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Entweder Global Player oder Neubeginn

Biovalor mit innovativem Unternehmenskonzept
Entweder Global Player oder Neubeginn

Kaum hatte Lucas C. Meyer, der ehemalige Chef der Lucas-Meyer-Gruppe, das Familienunternehmen an die SKW Trostberg verkauft, gründete er die Biovalor AG. Das kleine Unternehmen ist nicht nur ein Spezialanbieter von Mikro-Nährstoffen, sondern sammelt auch grundlegende Informationen über diese bioaktiven Substanzen und reicht sie an die Verbraucher weiter. dei traf Lucas C. Meyer in Hamburg.

dei: Mitte 1999 hat Ihre Familie die Lucas-Meyer-Gruppe an SKW Trostberg, heute Degussa Texturant Systems, verkauft. Was waren die Gründe für den Rückzug aus dem Geschäft mit Sojalecithinen?

Meyer: Die Lucas-Meyer-Gruppe hatte mit einem Jahresumsatz von etwa 200 Mio. DM nicht die Größe, Global Player zu sein. Deshalb haben wir in der Familie die Möglichkeit diskutiert, teilweise durch Zukauf anderer Unternehmen zu expandieren. Ziel der Überlegungen war, innerhalb von maximal fünf Jahren ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 750 Mio bis 1 Mrd. DM aufzubauen. Um die notwendige Investitionssumme aufbringen zu können, hätten wir einen geeigneten Finanzpartner finden müssen, der in der Lage gewesen wäre, mit uns diesen Galoppritt über den Bodensee zu schaffen. Letztlich haben wir keinen Partner gefunden, der bereit war, Investitionen in einer von uns gewünschten Größenordnung zu tragen. Da meine Familie und ich davon überzeugt waren, dass das Unternehmen wachsen musste, blieb dann nur noch die Suche nach einem strategischen Partner, der die Lucas-Meyer-Gruppe weiterführt. Das war die damalige SKW Trostberg.
dei: Warum haben Sie sich für diesen strategischen Partner entschieden?
Meyer: Ganz einfach, beide Unternehmen passten größenordnungsmäßig gut zusammen. Außerdem ergänzten unsere Lecithinprodukte sehr gut das Stabilisatoren-Geschäft der SKW-Leute.
dei: Verlassen wir die Vergangenheit und gehen in die Gegenwart und Zukunft. Ende 1999 haben Sie die Biovalor AG gegründet. Welche Idee steckte hinter dieser Unternehmensgründung?
Meyer: Sie kennen die alte Vita-Pur-Lecithin-Nervennahrungs-Geschichte. Die ist nie wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Ich habe mich sehr gründlich mit der ernährungsphysiologischen Funktion von Lecithinen auseinandergesetzt und wissenschaftliche Dokumentationen über diese Verbindungen und deren Einzelbestandteile, die Phosphorlipide, erarbeitet. In diesem Zusammenhang habe ich mich auch mit Vermarktungskonzepten für Phosphorlipide beschäftigt. In Hinblick auf Functional Food interessiert mich die Wirkungsweise von bioaktiven Stoffen, die in Lebensmitteln und Zutaten enthalten sind, und ihre Vermarktungsmöglichkeiten. Allerdings beschäftigt sich Biovalor nicht mit Phosphorlipiden, sondern mit Mikro-Nährstoffen, die als Produkt von Fermentationsprozessen entstehen.
dei: Was sind Mikro-Nährstoffe?
Meyer: Es handelt sich hierbei um natürliche, nicht genmodifizierte Substanzen, die unterschiedliche Funktionen in der Ernährungsphysiologie des Menschen übernehmen können. Nahrungsmittel enthalten diese Stoffe nur in Spuren. Häufig besteht sogar die Gefahr, dass diese Verbindungen durch Lagerung oder Verarbeitungsprozesse komplett verloren gehen. Bekannte Mikro-Nährstoffe sind Vitamine und Mineralstoffe, deren ernährungsphysiologische Wirkung wissenschaftlich abgesichert ist. Daneben gibt es aber eine Vielzahl von Substanzen, beispielsweise sekundäre Pflanzenstoffe, über die Lebensmittelhersteller und Verbraucher recht wenig wissen und über die es auch kaum wissenschaftliche Erkenntnisse gibt.
Systematisierung von Wissen
dei: Bei der Vielzahl von bioaktiven Stoffen steht Biovalor vor einem kaum zu bewältigenden Berg von Forschungsarbeiten.
Meyer: Die primäre Aufgabe besteht darin, eine gewisse Selektion zu treffen. Wir konzentrieren uns auf solche Mikro-Nährstoffe, die bereits Gegenstand von wissenschaftlichen Arbeiten waren, für die es aber noch keine ausreichenden Dokumentationen gibt. Biovalor erarbeitet diese Dokumentationen und nutzt sie als Basis für eine spätere Kommunikation mit dem Verbraucher.
dei: Wann können interessierte Lebensmittelhersteller Mikro-Nährstoffe von Biovalor beziehen?
Meyer: In der ersten Phase konzentrieren wir uns auf einen Mikro-Nährstoff. Es handelt sich hierbei um ein bei den Verbrauchern kaum bekanntes Vitamin, das wir frühestens im zweiten Halbjahr 2002 anbieten werden.
dei: Was passiert bis dahin?
Meyer: Zur Zeit bereite ich die Markteinführung dieser Substanz mit einer umfangreichen PR-Kampagne vor. Im Mittelpunkt dieser Kampagne steht kein fertiges Lebensmittel, sondern ausschließlich der Mikro-Nährstoff. Auf der Basis unserer wissenschaftlichen Dokumentation informieren wir den Endverbraucher über die Substanz und ihre Wirkungsweise. Allerdings werden wir das Vitamin und alle folgenden Mikro-Nährstoffe nicht als generische Substanzen in den Markt bringen, sondern unter bestimmten Markennamen. Unser Ziel ist, dass beim Verbraucher eine Assoziation zwischen dem jeweiligen Mikro-Nährstoff und seinem Markennamen entsteht. Letzteren wird er auf dem fertigen Lebensmittel finden.
dei: Ihre Vorgehensweise unterscheidet sich deutlich von PR-Kampagnen, wie sie beispielsweise bei Functional Food-Produkten üblich sind.
Meyer: Das stimmt. Mit unserer PR-Kampagne tragen wir der rechtlichen Situation in Deutschland und Europa Rechnung, wonach es verboten ist, für Lebensmittel mit gesundheitsbezogenen Aussagen zu werben. Mit unserer Cobranding-Startegie gehen wir genau den umgekehrten Weg und weichen so den rechtlichen Hindernissen aus. Unser Konzept sieht vor, dass die Information über Substanz und Wirkungsweise ausschließlich über von Biovalor finanzierte PR-Kampagnen erfolgt, während der Lebensmittelhersteller nur mit der Aussage wirbt, dass sein Produkt den Mikro-Nährstoff enthält.
Positive Reaktion vonLebensmittelherstellern
dei: Wie hat die Lebensmittelindustrie auf Ihr Konzept reagiert?
Meyer: Mit großem Interesse, denn einige Hersteller haben wegen gesundheitsbezogenen werblichen Aussagen bereits Abmahnungen von Verbraucherschutzvereinen erhalten oder mussten Prozesse führen.
dei: Kommen wir zurück zu den Mikro-Nährstoffen. Wie können diese Ingredienzen hergestellt werden?
Meyer: Prinzipiell gibt es hier zwei Wege: Zum einen können Mikro-Nährstoffe, beispielsweise Vitamine, synthetisiert werden. Zum anderen lassen sie sich aus Naturstoffen isolieren. Anschließend werden sie gereinigt und aufkonzentriert. Am Ende liegen die Mikro-Nährstoffe als definierte Verbindungen vor. Diesen Weg verfolgt Biovalor. Wir werden die Substanzen zum Teil selbst isolieren oder arbeiten mit Lohnfertigern zusammen.
dei: In welchen Mengen werden Mikro-Nährstoffe einem Lebensmittel zugesetzt?
Meyer: Die Dosierung hängt natürlich von der eingesetzten Substanz ab. Wir empfehlen, den Tagesbedarf eines Mikro-Nährstoffs in der Tagesverzehrmenge eines Lebensmittels unterzubringen.
dei: In welchen Lebensmitteln lassen sich Mikro-Nährstoffe besonders gut einsetzen?
Meyer: In der Reihenfolge der Vorgehensweise fange ich mit den Produkten an, die beim Verbraucher ein hohes Gesundheitsimage haben: Das sind Jogurts, Milch-Mischgetränke und Frischkäse. Ebenfalls interessant sind Fruchtzubereitungen. Alle Lebensmittel, die am Ende ihrer Herstellung einen Sterilisations- oder Erhitzungsprozess durchlaufen, eignen sich nicht für die Anreicherung. Durch die Wärmeeinwirkung würde es zu einer Zerstörung der Mikro-Nährstoffe kommen.
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www.biovalor.ag
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