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Mannlose Leitwarten

Technisch machbar ohne Abstriche bei der Betriebssicherheit
Mannlose Leitwarten

Für die rationelle Überwachung von Produktionsanlagen der chemischen und der pharmazeutischen Industrie wurden Bindeglieder zwischen Automatisierungs- und Kommunikationssystemen entwickelt, die die Einrichtung mann-armer oder sogar unbemannter Leitwarten ermöglichen. Alarme werden dabei aus unbesetzten Leitständen heraus ohne Zeitverluste an die drahtlosen Dect- oder GSM-Handies der Anlagenbediener oder Instandhalter weitergeleitet.

Per PC Anlagen zu bedienen und Prozesse zu beobachten beziehungsweise zu überwachen, ist Stand der Technik. Die Software WinCC für Prozessvisualisierung und Bedienung, unter dem Betriebssystem Windows NT laufend, und das Produktionsleitsystem Sicalis stellen dabei bewährte Standardlösungen dar. Derartige Systeme verrichten in zahlreichen Leitwarten der Industrie ihren Dienst, die bislang oft mehrschichtig mit etlichen Personen besetzt sind.

Oft steht das Warten auf Ereignisse im Vordergrund, die eher selten als häufig eintreten. Wenn dann jedoch eine Störung eintritt, muss schnell und zugleich qualifiziert reagiert werden, um Schäden zu verhindern oder zu begrenzen.
„Nicht zuletzt wegen der immer höheren Zuverlässigkeit automatisierter Systeme“, berichtet Uwe Scheiblhuber vom Kompetenzzentrum ‘Bedienen und Beobachten’ der Siemens AG, „stellen Betreiber automatisierter Systeme zunehmend die Notwendigkeit einer vollzeitlich besetzten Leitwarte in Frage.“
Automatisierte Leitwarten: wirtschaftlich und sicher
Eine Lösung für diese Aufgabenstellung bieten zwei neu entwickelte Bindeglieder zwischen Automatisierungs- und Kommunikationssystemen: der Funkserver Pro und der Digitale Alarm- und Kommunikationsserver Daks. Die Software Funkserver Pro managt in unbemannten Leitwarten die von „unterlagerten“ Prozesssteuerungen ankommenden Alarme nach vorgegebenen Regeln, die vorab in einer Datenbank abgelegt wurden. „Anschließend“, erklärt der Kommunikationsspezialist Günter Baum, „wählt die Hardware Daks (Digitaler Alarm- und Kommunikationsserver) die Nummer eines oder mehrerer Instandhalter, die am besten mit drahtlosen Dect-Telefonen ausgerüstet sind.“ Mit diesen Funktionen stellt der Daks die Verbindung von der Automatisierungstechnik zum Kommunikationssystem Hicom her.
„Natürlich können dabei auch Prioritäten beachtet und Eskalationsstrategien umgesetzt werden“, ergänzt Uwe Scheiblhuber, der maßgeblich zu der Entwicklung dieser Lösung zur Einrichtung unbemannter Leitwarten beigetragen hat. „So lassen sich beispielsweise zufällig nahezu zeitgleich einlaufende Alarme entsprechend ihrer Wichtigkeit abarbeiten. Dadurch würde beim Ausfall einer Anlagenkomponente an einem neuralgischen Punkt sofort ein Instandhalter in Marsch gesetzt, während die Störung einer redundant ausgebildeten Funktion erst in Angriff genommen würde, wenn die Personalkapazität vorhanden wäre.“
„Früher“, unterstreicht Günter Baum, „hat das Bedien- und Beobachtungssystem WinCC den Dispatchern in der Leitwarte Störungen optisch und akustisch lediglich angezeigt. Daraufhin musste die Mannschaft in der Leitwarte aktiv werden. Das bedeutete konkret: Das Personal (am Wochenende oder nach Betriebsschluss eventuell der Mann vom Sicherheitsdienst) analysierte den Schaden, holte Listen heraus und begann zu telefonieren. Das war zeitaufwändig und auch fehleranfällig.“
Heute dagegen kann das Überwachungssystem diese Alarmierungsaufgabe selbsttätig übernehmen: Über den neu entwickelten Funkserver Pro und den Daks ruft es direkt die mit mobilen Dect-Telefonen ausgestatteten Instandhalter auf dem Werksgelände an und gibt eine Meldung ab. Das gleiche gilt für außerhalb des Werksgeländes eingesetzte Servicekräfte, wie zum Beispiel Instandhalter, die in verschiedenen benachbarten Werksteilen Dienst tun, oder Kundendienstmitarbeiter des Herstellers der streikenden Anlage. Sie werden entweder über das Festnetztelefon oder ein GSM-Handy erreicht.
Zuverlässig und differenziert reagieren
„Dem Zusammenwirken von Systemen der Automatisierung und denen der Telekommunikation kommt“ nach Scheiblhubers Überzeugung „eine wachsende Bedeutung zu.“ Die Gründe: Das Interesse an hoher Sicherheit, Schutz vor den Auswirkungen von Störungen gepaart mit dem Wunsch nach möglichst geringem wirtschaftlichen Aufwand. Diese Meinung teilt auch Produktmanager Günter Baum. Er sieht die Vorteile einer automatisierten Alarmierung in der Zuverlässigkeit und vor allem Differenziertheit bei der Auswahl der Informationswege und der Informationsinhalte, mit der – dank entsprechender Software – auf ein Ereignis präzise reagiert werden kann. Schon jetzt ist für Scheiblhuber und Baum deutlich erkennbar, dass die Industrie gewillt ist, diese Möglichkeiten schnell zu nutzen. „Nicht weniger als fünf Projekte“ berichten beide, „konnten allein im letzten Halbjahr als konkrete Aufträge verbucht werden.“Ein Teil der künftigen Anwender, so war zu hören, hat bereits Einrichtungen, die automatisch Störungsalarme ausgeben, allerdings auf dem Pager. „Noch vor zwei Jahren galt diese Lösung als ein guter Weg, wenn es darum ging, die Produktivität einer Instandhaltungstruppe zu steigern“, erinnert sich Scheiblhuber. „Doch wegen der Schwächen derartiger Lösungen“, fügt Baum hinzu, “werden sie schon jetzt von einer leistungsfähigeren Technik verdrängt.“Systembedingt, das haben Anwender bislang in Kauf genommen, kann es durchaus einmal zehn Minuten dauern, bis auf dem Display eines Pagers eine Alarmmeldung erscheint. Neben dem Zeitverzug gibt es bei Pagern auch noch das Problem der fehlenden Rückkopplung. Eigentlich weiß niemand in der Leitwarte so recht, ob die Störmeldung beim Empfänger angekommen ist oder nicht. Deshalb interessieren sich Unternehmen zunehmend für die schnelle und flächendeckende Ausgabe aller Alarme auf drahtlose Telefone. „Diese Meldungen“ hebt Baum hervor, „laufen sekundenschnell beim Empfänger ein. Darüber hinaus können die Benutzer an ihren Mobiltelefonen die volle Funktionalität moderner Telefonanlagen nutzen.“ So können im Alarmfall gerade stattfindende Gespräche zwangsweise beendet oder der Alarm auf das drahtlose Telefon eines anderen Instandhalters umgeleitet werden. „Gleichermaßen können blitzschnell telefonische Notkonferenzen anberaumt werden“, ergänzt Baum, „sowie positive oder negative Quittierungen realisert werden (auch zur Sicherheit mit einer PIN)“, die weitere Schritte der Eskalationsstrategie auslösen oder verhindern können. Das Hicom Dect-Telefon wird zum kleinen Dialogterminal. „Meldet der angerufene Instandhalter per Tastendruck am Telefon zurück, dass er nicht in der Lage ist, dem Alarm nachzugehen, da er gerade noch mit der Beseitigung einer Störung einer höheren Priorität beschäftigt ist“, erklärt Scheiblhuber, „schlägt der Funkserver Pro über den Daks innerhalb weniger Sekunden bei einem anderen Elektriker oder Mechaniker Alarm.“Die wichtigsten Möglichkeiten der automatisierten Alarmierung über drahtlose Telefone haben Scheiblhuber und Baum in einer Liste zusammengefasst: • Läuten der Telefone im Alarmfall • bei besetzten Teilnehmern: Aufschalten oder Notaufschalten mit neutraler Ankündigungsansage, Zwangstrennen von Gesprächen oder Anklopfen • bei besetzten Verbindungswegen: Automatisches Freischalten oder Notaufschalten mit neutraler Ankündigungsansage • bei aktivierten Anrufumleitungen: Alarmrufe werden so gesteuert, dass sie den gewünschten Effekt erzielen • direktes Erreichen des Chefs in einer Chef-Sekretärin-Einrichtung • Direktansprechen durch automatisches Aktivieren des Lautsprechers • Anrufschutz durchbrechen Aus dieser Vielzahl an Funktionen resultieren weitreichende organisatorische Möglichkeiten, die sicherheitsrelevanten Abläufe bei der Störungsbeseitigung zu organisieren und vor allem zu optimieren. So können insbesondere in personalarmen Schichten andere Alarmierungsstrategien gefahren werden, als zum Beispiel in Tagesschichten. Systeme im Verbund Mit einem neu entwickelten Bindeglied schlägt die Siemens AG eine Brücke von der Welt der Automatisierungssysteme zu den Kommunikationssystemen. Je nach Anlagenkonfiguration übertragen der Funkserver Pro in Zusammenarbeit mit dem Daks-Server Alarmierungen vom Bedien- und Beobachtungssystem WinCC, dem Produktionsleitsystem Sicalis oder direkt von Automatisierungsgeräten der Produktfamilie Simatic heraus an drahtlose Dect- oder GSM-Telefone. Die neue Technik ermöglicht damit schlankere Organisationsformen hinsichtlich der Bedienung und Instandhaltung automatisierter Prozesse zu.E cav 267
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