Die Ernährungsindustrie erzielte im Jahr 2008 nach Schätzungen der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) einen Branchenumsatz von 155 Mrd. Euro. Das entspricht einem nominalen Wachstum von 5,6 % gegenüber dem Vorjahr. Ein Großteil des Wachstums geht allerdings auf Preissteigerungen zurück. Diese waren wegen gestiegener Rohstoff- und Produktionskosten unausweichlich. Die positive Umsatzentwicklung darf aber nicht über die schwierige Situation im Inland hinwegtäuschen. Hier wurde bei einem geringen nominalen Wachstum von 2,5 % ein Umsatz von 112,6 Mrd. Euro erzielt. Wachstumstreiber war wie in den Vorjahren das Exportgeschäft mit einem nominalen Zuwachs von 15 %. An das Ausland wurden Lebensmittel im Wert von 42,4 Mrd. Euro verkauft. Real ist der Branchenumsatz schätzungsweise um 1,5% zurückgegangen.
Für das Jahr 2009 rechnet die BVE laut einer Branchenumfrage mit gleich bleibenden oder allenfalls leicht ansteigenden Umsätzen. Wachstumstreiber ist für viele Unternehmen das Auslandsgeschäft – immerhin rechnen über 50 % der befragten Unternehmen und Verbände noch mit höheren Exporterlösen. Schwieriger gestaltet sich die Situation im Inland. 85 % der Befragten rechnen mit einer Zunahme des Discountanteils, der derzeit bei 43% liegt. Diese Entwicklung wird durch die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise und die damit verbundene Preissensibilität der Verbraucher noch beschleunigt. Sorge bereitet den Unternehmen die weiter zunehmende Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel, die im Jahr 2009 einen Rekordwert erreichen wird. Die fünf größten Lebensmittelhändler vereinen jetzt rund 75 % der Umsätze auf sich.
Eine wichtige gesamtwirtschaftliche Funktion wird auf die Ernährungsindustrie im Jahr 2009 zukommen. Während andere Branchen massive Auftragsrückgänge verzeichnen und mit täglich neuen Hiobsbotschaften aufwarten, wird die Ernährungsindustrie ihre Rolle als Konjunktur stabilisierender Wirtschaftszweig unter Beweis stellen. Derzeit sind ca. 530 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den 5800 Betrieben der Ernährungsindustrie beschäftigt. Konjunkturbedingte Entlassungen des Stammpersonals erwartet die BVE nicht in größerem Umfang, solange der private Konsum sich als Stützpfeiler der Konjunktur erweist. Damit er diese Rolle spielen kann, fordert die BVE von der Politik, den Menschen „mehr netto vom Lohn“ zu lassen. Außerdem muss die Politik sicherstellen, dass die Finanzierung der Wirtschaft gewährleistet ist. Denn Finanzierungsprobleme bereiten auch der Ernährungsindustrie Sorge.
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