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Kühler Kopf an heißen Tagen

Staplerflotten-Management sorgt im Kühllager für effiziente Logistikabläufe
Kühler Kopf an heißen Tagen

Besonders wenn es heiß wird, muß die Distributionslogistik für Manhattan, Macao oder Mövenpick einen kühlen Kopf bewahren. Daher führte Schöller in seinen Tiefkühllägern das Transport-Management-System TMS-TO-R/3 ein. Es überwacht, steuert und optimiert die personengeführten Transporthilfsmittel. Bereits die erste Kosten/Nutzen-Analyse beweist: der Warenumschlag steigt, die Handlingskosten je Palette sinken.

Wolfgang Gropengießer, Walter Feiler

Wirtschaftlich, flexibel und zuverlässig müssen leistungsfähige Lagerabwicklungen sein. Mit diesen Eigenschaften werden sie für Unternehmen zum wichtigen Wettbewerbsvorteil, da die Distributionskosten pro Lager- oder Versandeinheit deutlich gesenkt werden können.
Ein effizientes Transport-Management-System (TMS) muß unter anderem Eigenschaften besitzen wie
• räumlich und zeitlich deckungsgleiche Abläufe in der Waren- und Informationslogistik,
• optimale Auslastung von Transportkapazitäten,
• schnelles und koordiniertes Ausführen von Transporten, wobei möglichst viele Doppelspiele erreicht werden und
• Integrationsfähigkeit in bestehende Lagerverwaltungssysteme, insbesondere standardisierte und SAP-zertifizierte Schnittstellen mit R/3 MM-WM.
„Efficient Replenishment ERP, also das Sicherstellen einer effizienten Warenversorgung im Rahmen unserer ECR-Strategien, war das Ziel bei der Einführung des neuen Transport-Management-Systems“, beschreibt Klaus Schilling, Leiter der Abteilung Logistik Zentraler Service bei Schöller die Vorgabe.
Marktbedienung durch die Zentralläger Nürnberg und Uelzen
Schöller betreibt in Deutschland jeweils ein Zentrallager in Uelzen und Nürnberg. An beiden Standorten wird das komplette Speiseeis-Verkaufssortiment vorgehalten. Die Ware kommt sowohl aus der Produktion jeweils vor Ort als auch von externen Lägern. Die Zentralläger sind für etwa 70% des Umsatzes der Schöller-Gruppe von etwa 2,7 Mrd. DM verantwortlich. Logistisch gesehen bedeutet das ein Handling von rund 430 000 Paletten jährlich allein in Nürnberg. Weitere 220 000 kommen in Uelzen hinzu.
Bevor das TMS eingeführt wurde arbeiteten beide Lager belegorientiert und die Koordination der Staplerflotte war nicht auslastungsoptimiert. Eine Stellplatzverwaltung im SAP-R/3 MM-WM existierte bereits, die 24 h verfügbar war. So stellten beispielsweise in Nürnberg die insgesamt sieben ein- oder mehrgeschossigen Kühlhäuser mit ihren vielfältigen Lagerformen informationslogistisch eine Black-Box dar. Pro Transportauftrag wurde ein DIN-A4-Beleg erstellt, manuell nach Kühlhäusern sortiert und als Ein-Weg-Transport vom Staplerfahrer abgearbeitet. Anschließend wurde die Durchführung manuell dem SAP-Lagerverwaltungssystem R/3 MM-WM mitgeteilt. Was zwischen dem Druck des Beleges und dem Quittieren im Kühlhaus geschah, blieb informationslogistisch gesehen weitgehend im Dunkeln.
Ungenutzte Transportkapazitäten, häufige Leerfahrten, keine Transparenz über den Stand aktueller Aufträge, Zeitversatz zwischen physischer und informationstechnischer Warenbewegung, kaum Flexibilität bezüglich kurzfristiger Änderungen von Kundenbestellungen, Verlust von Ware durch nicht aufgefundene Paletten und Bestandsdifferenzen bei Inventuren, waren einige der regelmäßig auftretenden Probleme. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an das Transport-Management-System, das Kennzeichnungs-, Identifikations- und Datenübertragungstechnologien nutzt.
Arbeitsweise des Transport-Management-Systems TMS-TO-R/3
Mit TMS-TO-R/3 setzt Schöller heute in Nürnberg und Uelzen ein modular aufgebautes, standardisiertes Transport-Management-System ein. Es verfügt über viele Funktionen, Abwicklungen und Auswertungsmöglichkeiten. Jeder Transportauftrag wird mit allen Handlingsschritten verwaltet, beispielsweise Ein-, Aus- oder Umlagerungen sowie Kommissioniertätigkeiten. Alle Arbeitsschritte lassen sich ohne Beleg anstoßen und quittieren. SAP-R/3 MM-WM vergibt Transporthilfsmittel und -wege so, daß ein Höchstmaß an Doppelspielen erreicht, gleichzeitig der Weg optimiert und Kollisionen vermieden werden. Das TMS errechnet auf der Basis fiktiver Kosten die jeweils wirtschaftlichste Lösung pro Einheit Wegstrecke und vergibt den entsprechenden Transportauftrag. Außerdem verwaltet es Benutzer sowie Berechtigungen und optimiert Sammeltransporte. Auswertungsmöglichkeiten mit Echtzeit-Daten, beispielsweise Bildschirmanzeigen, Protokolle, Überwachungsfunktionen und Abrechnungslisten runden die Eigenschaften des TMS ab.
Werden die erforderlichen Datenströme betrachtet, stellt sich TMS als zentrale Verteilstelle zwischen Feld- und Leitrechnerebene dar. Bei Schöller bedeutet das zum einen die Wahl geeigneter Identifikationstechnik, die bei Temperaturen um -30 °C einen zuverlässigen Dauerbetrieb im Feld gewährleistet, zum anderen die sichere Systemkopplung an die SAP R/3-Logistikmodule innerhalb der gegebenen Client-Server-Netzwerkstruktur. Dabei war durch die Entwicklungspartnerschaft mit SAP bereits eine zertifizierte Lösung in Richtung Leitebene verfügbar.
Die Informanten des Staplermanagements
Der Handel und seine Zulieferer sind maßgeblich für den immer stärkeren Einsatz von Barcodes verantwortlich. Entsprechend innovativ werden Themen wie Electronic Data Interchange (EDI) oder das Nutzen der Nummer der Versandeinheit (NVE) innerhalb des Barcodestandards EAN 128 vorangetrieben.
Auch Schöller kennzeichnet über NVE die eingelagerten Paletten, da sie sich in SAP R/3 als gleichlautende Lagereinheiten-Nummer darstellen lassen. Hierzu werden die Paletten über einen I-Punkt vereinnahmt, dann vorne und seitlich positionsrichtig mit EAN 128-Barcodeetiketten versehen. Deren Papier- und Kleberqualität ist speziell auf den Tiefkühleinsatz abgestimmt. Die Paletten lassen sich stets sicher identifizieren und somit jederzeit innerhalb des TMS handhaben. Gleichzeitig mit der bestandsmäßigen Einlastung erfolgt eine Verknüpfung der Paletten-NVE mit den Koordinaten des späteren Lagerstellplatzes.
Sowohl in Uelzen als auch in Nürnberg verwaltet das TMS die Transportkreisläufe „Belade-/Entlade-Vorzone“ und „Tiefkühlhaus“. Im TK-Bereich Nürnberg arbeiten zehn, in Uelzen vier Kabinenstapler. Jedes Fahrzeug ist mit einer Scan-Box vom Typ Trapp ausgerüstet. In deren beheizten und mit einem Akku versehenen Gehäuse ist ein Barcode-Scanner von Sick installiert. Die Box ist so am Rahmen der Hubeinheit montiert, daß der Scanner unter einem Winkel von etwa 45° nach unten eine horizonzale Scanlinie erzeugt und bei der Annäherung des Staplers an die Palette das angebrachte Etikett liest.
Lade- und Datenübertragungskabel sind am Stapler nicht zu finden, denn „bei -30 °C werden die Kabel nach kurzer Zeit brüchig und müssen ausgetauscht werden“, erläutert Klaus Schilling. Die Akkus werden daher über eine Stromschiene am Hubmast im abgesenkten Zustand der Gabel nachgeladen. Die Datenübertragung in die Fahrerkabine erfolgt per Funk. Auf diese Weise kann das EAN-Label trotz der extrem niedrigen Temperaturen sicher und verschleißfrei gelesen werden.
Für die in der Vorzone arbeitenden Transport- und Verladegeräte war diese aufwendige Lösung nicht erforderlich. Sie sind mit standardmäßigen Long-Range-Handscannern versehen, mit denen der Fahrer die aufzunehmende Palette und den Übernahme- oder Übergabeplatz „abschießt“.
Die insgesamt mehr als vierzig MDE-Geräte an den beiden Standorten kommunizieren online über ein Schmalband-Datenfunksystem von Teklogix mit dem TMS. Da alle Fahrzeuge mit dem gleichen Terminaltyp ausgestattet sind, finden sich die Fahrer auf jedem Stapler schnell zurecht. Sie erhalten vom TMS ihre Transportaufträge, die auf dem Bildschirm des Datenfunk-Terminals angezeigt werden. Durch einfaches Scannen teilen sie dem Staplerleitsystem alle Transport- und Handlingsschritte mit.
Da auch die Lager- und Übergabeplätze durch Barcodes gekennzeichnet sind, lassen sich vor Ort Plausibilitätsprüfungen durchführen und Fehler frühzeitig erkennen. Dadurch entspricht das Abbild der Lagerbelegung vor Ort dem in R/3 MM-WM. Mit weniger als 0,02% ist der Anteil falsch abgestellter Ware daher auch minimal. Durch EAN-gerechte Palettenkennzeichnung, sichere Barcodelesung und kabellose Datenkommunikation erhält das TMS alle relevanten Informationen.
TMS-Integration in R/3 durchzertifizierten SAP-Partner
TMS-TO-R/3 enthält den Kommunikationsbaustein Logiface-TO-R/3. Dieser setzt auf der SAP-Kommunikationstechnologie ALE (Application Link Enabling) auf und kann so deren Funktionen für das TMS nutzen. Schnittstelleninhalte, zum Beispiel Transportaufträge, Quittierungen, Plausibilitätsprüfungen oder Statusinformationen werden als Intermediate Documents, sogenannten Idocs, ausgetauscht und gewährleisten die standardisierte und sichere Systemkopplung zwischen R/3 -R/3 MM-WM und TMS-TO-R/3.
TMS-TO-R/3 basiert auf einer Client/Server-Architektur und ist dadurch in verschiedenen offenen Systemwelten einsetzbar. Bei Schöller steht der R/3 MM-WM-Rechner, ein IBM/6000, für beide Zentralläger in Nürnberg. Er ist zusammen mit dem TMS-Leitrechner (Typ HP 9000), einem TMS-Leitstand und dem Datenfunk-Controller von Teklogix in ein Token Ring-LAN eingebunden. Der Zentralrechner in Nürnberg steuert über eine SLGNET-Standleitung auch alle Lageraktivitäten in Uelzen über das dortige Netzwerk. Da sich das Transport-Management-System ausbauen läßt, kann eine nahezu unbegrenzte Anzahl ansteuerbarer Transporthilfsmittel in beliebigen Lagerbereichen integriert werden.
Mehr Umschlag, weniger Kosten
Realisierte Doppelspiele, optimierte Staplerauslastung, effizientere Arbeitsabläufe sowie die vollständig beleglose Auftragsbearbeitung sind die augenfälligsten Unterschiede, die das Transport-Management-System TMS-TO-R/3 mit sich brachten. Daß sich dies auch in Mark und Pfennig niederschlägt, zeigen die von Klaus Schilling angestellten Nachbetrachtungen zum Return on Investment (ROI). Die für beide Standorte gemeinsam durchgeführte Analyse ergab unter anderem
• einen erhöhten Palettenumschlag um mehr als 20 %,
• reduzierte personenbezogene Handlingskosten je Palette um mehr als 10 % und
• eine deutliche Reduktion des Anteils nicht auffindbarer Paletten unter 0,02 %.
Zu diesen quantifizierbaren Werten kommen weitere, direkt nur schwer bewertbare Vorteile hinzu wie:
• weniger Administatrionsaufwand beispielsweise bei der Palettensuche oder Fehlerbehebung,
• weitestgehend fehlerfreie und vollständige Auslieferungen,
• die Möglichkeit einer detaillierten Sendungsverfolgung,
• bessere und genauere Leistungskennziffern sowie
• beleglose Inventuraufnahme.
Wenn also draußen die Temperaturen die +30 °C-Marke überschreiten, sorgt das Transportmanagement-System TMS-TO-R/3 für einen reibungslosen Eisnachschub.
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