Die Reaktionen der Verantwortlichen der Hannover Messe klingen mehr als euphorisch, was die Integration der Interkama+ in die Hannover Messe anbelangt: „Die Interkama+, Weltmesse der Prozessautomatisierung, hat am neuen Standort Hannover einen Bilderbuchstart vollzogen. Der Umzug nach Hannover hat den Abwärtstrend dieser Messe gestoppt und umgekehrt. Die Aussteller der Interkama+ haben im Verbund der Hannover Messe zusätzlich neue Besuchergruppen erreicht und damit weitere Marktpotenziale erschlossen.“ Wer den Verlauf der Messe aufmerksam verfolgt hat, kommt zu dem Schluss, dass dem Veranstalter etwas mehr Bescheidenheit gut tun würde. Sicher, bei den von den Besuchern repräsentierten Wirtschaftszweigen legten vor allem die chemische Industrie sowie die Pharma-, Kosmetik- und Medizinbranche deutlich zu, was darauf hindeutet, dass die Interkama+ für die Hannover Messe tatsächlich neue und zusätzliche Besuchergruppen erschlossen hat. Immerhin 73 000 und damit mehr als 40 % der rund 180 000 Besucher der diesjährigen Hannover Messe hatten die Interkama+ auf ihrem Besuchsprogramm, jedoch kann die Interkama+ damit weder bei den Besucher- noch bei den Ausstellerzahlen an die Erfolge der Interkama in den 80er und frühen 90er Jahren in Düsseldorf anknüpfen. 1986 beispielsweise kamen über 100 000 Besucher und 1300 Aussteller an den Rhein, 1992 immerhin trotz einer angespannten wirtschaftlichen Situation in der Mess- und Automatisierungstechnik 90 000 Besucher und 1600 Aussteller. Ist auch ein Vergleich mit diesen Zahlen heute nur noch sehr schwer möglich, da durch zahlreiche Firmenzusammenschlüsse und Firmenübernahmen weniger Unternehmen am Markt agieren, so kann die Hannover Messe mit den 800 Ausstellern, die der Interkama+ zugeordnet werden können, auf keinen Fall zufrieden sein, zumal viele dieser Unternehmen bereits vorher Aussteller der Factory Automation waren.
Dass die nächste Interkama+ ein Erfolg wird, wird auch im Wesentlichen davon abhängen, ob die Verantwortlichen der Hannover Messe bei dem vorgesehenen Termin vom 24.-28. April 2006 bleiben. Wenige Wochen vor der kommenden Achema in Frankfurt ist hier der Konflikt bereits vorprogrammiert, denn viele Aussteller und Besucher, die ihren Schwerpunkt auf dem Gebiet der Prozessautomatisierung haben, werden sich mit Sicherheit für die Achema entscheiden.
Bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter der Hannover Messe hier die richtigen Entscheidungen treffen, um den eingeschlagenen Weg zielgerichtet fortsetzen zu können. Es wäre wünschenswert, dass die Prozessautomation zusammen mit der Fertigungsautomation in Hannover auch in Zukunft eine international erfolgreiche Plattform findet – vielleicht sogar im jährlichen Rhythmus.
Unsere ausführliche Messenachlese zur Hannover Messe und zur Interkama+ beginnt auf Seite 26.
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