Am 25. und 26. April 2005 haben 17 Experten auf Einladung der Akademie Fresenius in Köln über die Herstellung, Vermarktung und Überprüfung von funktionellen Lebensmitteln diskutiert. Das Ergebnis der internationalen Fachtagung fasst Gerhard Rechkemmers, Inhaber des Lehrstuhls Biofunktionalität der Lebensmittel an der TU München und Tagungsleiter, wie folgt zusammen: „Die Wirkung der Vermarktung hinsichtlich einer bewussten Ernährung ist unumstritten. Rechtsverbindliche Regelungen zu Health Claims für Lebensmittel werden gegenwärtig kontrovers in der EU diskutiert. Und: Ob funktionelle Lebensmittel tatsächlich zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit, des Wohlbefindens und der Gesundheit beitragen können, ist wissenschaftlich bisher nicht eindeutig erwiesen.“ Nach den Worten von Rechkemmer ist ein Lebensmittel funktionell, wenn über die Effekte einer adäquaten Ernährung hinaus eine oder mehrere Zielfunktionen im Körper positiv beeinflusst werden, was zu einer Verbesserung der Gesundheit bzw. zu einer Verringerung eines Krankheitsrisikos führen kann.
Weniger klar ist allerdings die Rechtslage für funktionelle Lebensmittel. Nach wie vor existieren weder in Deutschland noch in der Europäischen Union oder in Nordamerika rechtsverbindliche Definitionen. Zwar strebt die EU-Kommission mit ihrem Vorschlag für eine Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel aus dem Jahr 2003 eine europaweit einheitliche Regelung an. Allerdings berücksichtigt der Entwurf zu wenig die nationalen Besonderheiten, wie Gert Krabichler, Chairman der europäischen Herstellervereinigung Erna kritisiert. Seine Forderung: „Wenn überhaupt, dann sollten in dieser Verordnung nicht der Wortlaut der Claims, sondern nur die Zusammenhänge zwischen Nährstoffen und ihren Funktionen festgelegt werden.“ In der geplanten Form würde die Verordnung zu Bürokratie sowie zu Konfusion und Missinterpretation führen, weil kulturelle Aspekte und unterschiedliche Kommunikationsgewohnheiten zu wenig berücksichtigt werden. Noch ist in Sachen Health-Claim-Verordnung das letzte Wort nicht gesprochen. Eine erneute Abstimmung im Europaparlament wird Ende Mai dieses Jahres erfolgen. Für Paulus M. Verschuren von Unilever Health Institute spielen Verbraucherinformation und Kontrolle eine sehr wichtige Rolle. Behörden und Industrie müssen eine klare Kommunikationsstrategie zur Verbraucherinformation und Motivation definieren. Ebenso wichtig ist die Sicherstellung von Kontrollmechanismen, um die Validität der Health Claims zu untermauern. Nach den Worten von Verschuren muss die Entwicklung von Functional Foods Hand in Hand mit der Vereinheitlichung der EU-Lebensmittelpolitik gehen.
Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge können bei der Akademie Fresenius bezogen werden. Unter www.akademie-fresenius.de finden Interessenten weitere Fachtagungen und Veranstaltungen.
Unsere Webinar-Empfehlung
Der Webcast MTP und modulare Produktion bietet eine einzigartige Gelegenheit, mehr über die aktuellen Entwicklungen bei MTP und in der modularen Produktion zu erfahren.
Chemie- und Pharmaproduktion braucht mehr Flexibilität
In der heutigen sich schnell wandelnden Welt stehen…
Teilen: