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Alle Farben des Regenbogens

Mehr als 400 Farbtöne aus Obst, Gemüse und essbaren Pflanzen
Alle Farben des Regenbogens

Im Unterschied zu anderen Herstellern hat sich GNT ausschließlich auf färbende Lebensmittel konzentriert, die unter dem Markennamen Exberry vermarktet werden. Daraus resultiert eine besondere Expertise bei der Produktion und dem Customizing der Farben, wie Bettina Blau, Geschäftsführerin der GNT Europa GmbH, im Gespräch mit dei erläutert.

dei: Frau Blau, Ende November 2013 hat die EU eine europäische Leitlinie verabschiedet, die für Ihr Unternehmen sehr wichtig ist. Es handelt sich hierbei um die Leitlinie zur Klassifikation von Lebensmittelextrakten mit färbenden Eigenschaften, also von färbenden Lebensmitteln. Was hat es mit dieser Guideline auf sich?

Bettina Blau: Die Leitlinie, an deren Entstehen wir mitgewirkt haben, ergänzt die bestehenden EU-Regulierungen zur Klassifikation von Produkten zum Färben von Lebensmitteln. Sie beinhaltet einfache und praktikable Kriterien, mit deren Hilfe E-Nummern-freie färbende Lebensmittel eindeutig von Farbstoffen abgegrenzt werden können. Letztere müssen ja mit E-Nummern auf der Zutatenliste deklariert werden.
dei: Welchen Nutzen bietet diese Leitlinie Ihrem Unternehmen, Herstellern von Lebensmitteln und Getränken sowie den Verbrauchern?
Blau: Sie schafft Transparenz. Denn alle Produkte, die heute zum Färben von Lebensmitteln und Getränken genutzt werden und nicht der Leitlinie für färbende Lebensmittel entsprechen, müssen in Zukunft als Farbstoff mit E-Nummer deklariert werden.
dei: Wie können die Exberry-Produkte gemäß der neuen EU-Leitlinie eingeordnet werden?
Blau: Als färbendes Lebensmittel ohne E-Nummer.
„Nach der neuen EU-Leitlinie bleiben die Exberry-Produkte färbende Lebensmittel ohne E-Nummer.“
dei: Welche Farbpalette decken die Exberry-Produkte ab?
Blau: Bis auf Weiß alle Farben des Regenbogens. Das Farbspektrum umfasst mehr als 400 Farbtöne. Es reicht von einer Vielzahl von Rottönen, beispielsweise Hellrot, Pink, Dunkelrot und Violett, über verschiedene Gelb- und Orangetöne sowie Grün und Blau bis hin zu Braun und Schwarz. Die Farben werden aus unterschiedlichen Rohstoffen, also Obst, Gemüse und essbaren Pflanzen, gewonnen. Bestimmte Farbtöne, beispielsweise Schwarz, werden durch Mischen verschiedener Exberry-Farben erzeugt. Außerdem entscheidet neben dem gewünschten Farbton auch die konkrete Applikation darüber, aus welcher Rohware das färbende Lebensmittel gewonnen wird.
dei: Welche Gemüse- und Obstsorten werden als Rohware verarbeitet?
Blau: Insgesamt verarbeiten wir derzeit etwa 25 verschiedene Rohwaren. Ich beginne mit der schwarzen Karotte, denn wir waren die Ersten, die diese komplett in Vergessenheit geratene Gemüsepflanze zur Herstellung von färbenden Lebensmitteln genutzt haben. Neben der Schwarzkarotte verarbeiten wir natürlich auch die herkömmlichen gelben und orangen Karotten. Hinzu kommen Färberdistel, Kürbis, sowie Süßkartoffeln, schwarzer Rettich oder Spirulina. Des Weiteren nutzen wir unterschiedliche Früchte als Rohstoff, beispielsweise Johannisbeeren, Kirschen, Holunderbeeren und Hibiskus.
dei: Woher kommen die Rohstoffe?
Blau: Die beziehen wir von landwirtschaftlichen Betrieben auf der ganzen Welt, die wir über langfristige Verträge an uns gebunden haben. Die Bauern arbeiten ausschließlich mit von GNT ausgewähltem Saatgut und gemäß der von uns vorgegebenen Qualitätsstandards.
dei: Wird das Saatgut im Hinblick auf die spätere Verarbeitung zu färbenden Lebensmitteln optimiert.
Blau: Ja, wobei die Optimierung des Saatgutes ebenfalls in unseren Händen liegt und ohne den Einsatz von Gentechnik erfolgt. Ganz wichtig ist, dass wir für den Gesamtprozess, beginnend bei der Züchtung und Auswahl des Saatguts über die Aussaat und Ernte der Rohware bis hin zum fertigen färbenden Lebensmittel, unseren Kunden eine lückenlose Rückverfolgbarkeit garantieren können. Ferner bemühen wir uns, dass die Rohwaren in relativer Nähe zum jeweiligen Produktionsstandort erzeugt werden. Das bedeutet, dass 80 % der von uns verarbeiteten Rohwaren nicht länger als 200 km transportiert werden müssen.
dei: Ihr Unternehmen wirbt mit dem Slogan „Bei GNT wird Natur intelligent mit Technologie verbunden“. Was heißt das in Bezug auf die Exberry-Farben?
Blau: Die Intelligenz bzw. das Know-how beginnt bei der Auswahl und Züchtung des Saatguts. Sie setzt sich bei der möglichst schonenden Verarbeitung der Naturprodukte fort und endet schließlich beim Customizing der Exberry-Produkte auf den konkreten Anwendungsfall.
dei: Wie wird aus der Schwarzkarotte eine Exberry-Farbe?
Blau: Die feldfrischen Schwarzkarotten werden gewaschen, zerkleinert und in Wasser ausgekocht. Es schließen sich Filtrationsprozesse zur Abtrennung der Feststoffe an. Der dabei entstehende Saft wird weiter aufkonzentriert bis am Ende das gewünschte färbende Lebensmittel als Konzentrat, auch Halbware genannt, vorliegt. In diesem ersten großen Teilschritt, in dem außer Wasser keine anderen Lösemittel oder künstlichen Zusätze zum Einsatz kommen, arbeiten wir ausschließlich mit physikalischen Verfahren. Dadurch stellen wir sicher, dass es zu keiner selektiven Extraktion von Pigmenten kommen kann. Andernfalls dürfte das Endprodukt nicht mehr als färbendes Lebensmittel bezeichnet werden.
dei: Was passiert mit den Halbwaren?
Blau: Um standardisierte Farben zu erhalten, werden im zweiten Schritt verschiedene Halbwaren gemischt. Es hat sich übrigens gezeigt, dass es im Hinblick auf eine hohe Stabilität und Farbbrillanz sinnvoll ist, die Halbwaren auch aus einem Rohwarengemisch herzustellen.
dei: In welchen Formen bieten Sie die Exberry-Farben an?
Blau: In pulverförmiger und flüssiger Form. Außerdem bieten wir Produkte auch halal, koscher und in Bioqualität an.
„Dass auch Süßwarenhersteller zu unseren Kunden gehören, spricht für die Leistungsfähigkeit der Exberry-Produkte.“
dei: Ein wichtiger Parameter ist die Stabilität. Wie schneiden hier die Exberry-Farben ab?
Blau: Stabilität definiert sich immer über die Anwendung. Das heißt, im Vorfeld ist mit dem Anwender zu klären, in welchem Produkt und unter welchen Verarbeitungsbedingungen er unsere Farben einsetzen will. Erst auf der Grundlage dieser Informationen können wir ihm das für seine Anwendung stabilste Produkt aus der Exberry-Familie liefern. Oder andersherum ausgedrückt: Es gibt bei den Exberry-Produkten keinen Rotton, der gleichzeitig in Getränken, Milchprodukten, Süß- oder Backwaren eingesetzt werden kann. Vielmehr entwickelt unser Customer Service anwendungsspezifisch diesen Rotton auf Basis unterschiedlicher Rohwaren, um die geforderte Stabilität und Haltbarkeit zu erreichen.
dei: In welchen Produkten können die Exberry-Farben eingesetzt werden?
Blau: Hauptsächlich finden sie in Softdrinks, Molkereiprodukten und Süßwaren Anwendung. Dass auch Süßwarenhersteller zu unseren Kunden gehören, spricht für die Leistungsfähigkeit der Exberry-Produkte. Denn die sind eher konservativ. Anfänglich standen sie färbenden Lebensmitteln sehr skeptisch gegenüber. Sie befürchteten einerseits, dass die Farben nicht die branchentypischen harten Prozessbedingungen überstehen würden. An-dererseits gingen sie davon aus, dass färbende Lebensmittel nicht die Haltbarkeit und Brillanz aufweisen würden, die man von synthetischen Farben kannte. Wir konnten sie vom Gegenteil überzeugen. Heute nutzen Süßwarenhersteller Exberry-Produkte beispielsweise zum Färben von Gummibärchen, Hartkaramellen, Kaubonbons, dragierten Produkten oder Konfektfüllungen.
dei: Jüngst hat GNT die Exberry-Produktlinie um in Fett und Öl dispergierbare Farben erweitert. Warum war dieser Schritt notwendig?
Blau: Bisher konnten sowohl die wasserbasierten flüssigen als auch die pulverförmigen Exberry-Farben nicht in fett- oder ölbasierten Produkten eingesetzt werden. Diese Lücke haben wir nun mit den neuen öl- und fettdispergierbaren Farben, die wir auf der Fi Europe in Frankfurt erstmalig dem Fachpublikum vorgestellt haben, geschlossen. Mit ihrer Hilfe lassen sich Schokolade, Kuvertüre oder Fettglasuren gleichmäßig färben. Die Dispersionen sind in den Grundfarben Rot, Blau, Gelb und Grün erhältlich. Daraus können wir durch Mischen alle erdenklichen Farbtöne erzeugen.
prozesstechnik-online.de/dei0214400

Kompetenz steht im Fokus

> Neuer Marktauftritt <

Die GNT-Gruppe hat ihren Marktauftritt komplett überarbeitet. Aufwendig erstellte Key Visuals und der neue Claim des Unternehmens (Growing Colours) bestimmen das frische Design, das auf der Food Ingredients Europe, die vom 19. bis zum 21. November in Frankfurt am Main stattfand, Premiere feierte. Auch die Website des Unternehmens wurde neu gestaltet. Sie ging ebenfalls zum Messestart live.

Rotkohl stellt die Weichen

> Ein Blick in die Vergangenheit <

1978 wurde in Aachen die Gesellschaft für Nahrungsmitteltechnologie, kurz GNT gegründet. Auf der Suche nach schonenden Verfahren für die Herstellung und Verarbeitung von Nahrungsmitteln arbeitete man mit Rotkohl. „Doch das Ergebnis war kein neues Verfahren, sondern das erste färbende Lebensmittel auf Basis von Rotkohl. Das prägte die weitere Unternehmensentwicklung“, betont Bettina Blau, Geschäftsführerin der GNT Europa GmbH.
In den Gründungsjahren hatte der Vorreiter auf dem Gebiet der färbenden Lebensmittel mit Vorurteilen zu kämpfen. „Wir wurden belächelt und für verrückt gehalten“, sagt Blau, „wenn wir die Exberry-Produkte und die Philosophie, die hinter ihnen steckt, der Industrie vorgestellt haben.“ Doch das hat sich geändert: „Heute ist GNT Marktführer. Und das wollen wir in Zukunft auch bleiben“, sagt Blau.
Doch wo sieht die Geschäftsführerin in Zukunft Wachstumsmöglichkeiten für ihr Unternehmen? „In erster Linie durch die Entwicklung neuer Produkte und die Erschließung neuer Anwendungsmöglichkeiten für unsere Farben. Zum anderen bemerken wir, dass in Ländern, mit denen wir uns bisher nicht beschäftigt haben, das Interesse und der Bedarf an färbenden Lebensmitteln wächst.“
Mit Hauptsitz im niederländischen Mierlo unterhält die GNT Group ein weltumspannendes Netz von Tochterfirmen. Zwei davon befinden sich in Deutschland: die GNT Deutschland GmbH in Heinsberg, ein reiner Produktionsstandort, und die GNT Europa GmbH in Aachen. Dort ist der Vertrieb für Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Niederlande beheimatet sowie der Customer Service für die gesamte Gruppe, der sich mit der Applikation der GNT-Produkte in den verschiedensten Bereichen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie beschäftigt. In Deutschland beschäftigt GNT etwa 90 Mitarbeiter, weltweit sind es ca. 250.
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