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Ganzheitliches Konzept sorgt für Sicherheit

Gase und Gasgemische in Lebensmittelqualität
Ganzheitliches Konzept sorgt für Sicherheit

Neben einer breiten Palette von technischen Gasen stellt die Westfalen AG auch Gase und Gasgemische in Lebensmittelqualität her. Sie sind unter dem Markennamen Protadur erhältlich. Wie werden diese Gase hergestellt? Und welche Zulassungen und Spezifikationen erfüllen sie? Diese und andere Fragen beantworten Barbara von Kleist, Dr. Wolfgang Miethe, Timo Ackermann und Jürgen Erwert im Gespräch mit dei.

dei: Herr Erwert, Sauerstoff, Stickstoff und Argon bilden das Fundament für das gesamte Produktprogramm des Geschäftsbereiches Technische Gase. Wie viele Luftzerlegungsanlagen betreibt die Westfalen AG, um diese technischen Gase zu gewinnen?

Erwert: Drei Anlagen. Eine steht in Hörstel bei Osnabrück, die zweite in Laichingen bei Ulm und die dritte im französischen Le Creusot. Das ist unser modernster Luftzerleger. Er hat im September 2010 seinen Betrieb aufgenommen. Neben den drei Luftzerlegungsanlagen betreiben wir noch eine Anlage zur Wasserstoffproduktion in Salzbergen und im Werk Münster-Gremmendorf eine Produktionsanlage für Azetylen. Alle anderen Gase, beispielsweise Helium, kaufen wir auf dem Weltmarkt von verschiedenen Lieferanten zu. Außerdem haben wir auch standardisierte und kundenspezifische Gasgemische im Programm, die wir selbst herstellen.
dei: Die Westfalen AG hat namhafte Wettbewerber, beispielsweise Linde oder Air Liquide. Wie unterscheidet sich das Unternehmen von seinen Marktbegleitern?
Erwert: Durch das Tankstellengeschäft sind wir es gewohnt, uns auf Märkten zu bewegen, die von großen Wettbewerbern dominiert werden. Im Gasegeschäft ist diese Situation noch viel ausgeprägter. Hier beherrschen die zwei größten Unternehmen etwa 70 % des deutschen Marktes. Sich hier zu positionieren, ist für uns als Familien-AG natürlich recht schwierig. Unsere Stärke ist die Flexibilität. Als noch überschaubares Unternehmen sind wir in der Lage, sehr schnell auf neue Gegebenheiten oder Anforderungen des Marktes reagieren zu können. Hinzu kommt die Nähe zu den Kunden. Wir kennen uns. Und dadurch ist im Vergleich zu unseren multinational agierenden Wettbewerbern eine individuellere Betreuung möglich.
dei: Dr. Miethe, zu Ihren wichtigen Kunden zählt die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Was für Produkte haben Sie für diese sehr anspruchsvolle Branche im Programm?
Dr. Miethe: Die Protadur-Produktfamilie. Sie entspricht hinsichtlich Zulassung, Spezifikation und Herstellung sämtlichen EU-Verordnungen für Lebensmittelzusatzstoffe und somit für Lebensmittel. Außerdem erfüllen sie weitergehende branchentypische Regelwerke wie EIGA und ISBT.
dei: Wann haben Sie die Protadur-Produktfamilie auf dem Markt eingeführt?
Dr. Miethe: Im Jahr 2005. Aber auch davor haben wir schon Lebensmittelgase produziert und in den Verkehr gebracht. Nach einer Gesetzesänderung und einer Übergangsfrist bis Ende 2004 waren diese jedoch nicht mehr regelkonform. Deshalb haben wir eine komplett neue Linie unter der Marke Protadur aufgebaut. Hierfür brachten wir zum einen die bereits von uns vertriebenen Lebensmittelgase auf Regelkonformität. Zum anderen ergänzten wir die Produktfamilie um neue Produkte.
dei: Welche Gase und Gasgemische gehören zur Protadur-Produktfamilie?
» Protadur ist in ein HACCP-Konzept eingebunden und unterliegt einem engmaschigem Netz von Kontrollpunkten. «
Dr. Miethe: Das sind die Luftgase Sauerstoff, Stickstoff und Argon sowie Kohlendioxid, Wasserstoff, Helium und Distickstoffmonoxid, auch Lachgas genannt. Hinzu kommen standardisierte Gasgemische aus Kohlendioxid und Stickstoff, Kohlendioxid und Sauerstoff sowie Ethen und Stickstoff. Alle werden mit Mindesthaltbarkeitsdatum und Chargennummer ausgeliefert. Außerdem garantieren wir wie jeder Lebensmittelhersteller für jede Charge die Rückverfolgbarkeit.
dei: Zur Produktfamilie gehört auch versorgungstechnisches Equipment wie Gasflaschen, Tanks, Ventile oder Messtechnik. Warum wurden diese Komponenten in die Produktfamilie integriert?
Dr. Miethe: Das war aufgrund der gesetzlichen Vorgaben notwendig. Da die Gase wie ein Lebensmittel behandelt werden müssen, dürfen sie nur mit Gegenständen, in unserem Fall Gasflaschen, Tanks, Ventile etc., in Berührung kommen, die gemäß EU-Verordnung aus Werkstoffen gefertigt sind, die für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen sind. Ferner müssen sie die Grundsätze des Hygienic Designs erfüllen, um das von ihnen ausgehende Kontaminationsrisiko zu minimieren.
dei: Sie erwähnten das Kontaminationsrisiko. Haben Sie für die Produktion, Abfüllung und den Transport der Gase ein HACCP-Konzept erarbeitet?
Dr. Miethe: Ja. Protadur ist in ein HACCP- Konzept eingebunden und unterliegt einem engmaschigem Netz von Kontrollpunkten.
dei: Frau von Kleist, in welchen Gebinden erreichen die Protadur-Gase die Kunden?
von Kleist: Das hängt von den benötigten Mengen ab. Wir liefern die Gase in Flaschen, Flaschenbündeln oder mobilen Tanks an. Bei Großverbrauchern ist auch eine Versorgung aus stationären Tanks, die von uns mit dem verflüssigten Gas beschickt werden, möglich.
dei: Herr Ackermann, was sind die Hauptanwendungsgebiete der Protadur-Gase?
Ackermann: Wichtig ist, dass die Protadur- Produkte sowohl in gasförmiger als auch in flüssiger Form verwendet werden können. Ein Hauptanwendungsgebiet der gasförmigen Produkte ist das Verpacken von Fleisch, Wurst und anderen Frischeprodukten unter modifizierter Atmosphäre. Hierfür enthält die Protadur-Reihe verschiedene fertige Gasgemische. Alternativ beliefern wir Großverbraucher mit Stickstoff, Sauerstoff oder Kohlendioxid aus der Protadur-Reihe. Sie stellen sich dann vor Ort ihr spezifisches MAP-Gasgemisch her. Optional stellen wir für diese Fälle auch den Gasemischer und die notwendige Verrohrung zur Verfügung.
dei: Welche anderen Einsatzmöglichkeiten gibt es neben der Verpackung unter modifizierter Atmosphäre?
Ackermann: Mit Kohlendioxid lassen sich auch Getränke carbonisieren. Sauerstoff und Distickstoffmonoxid aus der Protadur-Reihe nutzt man zum Aufschäumen von Produkten. Mit Protadur E 949, das ist Wasserstoff, werden in der Margarineproduktion Fette gehärtet.
dei: Sie erwähnten, dass die Protadur-Produkte auch in flüssiger Form zum Einsatz kommen können. Was gibt es hier für Einsatzbeispiele?
Ackermann: Das betrifft vor allem Kohlendioxid und Stickstoff, also Protadur E 290 und Protadur E 941. Sie werden in flüssiger Form zum kryogenen Frosten in Tunnel- und Schrankfrostern genutzt.
dei: Liefern Sie für diese kryogenen Anwendungen nur die Gase oder auch den Froster?
Ackermann: Wenn der Kunde es wünscht, bekommt er von uns ein Komplettpaket. Es beinhaltet neben der Bereitstellung von Stickstoff oder Kohlendioxid auch die gesamte Frosteranlage, einschließlich Engineering und isolierter Verrohrung vom Gastank zum Froster. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass der Kunde im Vorfeld Versuche an Testanlagen fahren kann.
von Kleist: Ein anderes Anwendungsgebiet von flüssigem Stickstoff ist die Abfüllung von stillen Getränken in PET-Flaschen. Da diese Produkte nur wenig oder gar kein Kohlendioxid enthalten, würden die Flaschen nach der Abfüllung wabbelig und instabil bleiben, was die anschließende Etikettierung sowie das Palettieren und den Transport erschwert. Durch Auffüllen der Flaschen mit flüssigem Stickstoff kurz vor dem Verschließen lässt sich das ändern. Der Stickstoffs verdampft und es kommt zu einer beträchtlichen Volumenzunahme. Der Druck in der Flasche steigt und verleiht ihr so die gewünschte Stabilität. Wichtig ist, dass es nicht zu qualitativen Einbußen bei den Getränken kommt. Dieses Vorspannen mit Stickstoff kann man auch bei der Abfüllung von Speiseöl in PET-Flaschen nutzen.
prozesstechnik-online.de/dei1212400
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