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50 Jahre Vibra

Vibrationsunterstützte Anlagen für die Schüttgutaufbereitung
50 Jahre Vibra

In den zurückliegenden 50 Jahren hat sich aus einer kleinen Werkstatt in Offenbach die international operierende Vibra Maschinenfabrik Schultheis GmbH & Co. entwickelt. Das mittelständische Unternehmen stellt vibrationstechnische Anlagen für die mechanische und thermische Verfahrenstechnik her. cav war vor Ort und sprach mit Wilhelm Schultheis, dem Geschäftsführer des Unternehmens.

Am 23. Oktober diesen Jahres hat die Vibra Maschinenfabrik Schultheis GmbH & Co. ihr 50jähriges Firmenjubiläum gefeiert. Zu der akademischen Feierstunde mit anschließender Betriebsbesichtigung und einer festlichen Abendveranstaltung waren neben den Mitarbeitern auch Kunden, Zulieferer sowie Repräsentanten des wissenschaftlichen und öffentlichen Lebens geladen.

Mittelständischer Anlagenbauerauf Erfolgskurs
Vibra ist ein finanziell gesundes und international renommiertes Familienunternehmen. Insgesamt beschäftigt es an seinen Produktionsstandorten Offenbach und Utzberg bei Weimar 111 Mitarbeiter. 1997 hat der mittelständische Anlagenbauer einen Umsatz von rund 20 Mio. DM erwirtschaftet. Etwa 60% der Produkte werden in Deutschland verkauft, 30% gehen in den direkten und 10% in den indirekten Export. Vor dem Hintergund der Wirtschaftskrise in Asien erwartet Wilhelm Schultheis, Geschäftsführer von Vibra, für 1998 eine geringere Umsatzsteigerung als in den Vorjahren. Sie wird bei etwa 5% liegen. Zum Standort Deutschland äußert er sich wie folgt: „Die seit einigen Jahren praktizierte moderate Lohnpolitik wird den Standort Deutschland wieder attraktiver machen. Aus Kostengründen lassen wir natürlich auch Komponenten im Ausland, beispielsweise in Tschechien und Polen, fertigen. Allerdings haben wir Probleme mit der Qualität dieser Produkte und denken gegenwärtig nicht daran, den Umfang dieser Aktivitäten auszuweiten.“
Generell strebt Vibra eine größtmögliche Selbständigkeit und Unabhängigkeit von Zulieferern an. Das zeigt sich besonders am Standort Offenbach mit seiner sehr großen Fertigungstiefe. Dort baut man beispielsweise seit 1976 die benötigten Vibrationsmotoren selbst. Auf die Frage, ob dieses Autarkiestreben im Just-in-time-Zeitalter noch sinnvoll ist, antwortet Schultheis: „Ich weiß, daß es hier unterschiedliche Meinungen gibt. Vor dem Hintergrund der von uns angestrebten kundenfreundlichen Flexibilität ist der eingeschlagene Weg richtig.“
Vibrationstechnische Anlagenfür die Chemie und Pharmazie
Die Vibra Maschinenfabrik vereinigt zwei große Produktbereiche. Das sind zum einen vibrationstechnische Anlagen für die mechanische Verfahrenstechnik. Diese Vibrationsmaschinen dienen zum Fördern, Sieben, Verdichten, Verteilen, Auflockern und zum Austragen von Schüttgütern. Schultheis betont, daß bei den Siebmaschinen in den letzten Jahren die Spanntechnik für die Siebgewebe mit Hilfe von Druckluftzylindern verbessert werden konnte. Diese spannen einerseits ständig das Gewebe. Andrerseits sorgen sie für eine kurzzeitige Entspannung, die zu einem Flattern des Gewebes und so zu einer verbesserten Abreinigung führt. Ein wesentliches Anwendungsgebiet der Siebmaschinen liegt in der Produktion von Kunststoffgranulaten. Beim Schneiden des Granulats entstehen Überlängen, die beim anschließenden Spritzgießen zu Produkten mit mangelhafter Qualität führen könnten. Deshalb ist es notwendig, diese Überlängen zu beseitigen. Hierfür hat Vibra einen speziellen Überlängenabscheider entwickelt. Dieser ermöglicht auf engstem Raum eine Mehrfachsiebung des Kunststoffgranulats und führt so zu Produkten, die nahezu frei von Überlängen sind.
Der zweite große Produktbereich sind Fließbett- und Wirbelbettanlagen für die thermische Verfahrenstechnik, die mit oder ohne Vibrationsunterstützung betrieben werden können. Spezialisiert hat sich Vibra allerdings auf die vibrationsunterstützten Fließbettanlagen. Schultheis betont, daß die Vibrationsunterstützung den Einsatzbereich der Fließbettanlagen deutlich erweitert. Er reicht vom einfachen Trocknen oder Kühlen über das Instantisieren und Kalzinieren bis hin zum Rösten. „Neben den genannten Produktbereichen“, erläutert Schultheis, „gibt es in unserem Haus auch noch die Anlagentechnik. Seit einigen Jahren verkaufen wir besonders im Bereich Trocknungstechnik nicht nur die einzelne vibrationstechnische Zelle. Auf Wunsch des Kunden liefern wir eine komplette Anlage für eine ganze Verfahrenskette. Er erhält die von uns gefertigte vibrationstechnische Zelle und alle ihr vor- und nachgeschalteten Komponenten, einschließlich der notwendigen MSR-Technik. Dabei sind wir auch für die verfahrenstechnische Auslegung der gesamten Anlage verantwortlich.“
Die Anlagen von Vibra genügen den hohen hygienischen Anforderungen der pharmazeutischen Industrie und der Lebensmittelhersteller. Des weiteren sind sie für den Einsatz in der chemischen Industrie mit explosionsgeschützten Antrieben oder in einer druckstoßfesten Ausführung lieferbar. Die Durchsatzleistung der Anlagen richtet sich nach den Vorgaben des Kunden; sie ist aber auch abhängig von der Art des zu behandelnden Schüttguts, von der Größe des Fließbetts bzw. der Siebfläche und von der durchzuführenden verfahrenstechnischen Operation. (le)
Weitere Informationen cav-257
Wilhelm Schultheis sen., der Vater des heutigen Geschäftsführers, hatte in den 30er Jahren ein kleines Ingenieurunternehmen in Schlesien, das Siebmaschinen für den Bergbau, den Bereich Steine und Erden sowie für die Zuckerrübenverarbeitung baute.
Nach Krieg und Gefangenschaft siedelte sich Schultheis sen. in seiner alten Heimatstadt Offenbach an. Dort eröffnete er 1948, am Tag der Währungsreform, mit drei Mitarbeitern eine kleine Werkstatt und stellte Siebmaschinen für die Kiesverarbeitung her. Im Laufe der Zeit verlangten die kiesverarbeitenden Betriebe nach immer größeren und leistungsfähigeren Maschinen. Für diese war seine Werkstatt zu klein; zudem fehlten geeignete Maschinen und Werkzeuge für den Bau von großen Siebmaschinen. Vor diesem Hintergrund orientierte sich Schultheis sen. um. Fortan baute er kleinere Siebmaschinen für die chemische Industrie und die Nahrungsmittelproduktion.
1951 zog Vibra in eine neue Produktionshalle in der Mülheimer Straße 243 – bis heute der Sitz des Unternehmens. Zu dieser Zeit beschäftigte es etwa zehn Mitarbeiter. Anfang der 60er Jahre hatte sich das Offenbacher Unternehmen mit seinen Maschinen in der Chemie und Lebensmittelindustrie etabliert. Damals stieg auch Wilhelm Schultheis, der heutige Geschäftsführer, in das väterliche Unternehmen ein.
Ende der 60er Jahre begannen viele Genußmittelhersteller die Gefriertrocknung als aromaschonendes Verfahren zur Produktion von Instantkaffee und Instanttee zu nutzen. Schultheis erinnert sich: „Der Bau von Gefriertrocknungsanlagen war für uns eine riesige Chance und bescherte Vibra auch den eigentlichen Durchbruch auf dem deutschen und internationalen Markt. Wir haben damals die ersten Anlagen für die Gefriertrocknung gebaut. Es handelte sich dabei um Förder-, Mahl- und Siebstrecken, die in einem Kaltraum bei -50 °C betrieben wurden. Die einzelnen Komponenten waren im Prinzip verfügbar. Die Herausforderung bestand darin, diese in einer Anlage zusammenzufassen und die Maschinen an die Bedingungen im Kaltraum anzupassen.“
In den Folgejahren entwickelte und produzierte Vibra Resonanz-Schwingförderer, Resonanz-Fließbetttrockner mit Arbeitsflächen von bis zu 10 m2, Mehrfunktionsapparate, Vibrations-Wendelförderer mit druckfesten Wärmetauscherböden oder Pharma-Siebmaschinen, die in einer Druckkammer arbeiten. Die jüngste Produktentwicklung sind Resonanz-Schwingtrockner mit einer Arbeitsfläche von etwa 25 m2.
Mit dem wirtschaftlichen Erfolg und vor allem auch mit der ständigen Erweiterung der Produktpalette vergrößerte Vibra kontinuierlich seine Produktionsstätten und seinen Maschinenpark. Schultheis betont, daß sein Unternehmen besonders auf dem Gebiet der Blechbearbeitung auf dem aktuellen Stand ist. Zudem gibt es seit etwa drei Jahren ein neues Technikum, in dem alle verfahrens- und vibrationstechnischen Untersuchungen durchgeführt werden.
Da in Offenbach die Ausdehnungsmöglichkeiten beschränkt sind, hat man 1992 eine neue Fertigungsstätte in Utzberg bei Weimar gebaut. „Dieser Produktionsstandort“, so Schultheis, „ist für uns von strategischer Bedeutung. Denn sollte es einmal mit der Wirtschaft in Ostdeutschland und Osteuropa aufwärts gehen, gibt es dort ausreichende Geländereserven für die Errichtung neuer Produktionsstätten.“
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