Ringel, ringel, reihe – in dem alten Kindervers sitzen die Kinder unter dem Hollerbusch, auf gut Deutsch, dem Holunder. Dieser galt bei den alten Germanen als Sitz der Göttin Holder oder Holla. Das ist dieselbe Dame, die im Märchen der Brüder Grimm die Frau Holle verkörpert. Die germanische Göttin galt als Schützerin von Mensch und Tier. Die Opfer zu ihren Ehren wurden unter einem Holunderbusch dargebracht. Der Volksglaube sah im Abbrechen von Holunderzweigen einen großen Frevel, ein Holunderbusch vor dem Haus sollte vor Blitzschlag und bösen Geistern schützen. Der Holunder ist als Heilpflanze weit verbreitet. Saft und Beeren gelten als Hausmittel gegen Erkältung und Blasenleiden. Allerdings enthalten fast alle Pflanzenteile Sambunigrin, ein schwaches Gift, das beim Erhitzen zerfällt, doch für Kleinsäuger und Vögel ohne Kochstelle endet der Genuss der Holunderbeeren bisweilen tödlich. Der Saft hat eine starke Färbewirkung, von der Mütter singen können, deren Kinder unter dem Holderbusch gespielt haben. Übrigens ist auch der Elderstab aus dem letzten Harry-Potter-Band, ein Holunder-Derivat. Der Holunder versteckt sich hinter vielen Bezeichnungen: Alhorn, Elder, Ellhorn, Eller, Flieder, Hölder, Holder, Holler, Kelkenbusch.
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