Komplexe Dienstleistungen

Danièle Weber*

Michael Kronfellner und Tom Berryman sind zufrieden. Auf der Anuga FoodTec 2000 haben die beiden Mitarbeiter von Deloitte Consulting zusammen mit Vertretern der Unternehmensberatung Weihenstephan (UW) ihr neues Projekt, die Food Solution Group, vorgestellt, inklusive der SAP-Anwendung DC Food, dem Nachfolgeprodukt der vorkonfigurierten Software-Lösung für die Milchwirtschaft, UW Milk.

Der Food Solution Group, die sich auf die spezifische Beratung von Kunden in der gesamten Food-Branche konzentrieren will, werden gute Startchancen eingeräumt. „Die Rückkopplung auf der Messe war sehr wichtig für uns“, erklärt Kronfellner, „denn wir haben uns natürlich gefragt, ob unsere Idee in der Praxis Bestand hat.“ In Köln sei „die Zustimmung durchweg sehr positiv“ gewesen, freut sich Kronfellner, sowohl bei den bestehenden Kunden als auch bei potentiellen Neukunden. „Seit der Anuga gehen bei uns nahezu jede Woche Anfragen für Folgevorführungen ein“, ergänzt Berryman.

Die blaue Wand auf dem Anuga-Stand, auf der in großen Buchstaben „Deloitte Consulting“, und darunter kleiner „Unternehmensberatung Weihenstephan GmbH“ zu lesen war, deutet die Entwicklung der letzten Monate an: Zur Gründung der Food Solution Group wurde ein Teil der UW in die Deloitte Consulting integriert. Dabei bleibt alles in einer Familie. Denn beide Unternehmen gehören zu Deloitte Touche Tohmatsu, einem multinationalen Unternehmen für Professional Services in den Bereichen der Wirtschaftsprüfung.

Ausschlaggebend für die Integration war der Geschäftsbereich SAP, der seit Jahren in beiden Unternehmen besteht. „Es machte wenig Sinn, an zwei verschiedenen Standorten SAP-Anwendungen und Lösungen zu entwickeln“, erklärt Kronfellner. „Wir haben deshalb überlegt, wie man diese Aktivitäten im gesamten Unternehmens-Verbund sinnvoll bündeln kann.“ Zu dem kam die internationale Dimension: „In der Lebensmittelbranche gibt es nur noch wenige Unternehmen, die ausschließlich in Deutschland tätig sind“, erklärt Berryman. Für UW war jedoch die Möglichkeit, international tätig zu sein, nicht gegeben. „Die Nachfrage nach einer grenzüberschreitenden Beratung ist groß“, ergänzt Berryman. Logische Konsequenz: Der auf SAP-Anwendungen spezialisierte Bereich der UW wurde in die größere und international erfahrene Deloitte Consulting integriert und bildet dort mit der Food Solution Group ein SAP Competence Center für die gesamte Lebensmittelbranche.

Deloitte Consulting beschäftigt über 90 000 Mitarbeiter in mehr als 130 Ländern. Das Unternehmen mit Hauptsitz in New York gehört zu den „Big 4“ der Branche: Mit einem Umsatz von 5,05 Milliarden US-Dollar im Jahr 1999 einschließlich der Management-Beratungs-Aktivitäten von Deloitte Touche Tohmatsu, ist Deloitte Consulting eine der weltweit führenden Unternehmensberatungen. Der Bereich Consumer Business umfasst neben Handel und Dienstleistung auch den Bereich der „Consumer Product Manufacturing“, zu dem die jetzt neu gegründete Food Solution Group gehört.

Die Unternehmensberatung Weihenstephan war bis zur Integration als führender Anbieter von SAP-Branchenlösungen insbesondere in der Milchwirtschaft aktiv. Sie wird weiterhin klassische Unternehmensberatung für die Getränke- und Lebensmittelbranche anbieten und dabei sehr eng mit Deloitte Consulting und der Food Solution Group zusammenarbeiten.

Für bestehende Kunden wird die Umstrukturierung des SAP-Bereichs kaum Konsequenzen haben. „Sie werden vielmehr Vorteile daraus ziehen können“, versichert Berryman: „Insgesamt kann auf eine viel größere Anzahl von Experten zurückgegriffen werden.“ Deloitte Consulting verfügt über 4500 Mitarbeiter, die explizit im SAP-Bereich tätig sind.

„Die Anuga FoodTec war eine hervorragende Gelegenheit, diese Integration sowie unser neues Konzept der Food Solution Group zu kommunizieren“, sagt Kronfellner. Das Kompetenzcenter der Food Solution Group setzt sich aus einem Pool von zunächst 25 Mitarbeitern zusammen und hat seinen Sitz im Hause der UW in Hallbergmoos. „Wir können von hier aus nicht die ganze Welt betreuen“, betont Berryman, „diese Gruppe kann jedoch sehr kurzfristige Anfragen abdecken und international agieren.“ Dabei baut Deloitte auf langjährige Erfahrung aus der Praxis: Im Team der Food Solution Group werden erfahrene Branchenspezialisten mit entsprechender Fachausbildung, beispielsweise Lebensmitteltechnologen, Techniker, Ingenieure und Kaufleute, ans Werk gehen. Diese Experten, versichern die beiden Projektleiter, kennen die Anforderungen in der Branche und beobachten die Entwicklungen kontinuierlich. So kann kurzfristig auf strukturelle Veränderungen in der Branche reagiert werden. Das Tätigkeitsfeld der Food Solution Group wird deshalb ganz bewusst ausschließlich auf die Food-Branche fokussiert sein. „Das unterscheidet uns von den klassischen Unternehmensberatungen“, sagt Kronfellner, der seit 1995 in der UW tätig ist. Bei Deloitte lernte Kronfellner eine ganz spezifische Kundenphilosophie kennen: „A very different approach for very different results“ ist auf der Präsentationsmappe von Deloitte Consulting zu lesen.

Was ist anders bei Deloitte Consulting? „Es geht nicht darum, Veränderungen von oben nach unten durchzusetzen“, erklärt Berryman, „die gesamte Belegschaft muss das Konzept akzeptieren. Anders ist auch das umfassende Angebot der Deloitte Consulting, beginnend bei der strategischen Beratung über Branchensoftwarelösungen bis zur Internet-Anbindung. Damit bieten wir unseren Kunden eine Palette von Dienstleistungen, die über das Maß der klassischen Unternehmensberatung hinausgeht.“ Für die Food Solution Group heißt das zum Beispiel: speziell auf die Food-Branche abgestimmte Beratung zur Optimierung der Geschäftsprozesse, ERP-Implementierungen, die Anpassung von vorkonfigurierten Branchensoftwarelösungen und die Übernahme der gesamten Bandbreite an IT-Leistungen. Dazu steht ein modernes Rechenzentrum für Support- und Remote-Consulting zur Verfügung. Für eine kontinuierliche Betreuung wurde eine eigene Hotline eingerichtet. Zur Zielgruppe gehören national und international tätige Industrieunternehmen des Mittelstandes sowie Großbetriebe.

Im Mittelpunkt der Dienstleistung steht die vorkonfigurierte SAP-Anwendung DC Food, die auf der Basis der SAP-Lösung für die Milchwirtschaft, UW Milk (jetzt DC Milk) entstand: Die von der Unternehmensberatung Weihenstephan entwickelte SAP-qualifizierte Software R/3-Milk bzw. UW-Milk wurde von SAP Release 4.0x auf 4.6b portiert und zu einer Lösung für den gesamten Lebensmittelbereich erweitert. „Die Milchwirtschaft stellt eine der größten Herausforderungen für Unternehmensberatungen dar“, erklärt Kronfellner die Entwicklung. „Wer diese komplexen Prozesse beherrscht, kann auch Lösungen für den Rest der Branche entwickeln.“ Wie bei DC Milk steht auch hinter DC Food ein dynamisches Konzept. „Wir bieten keine Plug and Play-Lösung an“, so Berryman. Jede Software-Version muss individuell an den Kunden angepasst werden. Michael Kronfellner: „Wir bringen den Rohbau mit, zusammen mit dem Kunden wird das Haus dann bezugsfähig gemacht.“

Derzeit liegt DC Food in Deutsch, Englisch und Französisch vor. Die Zustimmung und das große Interesse auf der Anuga Foodtec kamen nicht überraschend. „Wir haben das Projekt keineswegs im Elfenbeinturm entwickelt, um dann auf gut Glück den Markt zu erobern“, betont Kronfellner, „das Konzept der Food Solution Group wurde bei bestehenden Unternehmen verifiziert.“ Seit letztem Herbst wurden bei einigen Kunden der UW Tests von DC Food durchgeführt. Nun stehen die ersten konkreten Aufträge kurz vor ihrer Unterzeichnung.

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