Aucoprovis ist ein offenes, vom Anwender frei zu parametrierendes Software-Werkzeug, das eine gezielte Führung und Überwachung von Produktionsprozessen, deren Dokumentation, Reproduzierbarkeit und strategische Optimierung ermöglicht. Anwendung findet diese grafikorientierte Software beispielsweise in einer kieselgurfreien Bierfiltrationsanlage.
Dipl.-Ing. Horst Mengeling
In einer oberfränkischen Brauerei wurde von der Seitz Filterwerke GmbH, Bad Kreuznach, eine kieselgurfreie Bierfiltrationsanlage installiert. Bisher arbeiten die meisten Brauereien noch mit kieselgurhaltigen Filtersystemen, die allerdings unter wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten einige Nachteile aufweisen. Im Gegensatz dazu gewährleisten kieselgurfreie Filtrationsanlagen einen kontinuierlichen Betrieb, eine hohe gleichbleibende Produktqualität und einen äußerst geringen Personalbedarf. Darüber hinaus sparen die Brauereien Kosten für die Entsorgung des verbrauchten Filtermediums.
Software für die Prozeßführung integriert
Bestandteil der modernen Cross-Flow-Tandem-Filteranlage ist Aucoprovis, eine Standardsoftware für Prozeßvisualisierung und Prozeßleittechnik, Betriebs-Daten-Erfassung sowie für das Produktions-Daten-Management. Sie übernimmt unterschiedlichste Funktionen wie
• Beobachten und Bedienen,
• Störwerterfassung, -protokollierung und -analyse,
• Rezepturverwaltung,
• Trending und Qualitäts-Protokollierung.
Die Cross-Flow-Tandem-Filteranlage wird mit einer Simatic-S5-SPS gesteuert und geregelt. Über eine Sinec-L2-Busanschaltung via CP 5413 erfolgt die Prozeßanbindung an Aucoprovis. Die Installation und Inbetriebnahme erfolgte auf einem Pentium-PC mit Microsoft-Windows-‘95-Betriebssystem.
Die Darstellung der Cross-Flow-Tandem-Filteranlage erfolgt in zwölf Visualisierungsbildern, in denen mehr als 350 dynamisierte Elemente in einem Bild enthalten sind (Abb. 1). Grundsätzlich ist in Aucoprovis die Anzahl der Datenpunkte im zu realisierenden Projekt nicht lizenzmäßig begrenzt. Unabhängig von der Anzahl der zu visualisierenden Variablen ist die Lizenzgebühr konstant. Unterschieden wird nur nach projektspezifisch benötigten Funktionalitäten wie Trending, Archivierung und Auswertung sowie Rezeptur- und Auftragsverwaltung. Für den Anwender ist somit die Lizenzgebühr nach Definition des Projekteumfangs transparent.
Archivierung von Stör- und Betriebsmeldungen
Sämtliche Stör- und Betriebsmeldungen werden in verschiedenen Archiven über einen vom Anwender definierten Zeitraum vorgehalten und über entsprechende Zeitfilter den jeweiligen Chargenprotokollen automatisch angefügt bzw. in die Chargenberichte integriert. Darüber hinaus werden Störmeldungen bzw. Alarme in einem speziellen Journal angezeigt, das in jedem Visualisierungsbild aufrufbar ist. Dieses Alarmjournal kann der Anwender frei gestalten. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde für die Cross-Flow-Tandem-Filteranlage eine dreispaltige Darstellung gewählt, wobei die rechte Spalte auf Knopfdruck umschaltbar ist. Wahlweise werden Anlage, Meßstelle, Alarmzeit, Flanke, Quittierungszeit oder Geht-Zeit eingeblendet. Die Umschaltung erfolgt per Maus-Klick oder Funktionstaste. Angewählte, editierte Alarme werden als vollständiger Datensatz mit allen Parametern in der Informations-Legende angezeigt. Dargestellt werden alle im Archiv vorgehaltenen Störungen. Aucoprovis springt beim Aufschalten des Journals automatisch auf die Position des letzten Eintrags. Über Scroll-Funktionen kann der Anwender im Archiv blättern.
In dieser Applikation hat man des weiteren ein Pop-Up implementiert, das auf Knopfdruck die Liste aller anstehenden Alarme darstellt. Diese werden über Filterfunktionen aus dem übergreifenden Gesamtarchiv selektiert und angezeigt. Die Position des Pop-Up-Menüs auf dem Bildschirm ist frei wählbar und befindet sich in diesem konkreten Anwendungsfall im unteren rechten Quadranten. Zudem verfügt diese Aucoprovis-Applikation über eine integrierte kontextbezogene Online-Hilfe (Abb. 2). Dazu wurden aus der Anlagendokumentation Teile per Microsoft-Hilfe-Funktionen in Aucoprovis eingearbeitet. Auf diese Weise läßt sich ein redundantes Eingeben von notwendigen Informationen vermeiden. In Abhängigkeit von der zu produzierenden Biersorte sind unterschiedliche Einstellparameter für die Steuerung der Cross-Flow-Tandem-Filteranlage notwendig. Diese Parametersätze werden im internen Rezept-Modul von Aucoprovis verwaltet und mit dem jeweiligen Produktionsbeginn als Soll-Werte zur SPS transferiert. Eine Password-Verwaltung erlaubt nur einem ausgewählten Bedienerkreis die Veränderung der Rezeptur- bzw. Qualitätsparameter. Alle für die Chargen-Protokollierung wichtigen Größen werden in einem Dokument mit integrierten Diagrammen (Trends) zusammengefaßt. Unter dem Gesichtspunkt der „Totally Integration“ ist die Einbindung von Aucoprovis in die Betriebsleitebene vorbereitet.
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