Vor rund einem Jahr wurde die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) gegründet. Dr. Gerd Romanowski, Geschäftsführer des DIB, zieht für die cav ein erstes Resümee.
Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) ist die Biotechnologie-Vereinigung des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) und seiner Fachverbände Pharma, Diagnostik, Agrar und Waschmittel. Die DIB wurde am 21. August 1997 mit 65 Mitgliedern gegründet, ihr Vorsitzender ist Dr. Pol Bamelis, Vorstandsmitglied der Bayer AG.
Für die politische Arbeit ist es wichtig, daß die DIB sowohl kleine wie große Unternehmen, aber auch alle Anwendungsgebiete der Biotechnologie repräsentiert. Rund die Hälfte der mittlerweile 100 DIB-Mitglieder sind in den letzten Jahren neugegründete kleine Biotech-Firmen.
Die moderne Biotechnologie entwickelte sich in den letzten Jahren rasant. Auch in Deutschland ist diese Dynamik deutlich zu spüren, was nicht zuletzt an der Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen liegt. Gentechnische Forschung, Entwicklung und Produktion können inzwischen in Deutschland unter vergleichbaren Bedingungen durchgeführt werden wie beispielsweise in den USA. Die Genehmigung von gentechnischen Anlagen ist in den meisten Bundesländern heute kaum noch ein Problem. Nachdem in der Vergangenheit einige Unternehmen ihre gentechnischen Aktivitäten verstärkt ins Ausland verlagert hatten, steigt auch aufgrund der insgesamt besseren Akzeptanz wieder ihr Engagement in Deutschland.
Unterschiede bei der Behandlung der Gentechnik zwischen Europa und den USA bestehen aber nach wie vor, beispielsweise bei der Freisetzung von gentechnisch veränderten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Bisher ist es nicht gelungen, europäisches und deutsches Recht am internationalen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse auszurichten, wie es etwa in den USA der Fall ist. Das europäische und deutsche Recht gehen nach wie vor von einem generell bestehenden Basisrisiko der Gentechnik aus. Diese Annahme ist nach über 20jähriger Erfahrung mit der Gentechnik nicht mehr haltbar. Die tatsächlichen Risiken sind vielmehr je nach Organismus und Anwendungsbereich sehr unterschiedlich und müssen für den Einzelfall bewertet werden.
Aufgaben der DIB
Die DIB konzentriert sich hauptsächlich auf wirtschaftspolitische Themen. Vieles, was die DIB vorrangig behandelte, spielt sich in diesem Jahr auf europäischer Ebene ab. Hier ist zum Beispiel die EU-Freisetzungsrichtlinie 90/220 zu nennen, die die Freisetzung und das Inverkehrbringen von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) regelt. Zur Zeit liegt ein Richtlinienentwurf der EU-Kommission vor, der unserer Ansicht nach nicht befriedigend ist, da er sich negativ auf die wirtschaftliche Anwendung der Biotechnologie auswirken würde. So soll die Zulassung neuer Produkte auf sieben Jahre begrenzt werden. Die Unternehmen sollen künftig ein umfangreiches Monitoring für in Verkehr gebrachte gentechnisch veränderte Produkte, zum Beispiel Saatgut, durchführen. Insbesondere für kleine, aber auch für große Unternehmen wird dies kaum praktikabel sein.
Ein wichtiger Schwerpunkt der DIB-Arbeit ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Gründung und Etablierung neuer Biotechnologieunternehmen. Wir bringen Vorschläge zur Stärkung des deutschen Risikokapitalmarktes in die Politik ein und setzen uns für steuerliche Fördermaßnahmen zugunsten neugegründeter Hochtechnologieunternehmen ein. Darüber hinaus bestehen enge Kontakte zu potentiellen Investoren und Finanzdienstleistern, die für neugegründete Biotech-Unternehmen im Hinblick auf die notwendige Kapitalbeschaffung wichtig sind. Gemeinsam mit der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse (DVFA) arbeiten wir an der Entwicklung von Kriterien für die Bewertung von Biotech-Unternehmen. Schließlich bietet der Verband spezielle Informationsveranstaltungen für junge Biotechnologieunternehmen auf Feldern wie Patent- und Lizenzrecht, Arbeitsrecht und F+E-Kooperationen an.
Im Bereich der Informationsarbeit stellt die DIB gemeinsam mit den Fachverbänden eine ganze Palette von Informationsmaterialien bereit, angefangen von Broschüren über die Anwendungen der Gentechnik, Folienserien über die Grundlagen der Biotechnologie, bis hin zu einem Experimentier-Kit für biotechnologische Experimente im Schulunterricht.
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