder auch einen höheren Automatisierungsgrad verhindert werden könnte. Hier kann die Digitalisierung der Prozesse einen wichtigen Beitrag zu deren Verbesserung leisten. Aber auch wie energieeffizient eine Maschine tatsächlich arbeitet, lässt sich über eine intelligente Digitalisierung mittel Pexcite konkret erheben, monitoren und neu aussteuern.
Flexible Verpackungsmaschinen
Die Nachhaltigkeit von Pharmaverpackungslösungen voranzutreiben ist zentral für die Produkt- und Serviceentwicklung bei Uhlmann. Durch hohe Modularität der einzelnen Komponenten sind die Experten aus Laupheim schon heute in der Lage, auch im Bereich der Parenteraliaverpackung unterschiedliche, nachhaltige Materialien zu verwenden. So lassen sich auf der Kartonierlinie PTC 200 Papier- und Kunststofftrays verarbeiten; die Blistermaschine BLU 200 steht auch als Version für die effiziente, sichere Verarbeitung von Mono-PP-Folie zur Verfügung. Die Folie überzeugt durch ihren hohen Recyclingwert, ist aber prozesstechnisch anspruchsvoll im Handling. Durch die besonderen Materialeigenschaften sind die Prozessfenster für das Heizen, Formen und Siegeln relativ klein. Dazu kommen hohe Schrumpfwerte über alle Prozessschritte hinweg. Herausforderungen, die bei der BLU 200 gelöst sind. Auch bei der Verpackung von Solida-Produkten in Mono-PP-Blister oder andere nachhaltige Verpackungslösungen kann die Blisterlinie BEC punkten. Beim Umstieg von PVC-Aluminium-Blister auf Mono-Stoff-Lösungen wie Mono-PP, -HDPE oder -PET berät das Unternehmen herstellerunabhängig, welche Folienqualitäten für die Anforderungen geeignet sind.
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Halle 3.0, Stand H48