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Aalglatte Lösung

Wägeterminals und Scannerarbeitsplätze online an SAP anbinden
Aalglatte Lösung

Die Gottfried Friedrichs KG in Hamburg-Altona ist Marktführer im Segment Premium Räucherlachs. Um eine Produktionssteigerung bei gleich bleibender Qualität zu erreichen, musste u.a. die Wägung und Konfektionierung der Frischware optimiert werden. Gemeinsam mit dem Solutions-Partner Mettler-Toledo entwickelte man das Packstellensubsystem FreshWeigh: Wägeterminals und Scannerarbeitsplätze lassen sich damit online an das eigene SAP-System anbinden.

Ralf M. Haaßengier

Seit 1997 arbeitet Friedrichs im betriebswirtschaftlichen Bereich mit SAP. Neben der Finanzbuchhaltung deckte der Walldorfer Standard den Vertrieb und Einkauf sowie einen Teil der Materialwirtschaft ab. „Wir haben derzeit Release 4.0 im Einsatz, denken aber vorerst nicht an einen Releasewechsel“, betont Michael Minz. Der EDV-Leiter des Fischproduzenten hat gerade erst umfassende Software-Projekte umgesetzt: „In Auftragsannahme und Konfektionierung hatten wir ein Subsystem im Einsatz, das in Basic programmiert und über individuelle Schnittstellen an SAP angedockt war, das wurde als Erstes überarbeitet.“ Grund: Nach dem Ausscheiden der verantwortlichen Kollegen kannte sich mit dem über fünfzehn Jahre individuell entwickelten Subsystem niemand mehr richtig aus.
Arbeitsabläufe straffen
Das alte Packstellensubsystem war mit der Zeit so weit gewachsen, dass es über eine Online-Anbindung zu den Waagen und Scannern verfügte. Die Crux dabei war aber: Sämtliche Aufträge wurden als Packzettel ausgedruckt, gingen an die Packstellen und – nachdem sie abgearbeitet waren – zurück in die Auftragserfassung. Im SAP-System mussten sie nochmals manuell erfasst und als erledigt verbucht werden. Konfektionsleiter Thomas Gentzsch erinnert sich noch sehr gut: „Mit SAP hatten wir zwar eine zentrale Datenhaltung bekommen, an den Packstellen in der Konfektionierung herrschte jedoch ein regelrechter Papierkrieg.“
Einziger Lichtblick: Die Signatur – das Versandetikett bei Friedrichs – konnte schon direkt beim Wägen und Scannen der Ware ausgedruckt werden. Die ERP-Standardlösung war so weit individualisiert und dem alten Subsystem untergeordnet, dass „SAP nur als große Schreibmaschine genutzt wurde“, wie Thomas Gentzsch es ausdrückt. Das Festhalten am Altsystem und diese Degradierung von SAP erwiesen sich als große Fehler: Nach mehrfachen Ausfällen der Altanwendung musste die Geschäftsführung bei Friedrichs die Notbremse ziehen.
Neues Packstellensubsystem
Ein früherer Kontakt zu Mettler-Toledo wurde wiederbelebt. Die Mettler-Toledo Experten des Application Support Centers erarbeiteten gemeinsam mit Friedrichs einen Anforderungskatalog und das Lastenheft für ein neues Packstellensubsystem (PSS). Das Ergebnis: Zur Online-Anbindung von Wägesystemen gab es mit FormWeigh bereits eine Software von Mettler- Toledo, die sich jedoch nicht für die Verpackung von Frischwaren eignete. EDV-Leiter Michael Minz: „Was wir davon nutzen konnten, war das zertifizierte CsC-Gateway zu den ID20 Industriewägeterminals von Mettler-Toledo und die Sales & Distribution Pick/Pack-Schnittstelle von SAP.“
Ende Februar 2000 startete das Pilotprojekt FreshWeigh. Es entstanden zwei Softwaretools in den Skalierungsgraden Master-Slave (Meister PC) und Client/Server. Bereits im Oktober wollte die Fischmanufaktur mit der neuen Software in Echtstart gehen. Kurz vor dem Weihnachtsgeschäft war dies jedoch aus personellen und betriebswirtschaftlichen Gründen zu riskant: Zwei Drittel des gesamten Jahresumsatzes holt sich die Fischmanufaktur mit dem Weihnachts- und Neujahrsgeschäft. Fast täglich gehen 30 000 bis 50 000 Kartons mit sehr unterschiedlichen Fischmengen auf die Reise. Betrachtet man die einzelnen Kartons nach Versandeinheiten, können bis zu 100 000 Datensätze am Tag anfallen.
Mit der Implementierung des neuen Packstellensubsystems war gleichzeitig die komplette Einführung des SD- und MM-Moduls verbunden (SD = Sales & Distribution, MM = Material Management). Also startete Friedrichs im Oktober 2000 zunächst nur mit SAP-Materialwirtschaft. Die Zeit bis zur eigentlichen Live-Schaltung von FreshWeigh nutzte man zu Tests und zur Optimierung der neuen Software.
Heute kommuniziert das Softwarepaket direkt über zertifizierte Schnittstellen mit dem SAP-System. Die Aufträge kommen über die Schnittstellen in die zentrale Oracle-Datenbank von FreshWeigh und werden dort auf zwei Arten abgearbeitet: zum einen über den Ausdruck der so genannten Signaturen bei festen Gewichts-einheiten und zum anderen als Konfektionierungsaufträge. Signaturen sind die Friedrichs-Versandetiketten, die für kalibrierte, das heißt standardisierte, Packungs-größen als Packzettel verwendet werden. Diese enthalten neben den üblichen Informationen zu Kunde, Artikel, Preis, Gewicht und Kolli- oder Palettenzahl für eine Position auch die NVE (Nummer der Versandeinheit) in Barcodeform. Über die NVE sind die Versandeinheiten eindeutig gekennzeichnet und ein Verfolgen der Ware gesichert. FreshWeigh vergibt die NVE je nach Auftragsgröße sowohl für einzelne Pakete als auch für ganze Paletten.
Bei nicht kalibrierter Ware, zum Beispiel Seiten von Lachsen, die ja stets ein unterschiedliches Gewicht aufweisen, werden die Konfektionierungsaufträge an den ID20-Terminals angezeigt und abgearbeitet. Hierbei wird die Ware bei der Konfektionierung gewogen und zusätzlich mit einem PLU (Price Look-up) versehen, eine kundenspezifische Preisauszeichnung, die bereits direkt bei der Konfektionierung in Hamburg auf die verpackte Ware aufgebracht wird. Sie enthält unter anderem den Ladenpreis, kundenspezifische Artikelnamen, einen an der Ladenkasse scanfähigen Barcode sowie das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). „Unter Konfektionierung verstehen wir bei Friedrichs das Einbringen der Artikel in die Versandeinheiten und deren Wägung nach den Spezifikationen, die mit dem Auftrag aus SAP mitgeliefert werden“, so Konfektionsleiter Thomas Gentzsch. Ist ein Auftrag vollständig abgearbeitet, meldet FreshWeigh ihn über das CsC-Gateway an SAP zurück, wo er verbucht wird.
FreshWeigh wird zur Zeit auf acht Master-PCs und sechs ID20-Terminals eingesetzt. Während auf den Clients die Verarbeitung und Wägung bzw. das Scannen von Gewichtswerten und der Ausdruck von PLUs – zusätzlich zu den Signaturen – erfolgt, stehen die Master-PCs vorwiegend für administrative Aufgaben zur Verfügung. An den Industrie-PCs von Mettler- Toledo sind je nach Arbeitsablauf Waagen, Scanner und Etikettendrucker direkt am Packtisch angeschlossen.
Verladung der Pakete
Nachdem die Ware gewogen und konfektioniert ist, gehen die Packungseinheiten auf ein Transportband und durchlaufen eine Scannerdusche – ein Förderlaufband mit vier festen Scannern. Aus dem Barcode ist ersichtlich, welcher Spediteur welche Pakete bekommt. Eine Transportweiche leitet die Verpackungen automatisch an die entsprechende Rampe zur Verladung weiter. Das Kommissionieren geschieht später in den zentralen Versandlägern der Spediteure. Dort wird das Etikett gescannt und aus den Signaturen und PLUs ist der Bestimmungsort ersichtlich. Über einen DFÜ-Datenaustausch mit SAP erfolgt später ein Abgleich der Daten der Scannerdusche mit den Daten der Spediteure aus der Eingangs-Scannung. Wenn schließlich alle Kartons einer Lieferung die Scannerdusche passiert haben, meldet FreshWeigh den fertigen Datensatz zurück an das SAP-System; im Subsystem werden die Auftragsdaten dann automatisch gelöscht. In der SAP Finanzbuchhaltung wird der Auftrag verbucht und eine Rechnung erstellt.
EDV-Leiter Minz sieht noch weitere Optimierungspontenziale: „Über die Schnittstelle von FreshWeigh zur Scannerdusche soll später eine Plausibilitätsprüfung auf Basis der NVE-Nummer erfolgen und das erwartete mit dem tatsächlich errechneten Gewicht verglichen werden. Die gescannte NVE-Nummer wird dann automatisch an das Packstellensubsystem zurückgemeldet.“
Konfektionierung von Frischeprodukten
Das Softwaretool FreshWeigh verbindet den weltweiten ERP-Standard SAP im Sales & Distribution-Modul mit Packsystemen und Wägeeinrichtungen. Es handelt sich hierbei um ein Packstellensubsystem, das Lieferauftragsdaten automatisch aus dem SD-Modul von SAP an online angebundene Packstellen weiterleitet.
FreshWeigh wird in der Praxis über die Funktionstasten wie auch über die Maus gesteuert. So besteht zum Beispiel ein Anwenderplatz an einem Packtisch aus einem ID20-Terminal mit Waage, daran angeschlossen ein Etikettendrucker. Die Auftragsdaten gelangen über das CsC-Gateway aus SAP in das Packstellensubsystem, das die Verarbeitung der Aufträge nach Priorität, Spediteur und Kapazität einplant. Mit dem Verpacken der Artikel in Versandeinheiten wird ein Wägeauftrag ausgelöst nach denjenigen Spezifikationen, die SAP dem Auftrag mitgibt. Gleichzeitig wird über den Wägeauftrag der Etikettendruck angestoßen. Neben Informationen zu Kunden, Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), Preis, Kolli- und/oder Palettenzahl wird mittels Barcodes die Handels-Charge über FreshWeigh mit ausgedruckt. Die Kolli-Zahl weist die Einzelpackungen eindeutig einem Auftrag zu und unterstützt die Zuordnung in einem Versandgebinde. Wurde ein Auftrag verarbeitet, erfolgt automatisch eine Rückmeldung des Packstellensubsystems an SAP.
Da bei Frischware der Endverbraucherpreis ausgedruckt wird, greift die Fertigpackungs-Verordnung (FPVO). Die eingesetzten Drucker und die dazugehörige Software erfüllen diese Richtlinien. FreshWeigh ist durchgängig client-server-fähig und setzt einerseits auf die SAP-SD-Schnittstelle Pick/Pack auf, andererseits auf das Mettler-Toledo CsC-Gateway. Die Masterversion für administrative Aufgaben läuft unter dem Betriebssystem Windows NT und ab Windows 98, die Client-Software erfordert mindestens Windows 98.
CsC-Gateway als Brücke zu SAP
Mettler-Toledo verfügt über zwei von SAP zertifizierte Schnittstellen zur Anbindung von Laborrobotik- und Automations-Systemen an das SAP QM-Modul. Einerseits sorgt die so genannte QM-IDI-Schnittstelle für den Datentransfer zwischen SAP und Subsystemen, zum anderen das CsC-Gateway. Das Gateway ist offen und lässt sich sehr gut an SAP, aber auch an zahlreiche andere ERP-Lösungen anschließen. Durch den Online-Datenaustausch mit den Subsystemen sind Prüfdaten und Analyse-Ergebnisse zentral verfügbar; damit ist zum Beispiel ein direkter Datenaustausch zwischen Labor und Wareneingang oder zwischen Inprozesskontrolle (IPC) und QM möglich. Zudem ergänzt das CsC-Gateway die ebenfalls von SAP zertifizierte PP-PI-Schnittstelle von Mettler-Toledo (aufbauend auf dem CsC-Gateway für PCS), die die Anbindung der untersten Prozessleitsysteme an das SAP-Modul „Produktionsplanung für die Prozessindustrie“ (PP-PI) realisiert, so dass Produktionsdaten, wie etwa Wäge-Daten, in das ERP-System gespeist werden können.
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