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Biotechnologie im Aufwind

Zahl der deutschen Biotech-Unternehmen verdoppelt sich alle 18 Monate
Biotechnologie im Aufwind

Im internationalen Vergleich ist die deutsche Biotechnologie-Industrie zur Zeit noch sehr klein. Geplante Investitionen und Programme zur Förderung von Firmenneugründungen lassen für die Zukunft jedoch zweistellige Zuwachsraten erhoffen.

In Deutschland ist im Bereich der Biotechnologie eine wahre Gründungswelle ausgebrochen. Beinahe täglich wächst die Zahl der Unternehmen. Derzeit verdoppelt sich diese im 18-Monate-Rhythmus – ein Ende ist noch nicht absehbar. Damit stellt sich die Situation heute völlig anders dar, als noch vor drei Jahren: Mehr als die Hälfte der derzeit etwa 300 Biotech-Unternehmen, die der sogenannten modernen Biotechnologie zuzurechnen sind, können inzwischen in Bezug auf Kapitalisierung, innovativen Anspruch und industrielle Akzeptanz internationale Gleichwertigkeit für sich in Anspruch nehmen. So erreichen Kooperationen von Medigene, Morphosys und Evotec mittlerweile zweistellige Millionenbeträge. Auch die pharmazeutische Industrie beteiligt sich in zunehmendem Maße an erfolgversprechenden Neugründungen. Beispiele hierfür sind die von der ASTA Medica gegründete Maingen oder die Schering-Tochtergesellschaft Metagen – beides Unternehmen, sie sich in der Gentherapie bzw. Genomforschung engagieren.

Die deutsche Biotech-Industrie
Auf der diesjährigen Dechema-Jahrestagung stellte die Unternehmensberatung Schitag Ernst & Young den ersten deutschen Biotechnologie-Report vor. Nach dieser Studie sind in Deutschland 465 Unternehmen aktiv. Der Hauptgeschäftszweck der 173 Firmen der Kategorie I (500 Mitarbeiter) beruht auf der Produkt- und Technologieentwicklung im Life-Science-Sektor. Rund die Hälfte der 4000 Mitarbeiter ist in der Forschung tätig. Neben 269 Firmen der Kategorie II (500 Mitarbeiter, Biotech als Nebenerwerb) gibt es nach Angaben des Reports 23 deutsche Unternehmen der Kategorie III ( >500 Mitarbeiter, >10 Mio. DM Umsatz mit Biotech-Produkten) (Tab. 1).
Betrugen die Investitionen der deutschen Biotech-Industrie 1996 noch etwa 75 Mio. DM, so stiegen sie 1997 auf cirka 165 Mio. DM. Für 1998 wird sich der Zuwachs gegenüber 1997 nochmals mehr als verdoppeln. Das eingeplante Investitionskapital der Branche liegt 1998 bei rund 425 Mio. DM.
Standort Deutschland attraktiv
Die Mehrzahl der Biotech-Unternehmen beschäftigen zwischen 50 und 100 Mitarbeiter. Einige, wie z.B. die in Heidelberg erst 1997 gegründete Firma Lion, haben diese Zahlen bereits 18 Monate nach ihrem Start erreicht. Beschäftigungsprognosen, die noch vor kurzem verhalten ausfielen, gestalten sich inzwischen durchaus positiv. Die drastisch verbesserten Rahmenbedingungen hierzulande haben einzelne Firmen sogar dazu veranlaßt, eine Standortverlagerung nach Deutschland in Erwägung zu ziehen.
Nicht nur in der Politik wächst die Akzeptanz gegenüber der Biotechnologie. Auch in der Bevölkerung hat sich die Einstellung zur Gentechnik verändert. Im Bereich Pharma und Medizin verfügt sie mittlerweile über eine breite Anerkennung (Abb. 1). Im Food-Agro-Bereich trifft die Gentechnik allerdings noch auf eine breite Ablehnung, wie die Akademie für Technikfolgeabschätzung in Baden-Württemberg feststellte.
Verfahrenstechnik profitiertvon Biotech-Boom
Was die Umsätze betrifft, stecken die deutschen Biotech-Unternehmen im Vergleich zur internationalen Branche noch in den Kinderschuhen. Während 1997 die 173 deutschen Unternehmen einen Umsatz von 577 Mio. DM erwirtschafteten, machten in den USA 1274 vergleichbare Firmen im selben Zeitraum einen Umsatz von 31,5 Mrd. DM (Tab. 2).
Die Auswirkungen des Biotech-Booms werden in naher Zukunft auch für die Hersteller von verfahrenstechnischen Systemkomponenten spürbar sein. So betrug beispielsweise das weltweite Marktvolumen für Bioreaktoren 1997 rund 275 Mio. US$. Für das Jahr 2002 wird nach Angaben der Business Communications Company, Inc. bereits ein globaler Gesamtumsatz von 380 Mio. US$ erwartet.
Pharmabereich nach wie vor führend
Mehr als 75% der innovativen Biotechnologieunternehmen beschäftigen sich – ähnlich wie in den USA – mit Entwicklungen, die den Pharmabereich betreffen. Allerdings lassen Marktprognosen auch für biotechnologische Produkte der Agro/Food-Industrie große Entwicklungspotentiale erwarten. Bis zum Jahr 2005 sollen sich in diesem Bereich die Umsätze vervierfacht haben. Trotz anhaltender Bedenken in Teilen der Bevölkerung hinsichtlich gentechnisch veränderter Nahrungsmittel etablieren sich erste Firmen, die mit Hilfe molekularbiologischer Methoden pflanzliche Produkte oder Produktionsstämme für die Nahrungsmittelindustrie optimieren.
Starthilfen für junge Biotech-Unternehmen
Unter dem Titel „Network Biotechnologie“ veranstalteten die Chemieverbände von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in Mannheim eine Kontaktbörse für potentielle Gründer von Biotechnologieunternehmen und Risikokapitalgebern, Politikern, Behördenvertretern, Patentanwälten sowie Vertretern von etablierten Unternehmen. Rund 130 Teilnehmer nutzten das Symposium für Gespräche. „Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, daß sich kleine Biotechnologiefirmen aus den akademischen Forschungsinstituten ausgründen“, sagte Klaus Hütig, Hauptgeschäftsführer der baden-württembergischen Chemieverbände, bei der Begrüßung. Die Verbände hoffen, mit ihren Aktionen Forscher dazu anzuregen, in die Selbstständigkeit zu gehen. Die Chancen, daß dieses Konzept greift, sind gut – Geldgeber sind nach Aussage der Verbände schließlich reichlich vorhanden.
Rosige Aussichten
Daß die Aussichten in Europa für die Zukunft nicht schlecht sind, zeigt eine Studie von Frost & Sullivan (Abb. 2). Bis ins Jahr 2002 wird ein jährliches Wachstum der Branche um mehr als 20% erwartet. Im Jahr 2002 soll der Biotechnologiemarkt in Europa schließlich einen Umsatz von 106,5 Mrd. US$ erzielen. Konnte das Segment Nahrungsmittelverarbeitung 1995 noch 26,7% des Umsatzes für sich verbuchen, wird im Jahre 2002 dieser Sektor nur noch 16,9% ausmachen. Steigen wird nach der Studie dagegen der Anteil der Biotechnologie-basierenden Abfallentsorgung. Wenig Veränderungen wird es bei der Landwirtschaft geben. Den Hauptanteil am europäischen Gesamtumsatz erwirtschaftet auch 2002 mit 72,6% das Segment Gesundheitswesen.
Weitere Informationen zum Thema Biotechnologie-Report unter cav-201
Weitere Informationen zum Thema Network Biotechnologie unter cav-202
Weitere Informationen zur Frost & Sullivan Studie unter cav-203
Weitere Informationen cav-204
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