Die Chemiebranche hat einen hohen Wasserbedarf und produziert zudem oft in Ländern mit Wasserknappheit. Doch sie ist sich ihrer besonderen Verpflichtung bewusst: Laut dem Verband der Chemischen Industrie nutzen Chemieunternehmen jeden Liter Wasser mittlerweile fast sechsmal.
Verbraucher und Innovationstreiber zugleich
Die Chemiebranche ist aber nicht nur ein wesentlicher Wasserverbraucher, sie entwickelt zugleich Werkzeuge für ein effizientes Wassermanagement.
Auf der Ifat 2018, Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft, informiert zum Beispiel der Spezialchemie-Konzern Lanxess aus Köln über seine Produkte zur Wasseraufbereitung, darunter Ionentauscher und Membranelemente für die Umkehrosmose. Beide Techniken, oft im Verbund eingesetzt, entfernen Schadstoffe und störende Substanzen aus Wässern.
Während die Membrantechnik bei hohem Salzgehalt kosteneffizient arbeitet, erreichen Ionentauscher bei niedrigen Salzkonzentrationen eine Feinreinigung. Derart aufbereitetes Prozess- und Kühlwasser schont industrielle Anlagen, denn dank der Entmineralisierung und der geringen Restleitfähigkeit wird Verkalkung und Korrosion vorgebeugt.
Eisenoxide und Aktivkohle
Störende Substanzen lassen sich auch per Adsorption aus Wasser und Abwasser entfernen. Lanxess bietet dafür Eisenoxide an. Donau Carbon aus Frankfurt/M. wiederum stellt auf der Ifat seine umfangreiche Palette an Aktivkohlen vor, die das Unternehmen unter anderem auf den Philippinen aus den Schalen von Kokussnüssen produziert. Besonders praktisch: Anwender können mobile Aktivkohlefilter in verschiedenen Größen mieten oder kaufen und dabei den kompletten Service inklusive des Austausches und der Entsorgung beladener Aktivkohle in Anspruch nehmen.
Oxidativer Schadstoffabbau
Die Chemie- und Pharmabranche behandelt ihre Abwässer vor oder betreibt gar eigene Klärwerke, da kommunale Kläranlagen mit den oft komplexen Schadstoffgemischen der industriellen Abwässer überfordert wären. Für Substanzen, die nicht biologisch abbaubar sind, bietet sich eine oxidative Zerstörung an. Ihr Vorteil: Es fallen keine kontaminierten Abfälle an, die man verbrennen müsste.
Systeme für den oxidativen Schadstoffabbau stellen mehrere Ifat-Aussteller vor: EnviroChemie aus dem hessischen Roßdorf hat eine auf Wasserstoffperoxid und UV-Licht basierende Anlage entwickelt, die Abwässer der Pharmaindustrie von Arzneimittelrückständen befreit. Linde wiederum zeigt ein System für die oxidative Behandlung mit Ozon.
Biologische Abwasseraufbereitung
Die biologische Abwasseraufbereitung steht ebenfalls im Fokus der Messe. So hat Linde jetzt ein mobiles System der Sauerstoffbegasung speziell für kleinere und mittlere Unternehmen im Programm. Damit Bakterien eine hohe Abbaurate erreichen, ist ferner eine gute Durchmischung erforderlich. Rührwerke müssen dabei nicht nur das Absetzen von Partikeln verhindern, sondern zudem scherarm arbeiten, damit sie Flocken nicht zerstören. In der anaeroben Stufe sollten außerdem Turbulenzen an der Wasseroberfläche vermieden werden, um den Sauerstoffeintrag zu minimieren.
Die Rühr- und Begasungssysteme Invent aus Erlangen erfüllen diese hohen Ansprüche und sind zudem robust genug für die oft aggressiven und salzhaltigen Abwässer der Chemieindustrie.
Schlämme als wertvolle Ressource
Klärschlämme sowie Schlämme aus der industriellen Produktion müssen oft teuer entsorgt werden – obwohl sie noch kostbare Rohstoffe enthalten. Die österreichischen Anlagenbauer Kremsmüller und Kanzler Verfahrenstechnik zeigen in München, wie sich Wertstoffe und Energie aus Schlämmen jeglicher Konsistenz zurückgewinnen lassen. Das Herzstück ihrer Anlage ist ein modernes thermisches Trennverfahren, basierend auf einem Dünnschichtverdampfer.
Neuheiten für die Chemieindustrie präsentieren auch 3M aus Neuss, die Andritz-Gruppe aus Graz, Currenta aus Leverkusen und viele andere Unternehmen der insgesamt über 3100 Aussteller.
Weitere Informationen finden Sie unter www.ifat.de.