Schlauchleitungen können besonders in der Lebensmittelindustrie eine Schwachstelle darstellen. Zum einen bilden sich in falsch konfektionierten Schläuchen sehr schnell Schmutznester, die nur sehr schwer zu entfernen sind. Zum anderen ist Vorsicht bei der Reinigung der Schlauchleitungen geboten: Ungeeignete Reinigungs- und Desinfektionsmittel können den Schlauch zerstören.
Willi Hertlein
Deutschland hat sich die Vereinigten Staaten zum Vorbild genommen: Die 1998 in Kraft getretene deutsche Lebensmittelhygieneverordnung (LHMV) orientiert sich an den Grundsätzen des amerikanischen HACCP-Konzepts. Es ist in den amtlichen Begründungen zur LMHV § 4, Abs. 1 sogar explizit aufgeführt. Auch Schlauchleitungen sind bei der Erarbeitung von betrieblichen HACCP-Konzepten zu berücksichtigen. Dies erschließt sich allerdings erst auf den zweiten Blick. Eigentlich unterliegen Schlauchleitungen dem Lebensmittelbedarfsgegenständegesetz. Aber in der Anlage zur LHMV zu § 3, Satz 2 im Kapitel 4, Punkt 2 und 3, wird eindeutig gefordert, dass Gegenstände und Ausrüstungen sauber und in Stand zu halten sind. Zudem müssen Vorrichtungen, die der Beförderung von Lebensmitteln – beispielsweise Schläuche – so beschaffen sein, dass eine angemessene Reinigung und Desinfektion möglich ist. In diesem Sinn gehören auch Schlauchleitungen zu den kritischen Punkten, die zu überprüfen sind. Denn in ihnen können sich möglicherweise Herde für Reinfektionen und Verkeimungen bilden.
Achtung bei Armaturen
In falsch montierten Armaturen in Schlauchleitungen bilden sich oft Schmutznester, die in der Regel nur schwer zu entfernen sind. Spannbänder und Schelleneinbindungen sind leider in der Lebensmittelindustrie immer noch weit verbreitete Befestigungsarten. Dabei stellen gerade sie ein Sicherheits- und Hygienerisiko dar. Wenn eine derart konfektionierte Schlauchleitung am Schlauchende stark gebogen wird, kann sich der Schlauch vom Stutzende leicht abheben: Es entsteht ein toter Raum, der sich auch im normalen, ungebogenen Zustand nicht spülen und desinfizieren lässt.
Es gibt bessere Lösungen wie etwa die aus der Chemie und Pharmazie bekannten Schalenarmaturen. Sie sind in vielen Abmessungen auch in der für die Lebensmittelindustrie erforderlichen Edelstahlausführung lieferbar. Als noch hygienischer gelten verpresste Armaturen. Wenn die Außenhülse länger ist als der Innenstutzen, kann kein toter Raum zwischen Schlauch und Armaturenstutzen entstehen.
Des Weiteren sind Klemm- und Pressarmaturen besonders sicher, denn die Festigkeit der Verbindung zwischen Schlauch und Armatur weist höhere Werte auf als der Berstdruck des Schlauches (kein Ausreißen der Armatur oder wildes Schlagen des unter Druck stehenden Schlauches mehr).
Vorsicht bei der Reinigung
Bei der Reinigung und Desinfektion der Schlauchleitung ist ebenfalls besonderes Augenmerk notwendig, denn Gummi ist nicht gleich Gummi. Die Auswahl ist zwar riesig: Es gibt rund 40 Grundkautschuksorten, fast 400 Weichmacher sowie 300 unterschiedliche Alterungsschutzmittel. Allerdings sind viele Werkstoffe für den Kontakt mit Lebensmitteln nicht geeignet. Der Anwender sollte unbedingt überprüfen, ob der Werkstoff der Schlauchleitung lebensmitteltauglich ist. Hier helfen Beständigkeitstabellen für Reinigungs- und Desinfektionsmittel wie Wasser, Dampf, Natronlauge und Kombinationspräparate. Für die Praxis eignen sich solche Tabellen jedoch nur, wenn auch Belastungsdauer, maximale Einsatztemperaturen und maximale Konzentrationen festgelegt werden. Ein wichtiger Hinweis: Bei den zurzeit oft angewendeten Standdesinfektionen über das Wochenende dürfen die Konzentrationen vieler Desinfektionsmittel nur halb so hoch sein wie die vom Hersteller empfohlenen Konzentrationen, damit das Schlauchmaterial schadensfrei bleibt.
Auf Grund der ständig wechselnden Zusammensetzungen gibt es keine aktuellen, kompletten Listen für alle Reinigungsmittel. Paguag Schlauchtechnik erteilt auf Anfrage Auskünfte zu den Präparaten. Gegebenenfalls werden auch die notwendigen Parameter mit den Herstellern der Reinigungsmittel abgestimmt.
Einige Universalschläuche stellen einen Kompromiss dar: Sie rationalisieren zwar Fertigung und Lagerhaltung bei Herstellung und Handel, haben aber häufig nicht die erwartete Beständigkeit und Lebensdauer. Hier sollte man sich Werkzeugnisse oder Prüfzertifikate vom Lieferanten schicken lassen. Schlauchleitungen mit thermoplastischen Seelen sind zwar beständig gegen lang einwirkende, scharfe Desinfektionsmittel, aber meist relativ steif. Sehr große Leitungen bis hin zu NW 100 sind dann nur schwer zu handhaben. Wird der zulässige Biegeradius nur minimal unterschritten, können sich Innenschichten aus Thermoplasten bereits ablösen. Dies zieht unerwünschte Unebenheiten wie Falten und Blasen nach sich, in denen sich Schmutznester bilden können.
Vorbeugende Zustandsprüfungen
Schläuche aus Gummi und Thermoplasten altern. Dieser natürliche Prozess wird durch mechanische Belastungen oder thermische Einflüsse gefördert. Zu letzteren zählen beispielsweise Wassertemperaturen größer 85 °C, Dampftemperaturen höher 130 °C oder die Überschreitung der zulässigen Dampfeinwirkungsdauer von maximal 30 Minuten. Alterungsprobleme, mechanische Belastungen, Montagefehler von Armaturen und extreme Einwirkungen beim alltäglichen Schlauchgebrauch können zu einer Beschädigung der Schläuche führen. Der Zustand eines Schlauches lässt sich sehr gut mit einem Identifikations- und Dokumentationssystem, wie es sich beispielsweise in der chemischen Industrie bewährt hat, überprüfen. Solche Zustandsprüfungen sollten ein Mal pro Jahr durchgeführt werden. Einige Schlauchleitungskonfektionäre haben spezielle Prüfdienste und bieten auch einen Beratungsservice an. Sie kontrollieren und warten das Material in bestimmten Abständen. In der chemischen Industrie sind diese Prüfungen sogar bindend vorgeschrieben. Dies gilt auch für Schlauchleitungen in der Lebensmittelindustrie, in denen Chemikalien, beispielsweise bei der Beschickung von CIP-Reinigungsanlagen, gefördert werden.
Bei Schlauchprüfungen muss Folgendes beachtet werden: Eine Druckprüfung mit Wasser sollte fünf Minuten mit dem Anderthalbfachen des zulässigen Betriebsdruckes durchgeführt werden. Bleibt die Leitung dicht, kann sie für ein weiteres Jahr eingesetzt werden. Zudem ist es wichtig, den Schlauch optisch auf eingetrocknete Leckagen im Armaturbereich sowie – nach Biegungen – auf Falten an der Schlauchaußenschicht zu untersuchen. Daneben sind Risse oder Blasen ein Alarmsignal.
Kennzeichnung der Schlauchleitung
Die ordnungsgemäße Kennzeichnung der Schlauchleitung schafft Sicherheit. Gummischutzringe an den Armaturen, zweckmäßige Schlauchaufroller und Schlauchleitungsaufhängungen wie die Hosebun- und Hosebelt-Systeme von Paguag Schlauchtechnik schützen vor Beschädigungen. Das Hosebun-System ist dort von Vorteil, wo ein Abknicken der Schlauchleitung durch zu enge Biegeradien vermieden werden muss oder Durchgänge und Verkehrswege keine Bodenverlegung zulassen. Schlauchsättel mit verschiedenen Krümmungsradien nach Wahl schützen die überhängende Leitung vor Überlastung. Die Typenpalette umfasst Schlauchnennweiten von 25 bis 250 mm.
Hosebelt-Schlauchaufhängegurte halten Belastungen von zu 4 kN stand. Die 85 mm breiten Gurte sind mit einem Klemm- und Aufhängebeschlag aus Aluminium ausgestattet. Sie sind in den Längen von 600 und 750 mm erhältlich.
E dei 242
www.paguag-schlauchtechnik.com
Mehrzweckschläuche: Hygiene gehört zum Standard
Die Markenprodukte von Paguag Schlauchtechnik zeichnen sich durch hohe Zuverlässigkeit und Sicherheit sowie lange Lebensdauer aus. Die strengen – für die Lebensmittelindustrie typischen – hygienischen Anforderungen erfüllen die Schläuche Lacto-pal L und Lactopal. Beide Mehrzweckschläuche sind beständig gegen fett- und ölhaltige Produkte und unempfindlich gegen gebräuchliche Reinigungs- und Desinfektionsmittel. Des Weiteren halten sie Heißwassertemperaturen von bis zu 80 °C im Dauerbetrieb sowie Wasserdampf mit einer Temperatur von bis zu 110 °C stand. Lactopal L ist saugfest, leicht und flexibel. Robustheit, Formstabilität und eine hohe mechanische Belastbarkeit (überfahrbar) sind die wesentlichen Merkmale des Lactopal-Schlauches.
Unsere Webinar-Empfehlung
Die Websession „Wasserstoff in der Chemie – Anlagen, Komponenten, Dienstleistungen“ (hier als Webcast abrufbar) zeigt technische Lösungen auf, die die Herstellung und Handhabung von Wasserstoff in der chemischen Industrie sicher machen und wirtschaftlich gestalten.
Ob effizienter…
Teilen: