Der zunehmende Einsatz von Mehrweggebinden, besonders bei Frische- und Tiefkühlprodukten, erfordert flexible Etikettierlösungen. Durch den Einsatz leimfreier Etiketten wird den hohen Hygieneanforderungen in besonderem Maße Rechnung getragen.
Vera Brockmann
Die Schweizer Migros AG verwendet in der Geflügelzentrale Optigal und der Fleischfabrik Micarna das speziell für Mehrweggebinde entwickelte Etikettiersystem W 2622. Dieses System ist in beiden Anwendungen online in die Kommissionier- und Distributionslogistik integriert. Leimfreie Etiketten aus Normalpapier werden im Thermo- oder Thermotransferverfahren mit Barcode- und Klarschriftinformationen bedruckt, von einer Rolle geschnitten und präzise in die dafür vorgesehene Lasche der Mehrweggebinde eingesetzt. Je nach Gebindeposition auf der Förderanlage kann eine Geräteausführung gewählt werden, die eine seitliche oder stirnseitige Kennzeichnung erlaubt.
Die Optigal SA in Courtepin ist die Geflügelzentrale des Migros-Konzerns und versorgt die Filialen in der ganzen Schweiz mit Hähnchen und und anderen Geflügelprodukten. Kurzfristige Verkaufsaktionen im Handel, eine plötzlich einsetzende Grillsaison sowie Feiertage sorgen dafür, daß sich die Gefriertruhen in den Läden schneller als erwartet leeren und die Geflügelzentrale für bedarfsgerechten Nachschub sorgen muß. Dabei kommt es vor, daß der Ausstoß innerhalb kürzester Zeit etwa verfünffacht werden muß. Als Transporthilfsmittel sowohl in der internen wie in der externen Logistik dienen sogenannte M-2000-Gebinde. Es handelt sich dabei um ein bei Migros eingesetztes Mehrweggebinde, das in der Regel artikelrein befüllt, in Kühlfahrzeugen an die Handelsfilialen ausgeliefert und entleert zurückgenommen wird. Seitlich und stirnseitig bieten Gebindetaschen die Möglichkeit zur Aufnahme von Normalpapier-Etiketten. Diese zweifache Kennzeichnung stellt sicher, daß jedes M-2000-Gebinde auch im gestapelten Zustand auf einer Euro-Palette von mindestens einer Seite gelesen werden kann. Zur Gebindekennzeichnung setzt Optigal insgesamt vier vollautomatische Etikettierstationen der Baureihe W 2622 Q mit integrierter Wägetechnik ein.
Einlegeetiketten für Mehrfachgebinde
Wägen und Etikettieren der Gebinde findet erst statt, wenn die schalenverpackten Geflügelprodukte von der Verpackungsanlage in die Gebinde eingesetzt worden sind. Mit hoher Geschwindigkeit und einer Druckbildauflösung von 300dpi werden die Etiketten im Thermodirektverfahren in Laufrichtung der Papierrolle gedruckt und geschnitten. Anschließend erfolgt, nach einer Drehung um 90°, das Einlegen in die Gebindetasche. Hierdurch ist der Barcode senkrecht zur Förderrichtung ausgerichtet. Stationäre Scanner, die eine vertikale Scanlinie erzeugen, erkennen den Barcode sicher und steuern das Gebinde zum richtigen Ziel. Vor dem Verlassen der Etikettierstation kontrolliert ein Barcodelesegerät die Druckqualität und Lesbarkeit der Codierung, wodurch lesebedingte Prozeßstörungen in der weiteren Transportkette des Gebindes vermeidbar sind.
Für den Distributionsprozeß von der Geflügelzentrale zu den Migros-Filialen hat sich die Beschaffenheit und Fixierung des Etiketts als haltbar erwiesen. Da keine Klebe-etiketten zum Einsatz kommen, müssen die Leergebinde bei der Rücknahme in der Geflügelzentrale nicht aufwendig gereinigt werden, bevor sie wieder in den Verpackungskreislauf eingeschleust werden. Auch unter Hygienegesichtpunkten erfüllt dieses leimfreie Etikettierverfahren die hohen Anforderungen in der Nahrungsmittelindustrie. Durch die Etikettierleistung von bis zu 20 Gebinden pro Minute unterstützt das Kennzeichnungssystem die hohe Durchsatzleistung des automatischen Verpackungsablaufes und ermöglicht so einen reibungslosen Betrieb.
Online-Etikettierung in Fleischfabrik
Die Migros-Fleischfabrik Micarna SA produziert Frischfleisch und Wurstwaren. Einschließlich Aktions- und Verpackungsvarianten handelt es sich dabei um ca. 250 unterschiedliche Bestellpositionen. Steigende Produktionsnachfrage, mehr Produktivität und Liefersicherheit in der Distribution sowie die Umstellung auf die Migros Mehrweggebinde, machten einen Ausbau der Kommissionieranlage unter Nutzung einer leistungsfähigen Etikettiertechnik erforderlich. In der neuen, deutlich schnelleren Anlage bei Micarna werden im Kommissionierlager die zuvor gefüllten Gebinde von zwei Regalbediengeräten artikelrein in Lagerbahnen eingeteilt. Die Zusammenstellung der Filialbestellungen erfolgt manuell in Ware-zur-Mann-Strategie. Die Auftragspositionen werden einzeln in Leergebinde kommissioniert. In das erste Gebinde einer Filiale wird ein sogenannter Header eines Rüstzettels eingelegt, der die Kommissionsnummer als Barcode trägt. Entsprechend erhält das letzte Filialgebinde einen weiteren Abschnitt des Rüstzettels, wodurch Anfang und Ende des aus mehreren Gebinden bestehenden Filialauftrages beim weiteren Durchlauf durch die Rollenfördertechnik sicher erkannt werden kann. Vor der Verladung in die Kühlfahrzeuge passieren die Gebinde sogenannte Verdichtungs- und Filialisierzellen, in denen sie gewogen und durch W-2622-Kennzeichnungssysteme seitlich und stirnseitig mit zwei Normalpapieretiketten versehen werden. Die Übertragung der Informationen auf das Etikett kann online mit Hilfe eines Steuerungs-PCs oder eines Netzwerkes erfolgen. Mit der Warenausgangsscannung der Gebinde vor ihrer Verladung beginnt informationslogistisch die Auslieferung der Ware, die einen Fakturiervorgang an die betreffende Filiale auslöst.
Im Betrieb bewährt
Die beschriebenen Etikettierlösungen für Mehrweggebinde sind nur zwei Beispiele für weitere mögliche Anwendungsgebiete in der Nahrungsmittelindustrie, z. B. in der Margarineherstellung. Die eingesetzten Etikettiersysteme arbeiten seit ihrer Inbetriebnahme störungsfrei und helfen, die betrieblichen und wirtschaftlichen Vorteile zu realisieren, die sich die Betreiber von effizienteren und nachvollziehbaren Kommissionier- und Distributionsprozessen versprechen. So konnte die Geflügelzentrale Optigal beispielsweise ihre Betriebskosten pro ausgelieferte Einheit deutlich reduzieren und die Einsatzplanung für das Personal optimieren. Reklamationen seitens der Filialen gingen dank der Kennzeichnung der Gebinde und der Existenz einer informationslogistisch lückenlosen Kette signifikant zurück. Zudem besitzt die gewählte Codiertechnik die notwendige Modularität, um auch künftigen Anforderungen durch einfache Anpassung gerecht werden zu können.
FachPack, Halle 12.0, Stand 12.0-196
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