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Im Strom der Zeit

100 Jahre ABB Deutschland
Im Strom der Zeit

Am 15. Juni 1900 ist in Mannheim mit der Brown Boveri Cie. Aktiengesellschaft ein Unternehmen an den Start gegangen, das die Entwicklung der Elektrotechnik in Deutschland maßgeblich beeinflusst hat. Ingenieurkunst und die ständige Bereitschaft zur Veränderung haben die BBC/ABB zum Erfolg geführt.

Die Wurzeln der deutschen BBC liegen in der Schweiz. Die Gründungsväter sind Charles E.H. Brown und Walter Boveri. Beide lernten sich bei der Arbeit in einer Maschinenfabrik in Oerlikon kennen und ergänzten sich ideal. Brown, ein Genie bei der Entwicklung von Geräten zur Erzeugung und Übertragung elektrischer Energie, entdeckte, wie man Wechselstrom über größere Entfernungen transportieren konnte. Boveri dagegen erkannte die zahllosen Anwendungsmöglichkeiten für die neue Kraft. Der Bau eines Wasserkraftwerkes war ihr erster Auftrag. Noch im gleichen Jahr wurden sie auch aufgefordert, am Bau zweier elektrischer Lokomotiven mitzuarbeiten.

Schon früh bewarben sie sich um Aufträge aus dem benachbarten Deutschland, auch in Mannheim. Die aufstrebende Industriestadt plante Ende des 19. Jahrhunderts den Bau eines Elektrizitätswerkes. Dabei ging es um „die Erstellung einer Drehstrom-Centrale für Licht, Kraft und Straßenbahn sowie die Errichtung einer Umformerstation für die letztere zur Umwandlung des Kraftstromes in Gleichstrom“. Ein halbes Dutzend Mitbewerber rangen um dieses Geschäft. BBC machte das Rennen, weil man sich bereit erklärte, dort auch zu produzieren. Schon damals hatte der dortige Oberbürgermeister Industrieansiedlung betrieben. In einem Vertrag musste sich BBC dazu verpflichten, „am hiesigen Platze eine Fabrik für die Ausführung elektrischer Unternehmungen und Anlagen mit einem Grund-, Häuser- und Gewerbesteuerkapital von mindestens 1.000.000 Mark zu erstellen, dauernd in Betrieb zu halten und mindestens 500 Arbeiter in derselben zu beschäftigen.“
Der 15. Juni 1900 ist der Gründungstag der BBC in Mannheim, der ersten Auslandstochter der Schweizer. Das Unternehmen startete mit 400 Beschäftigten. Die unaufhaltsame Elektrifizierung der deutschen Städte ließ die Auftragsbücher geradezu überquellen. In den südwestdeutschen Raum, aber auch nach Hannover und Wuppertal wurden Generatoren, Transformatoren und Verteileranlagen geliefert. Noch im Jahr der Firmengründung baute BBC erste Vertretungen in Köln, Hamburg, Berlin und Siegen auf.
Turbinen machen mächtig Dampf
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab die Dampfturbine den Impuls für einen industriellen Umbruch. Charles E.L. Brown hatte schon früh erkannt, welch ungeheure Möglichkeiten diese Maschinen boten, und setzte konsequent auf das von Charles Algemon Parsons erfundene Prinzip. BBC erwarb die Patentrechte an der Turbine, Brown entwickelte den für die Stromerzeugung erforderlichen Generator. Die Dampfturbine setzte sich schnell am Markt durch. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es kaum eine größere deutsche Stadt, in der nicht Dampfturbinen und Generatoren aus Mannheim die Stromerzeugung übernahmen. Neue Anwendungen kamen bei BBC hinzu: bald baute man unter anderem komplette elektrische Ausrüstungen für Voll-, Straßen- und Grubenbahnen, Antriebsturbinen für Schiffe, Kältemaschinen für Kühlhäuser und Brauereien, Turbokompressoren und -gebläse, Dreh- sowie Gleichstrommotoren, regelbare Antriebe.
Weltkriege, Inflation,Wiederaufbau
Der Erste Weltkrieg brachte einen Einschnitt. Rohstoffe wurden knapp und teuer, Mitarbeiter eingezogen. Allerdings profitierte das Unternehmen auch durch Kriegslieferungen. Dampfturbinen Marke BBC trieben immer häufiger Torpedoboote der Marine an, deutsche Militärflugzeuge stiegen mit Hilfe von BBC-Ladeluftkompressoren in die Luft. Einen Einbruch brachte dann die Weltwirtschaftskrise. 1928 wurde noch ein Umsatz von 102 Millionen Mark ausgewiesen, vier Jahre später waren es nur noch 39 Millionen Mark. Zwischen 1928 und 1932 ging die Zahl der Beschäftigten fast um die Hälfte auf 4600 zurück. Die Machtergreifung Hitlers und der Zweite Weltkrieg folgten. BBC Mannheim war von Anfang an in die deutsche Kriegswirtschaft eingebunden. Geliefert wurden u.a. Antriebe für U-Boote, Turbinen für Flugzeugträger und Schlachtschiffe, Verdichter für chemische Prozesse.
Der Wiederaufbau Deutschland kam BBC zugute. Fünf Jahre nach Ende des Krieges hatte BBC seine alte Stärke wiedererlangt. Im Laufe der kommenden Jahre kamen immer mehr Arbeitsgebiete hinzu, beispielsweise elektrische Ausrüstungen für Braunkohlebagger, Öfen für die Stahlindustrie, Haushaltsgeräte oder Kältemaschinen. Mitte der Fünfziger-Jahre stieg BBC in das Kernkraftgeschäft ein. Häufig konnte BBC dabei Probleme im Inland durch Aufträge aus dem Ausland ausgleichen. Nicht nur die Ölkrise brachte Schwierigkeiten, sondern auch der Widerstand gegen fossil befeuerte Kraftwerke und vor allem die heftigen Proteste der Anti-Atomkraftbewegung gegen Gefahren der Kerntechnik. Die Krise blieb nicht aus. BBC war stark von der Stromerzeugung abhängig; zu spät reagierte man auf die rückläufige Entwicklung in diesem Bereich. Nicht zuletzt deshalb schloss man sich am 10. August 1987 mit der schwedischen Asea zusammen. Zum 1. Januar 1988 entstand die Firma Asea Brown Boveri (ABB), mit 180.000 Mitarbeitern in 140 Ländern und einem Jahresumsatz von 27 Milliarden Mark eines der weltweit größten Unternehmen auf dem Gebiet der Elektrotechnik. Was folgte wird mit „Entschlacken und Aufbauen“ beschrieben.
Heute steht die deutsche ABB (Umsatz: 6,6 Milliarden Mark; über 21 000 Mitarbeiter) wieder vor einem Umbruch. Zunächst hat man das Kraftwerksgeschäft in ein Jointventure mit Alstom Power eingebracht – im April hat ABB sich ganz zurückgezogen. Ähnlich sieht es im Schienenverkehr aus. Das zunächst mit Daimler gegründete Gemeinschaftsunternehmen Adtranz gehört jetzt ganz dem Autokonzern.
Innerhalb nur weniger Jahre hat sich das Wesen der deutschen ABB von Grund auf verändert. Aus dem Elektrounternehmen mit Wurzeln in der Stromerzeugung und als Bahnlieferant wurde ein serviceorientierter Technologiekonzern mit Schwerpunkten in den zukunftsorientierten Bereichen Informationstechnologie, Gebäudetechnik und Dienstleistungen.
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