Effiziente Warendistribution

Dipl.-Ing. Christian Kamuf

Supply Chain Management (SCM) und Efficient Consumer Response (ECR) sind Ansätze, mit denen Hersteller und Handel in nahezu jeder Branche Kundenorientierung umsetzen, unnötigen Aufwand und Fehler vermeiden, Kosten senken, Sy-nergien nutzen und so Wettbewerbsvorteile verwirklichen wollen. Dies gilt in besonderem Maße für die Nahrungsmittelbranche. Ob Trocken-, Frisch- oder Tiefkühlware, ob Food-, Nearfood- oder Nonfood-Artikel – nicht mehr nur der Preis und die Qualität der Ware stehen im Vordergrund. Insbesondere schnelles, vollständiges, fehlerfreies und termingerechtes Ausliefern bestellter Ware sowie flexibles Reagieren auf kurzfristige Auftragsänderungen oder sich änderndes Konsumverhalten sind zunehmend wichtiger werdende Faktoren der Kundenbindung am Point of Sale. Daher kommt es auf eine reibungslose Logistik nicht nur der Waren, sondern vor allem der dazugehörenden Informationsströme an. „Ziel der datentechnischen Anbindung von KLM an die SAP R/3-Welt bei apetito war daher die Schaffung eines durchgängigen Auftragsdatenhandlings auf der Basis einer komplett papierlosen Auftragsabwicklung“, erläutert Ludger Sasse, Leiter der Materialwirtschaft bei KLM, die zentrale Vorgabe des Projektes.

Das Kühl- und Lagerhaus Münsterland in Rheine bietet Dienstleistungen der Lager- und Speditionslogistik an. Zu den Kunden gehört u. a. die apetito-Gruppe. Als Partner des Lebensmitteleinzelhandels kocht das Unternehmen tiefkühlfrische Menüs für Heimdienste und große Filialisten, aber auch für Mahlzeitendienste wie „Essen auf Rädern“. Weitere Abnehmer von apetito-Fertigwaren sind Einrichtungen der Gemeinschaftrestauration wie Betriebe, Kliniken, Senioreneinrichtungen, Kindertagesstätten und Schulen. Hiermit sowie mit Cateringdienstleistungen erzielte die Gruppe mit ihren ca. 3500 Beschäftigten im Geschäftsjahr 1997/98 einen Umsatz von 449 Mio. DM.

Die große Anzahl von Kundenbestellungen führt täglich zur Generierung von mehreren tausend Transportaufträgen im SAP R/3-System bei apetito. Ein bedeutender Anteil dieser Aufträge betrifft das KLM, in dem die georderte Ware lagert, sie kommissioniert und ausgeliefert wird.

Vor der Implementierung der Schnittstellensoftware Mobis for R/3 fand kein elektronischer Datenaustausch zwischen apetito und KLM statt. Die Mitarbeiter des Kühl- und Lagerhauses bearbeiteten die SAP-Transportaufträge und gaben sie manuell in die bei KLM eingesetzte Speditionssoftware der Firma Cargo Online ein. Mit steigendem Lager- und Lieferaufkommen sowie in Spitzen- und Urlaubszeiten erwies sich diese Insellösung als zeitaufwendig, fehlerträchtig und unflexibel. Aus diesem Grund wurde nach einer Anbindungsmöglichkeit gesucht, die u.a. folgende Voraussetzungen aufweisen musste:

• Eignung und Zertifizierung für SAP R/3,

• Vorhandensein von Referenzinstallationen,

• einfache und schnelle Implementierung,

• Ausgabe von ASCII-Files an die Cargo Online-Speditionssoftware,

• sichere Kommunikationsmechanismen, die auch bei Ausfall der Onlineverbindung zwischen apetito und KLM Sicherheit, Aktualität und Konsistenz der Daten gewährleisten,

• leichtes Update der Schnittstelle bei SAP R/3-Releasewechseln.

Diese Anforderungen erfüllt Mobis for R/3. Diese Schnittstelle ermöglicht es, Softwarelösungen oder mobile Datenerfassungssysteme hersteller- und applikationsunabhängig an die Programmmodule Sales & Distribution (SD), Material Management (MM) und Warehouse Management (WM) der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware SAP R/3 anzubinden. Ein weiteres Merkmal der Software ist die Schichtenstruktur der Schnittstelle, die R/3-Releasewechsel ohne eine Neukonzeption des Gesamtsystems erlaubt. Durch die tabellengesteuerte Konfiguration der Ein- und Ausgabedaten können selbst komplexe Applikationen ohne Änderungen des Quellcodes realisiert werden.

Die Anbindung der EDV-Welten von apetito und KLM erfolgt über eine Routerverbindung. Alle für die Ein- und Auslagerungsabläufe bei den verschiedenen Logistikpartnern von apetito erforderlichen Transportaufträge (TA) werden in R/3 generiert. Über die Schnittstellensteuerung der Software werden Transportaufträge, die KLM betreffen, gefiltert und als Intermediate Documents (IDOCs) an Mobis for R/3 gesendet. In der Standardversion des Schnittstellenprogramms ist eine Zwischenspeicherung der Transportaufträge vorgesehen bis sie von einem unterlagerten System, beispielsweise einem Funksystem für die mobile Datenerfassung, abgerufen und weiterverarbeitet werden. Da es bei KLM jedoch galt, nicht ein Datenfunksystem, sondern eine Speditionssoftware mit den TA-Daten zu versorgen, wurde das Schnittstellenmodul um einen zusätzlichen Funktionsbaustein erweitert. Dieser sorgt dafür, dass die empfangenen IDOCs nicht in die Datenbank der Schnittstelle, sondern als ASCII-File auf ein frei bestimmbares Laufwerk geschrieben werden. Die Software von Cargo Online liest die als ASCII-Dateien vorliegenden Transportaufträge aus, bucht sie in das eigene System ein und verwandelt sie – je nach Auftrag – in interne Einlager-, Auslager-, Kommissionier- oder Versandaufträge. Dieser Ablauf wird von Cargo Online über einen Polling-Prozess gestartet: alle zwei Minuten prüft das Programm auf dem Ziellaufwerk, ob von Mobis for R/3 neue Transportaufträge übertragen worden sind. Danach werden die Transportaufträge nur noch im Cargo Online-System verwaltet.

Auf die grundsätzlich mögliche, individuelle Rückmeldung abgearbeiteter Transportaufträge von KLM in das EDV-System bei apetito wird verzichtet. Es ist sichergestellt, dass Transportaufträge, die KLM betreffen, auf jeden Fall bearbeitet und automatisch quittiert werden können. Dies gilt zum einen für den Fall, dass das Online Polling kurzfristig nicht verfügbar ist. In diesem Moment werden die TA-Dateien auf der Festplatte des Schnittstellenrechners solange zwischengespeichert, bis Cargo Online das Einlesen und Verarbeiten der Daten wieder startet. Durch redundant strukturierte Kommunikationsmechanismen, die von SAP zertifiziert wurden, stellt Mobis for R/3 zum anderen sicher, dass auch bei einer Unterbrechung der Routerverbindung zwischen KLM und apetito keine Auftragsdaten verlorengehen. Auf die gleichmäßige Auslastung von Anlagen- und Humanressourcen im Kühl- und Lagerhaus hat ein solcher temporärer Offline Modus keine Auswirkungen, dass das Cargo Online-System einen bestimmten Vorrat an Auftragsdaten puffert. Auf diese Weise ist auch bei mehrstündiger Unterbrechung der SAP-Verbindung ein kontinuierlicher Betrieb bei KLM gewährleistet.

Durch das Zwischenspeichern von Daten bei nicht verfügbarem Online-Polling und die Überwachung der Routerkommunikation kann KLM seinem Kunden apetito ein hohes Maß an Datensicherheit und Datenaktualität sicherstellen. Durch die Kopplung von SAP R/3 mit der Lager- und Speditionssoftware Cargo Online über die Schnittstelle Mobis for R/3 wurde eine durchgängige, informationslogistische Kette realisiert. Beide Unternehmen profitieren heute gleichermaßen von den sich hieraus ergebenden Vorteilen: Prozesstransparenz bei der Bearbeitung von Transportaufträgen, Liefersicherheit in punkto Termineinhaltung, Vollständigkeit und Fehlerfreiheit sowie flexibles Reaktionsvermögen auch bei kurzfristigen Auftragsänderungen oder -ergänzungen.

Weitere Informationen dei 250