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Sicherheit stand im Vordergrund

Explosionsschutzprüfungen in der Mitteldeutschen Erdoel-Raffinerie
Sicherheit stand im Vordergrund

Explosionsschutz spielt in Anlagen, in denen brennbare Flüssigkeiten oder Gase gelagert oder verarbeitet werden, eine große Rolle. Die TÜV Nord Gruppe hat hierzu umfangreiche Prüfungen in der Mitteldeutschen Erdoel-Raffinerie GmbH vorgenommen. Dabei standen neben den Inspektionen an Druck- und Lagerbehältern sowie Rohrleitungen die Prüfungen von elektrischen Anlagen in explosionsgeschützten Bereichen im Mittelpunkt.

Der großen Anzahl eingebauter Teile stand eine Vielfalt nationaler und europäischer Regeln der Technik gegenüber. Das Baurecht, das Wasserhaushaltsgesetz mit der Druckbehälterverordnung, die Verordnung für brennbare Flüssigkeiten, die ElexV und die EU-Richtlinie 94/9/EG. TA-Luft, TA-Lärm, VbF-Vorschriften mit den dazu gehörenden Technischen Regeln bildeten als Regelwerk die Grundlage für die Abnahme durch die Sachverständigen der TÜV Nord Gruppe. Die Prüfungen waren alle baubegleitend durchzuführen.

Was ist beim Explosionsschutz zu beachten?
Beim Explosionsschutz unterscheidet man zwei Bereiche: Tanklager und Füllstellen sind prüfpflichtig aufgrund der Verordnung über brennbare Flüssigkeiten (VbF). Das bedeutet, daß sie vor Inbetriebnahme sowie wiederkehrend von amtlich anerkannten Sachverständigen zu prüfen sind. Produktionsanlagen hingegen wurden bei der Mitteldeutschen Erdoel-Raffinerie GmbH aufgrund der ElexV geprüft. Sie sind zwar ebenfalls überwachungsbedürftige Anlagen, die jedoch auch von fachkundigem Personal vorgenommen werden können. In Leuna entschied man sich in beiden Fällen für die amtlich anerkannten Sachverständigen der TÜV Nord Gruppe.
Anforderungen an Betriebsmittel
In beiden Bereichen, also Tanklager und Füllstellen auf der einen sowie Produktionsanlagen auf der anderen Seite, waren Hoch- und Niederspannungs-Motoren, Beleuchtungsanlagen, Steckdosen, elektrische Begleitheizungen von Rohrleitungen und Behältern sowie Meß-, Steuer- und Regelanlagen zu prüfen.
Die Anlagen der Raffinerie wurden entsprechend der Verordnung über elektrische Anlagen in explosionsgefährdeten Räumen (ElexV) in explosionsgefährdete Bereiche der Zonen 0, 1 und 2 eingeteilt. Die Einstufung der Zonen ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer explosionsfähigen Atmosphäre. Weitere Kriterien für die Auswahl der Betriebsmittel sind die Temperaturklasse und die Explosionsgruppe, die sich aus den in den jeweiligen Bereichen vorhandenen Produkten ergeben. Die Mehrzahl der Produktionsstätten wurde mit der Explosionsgruppe IIA und der Temperaturklasse T3 (180 °C) eingestuft. Für Bereiche, in denen Wasserstoff als explosionsfähiges Gemisch zu berücksichtigen war, erfolgte die Einstufung in Explosionsgruppe IIC und Temperaturklasse T1.
Durch die Größe und Komplexität der Anlagen sind Betriebsmittel der meisten Zündschutzarten, die in den Normen EN 50014 aufgeführt sind, in den Produktionsanlagen beziehungsweise dem Tanklager der Raffinerie zu finden. Exemplarisch werden an dieser Stelle einige Betriebsmittel mit der dazugehörigen Zündschutzart genannt:
• Exe (erhöhte Sicherheit): Klemmkästen, Hochspannungsmotoren, Leuchten,
• Exi (Eigensicherheit): Meß-, Steuer- und Regeltechnik/Sensorik,
• Exn (Non Sparking/nicht funkensprühend): alle Motoren in Gefährdungsbereichen der Zone 2,
• Exp (Überdruckkapselung): Hochspannungsmotoren und Kompressoren; Analysentechnik,
• Exm (Vergußkapselung): Magnetventile,
• Exd (druckfeste Kapselung): ausgewählte Niederspannungsmotoren, bestimmte Leuchten, Magnetventile.
Aufgabe der Sachverständigen vor Ort war es zu prüfen, ob die Betriebsmittel unter den vorgeschriebenen Montagebedingungen an der richtigen Position eingebaut wurden. Bei der Zündschutzart Eigensicherheit war zusätzlich die Zusammenstellung der Betriebsmittel zu prüfen. Grundlage war die DIN VDE 0165 „Elektrische Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen“. Es handelt sich dabei um die Norm, die für die Errichtung maßgeblich ist. Sind im Laufe des Betriebs an der Anlage Veränderungen vorzunehmen, werden diese Veränderungen allerdings ebenso nach dieser Norm begutachtet und beurteilt.
Die Dimension der Anlage und der erforderlichen Prüfleistungen verdeutlichen folgende Zahlen: Es gibt in der Mitteldeutschen Erdoel-Raffinerie GmbH etwa 70 Hochspannungsmotoren, etwa 1200 Niederspannungsmotoren, ca. 14 000 Leuchten, etwa 240 örtliche Begleitheizungsverteilungen mit 6000 Begleitheizungskreisen, etwa 30 000 Meß-, Steuerungs- und Regeltechnik-Stellen sowie ungefähr 1200 Kilometer verlegte Starkstromkabel.
Notifizierte Stelle war eine große Hilfe
Bei ihrer Arbeit war es den Sachverständigen vor Ort eine große Hilfe, auf das Know-how der notifizierten Stelle der TÜV Nord Gruppe für die Prüfung und Zertifizierung von Geräten und Schutzsystemen zur bestimmungsgemäßen Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen (0032) zurückgreifen zu können. Dabei handelt es sich um eine Stelle, die im Rahmen des Verfahrens der EG-Konformitätserklärung Baumusterprüfungen an Geräten und Schutzsystemen vornimmt. Je nach Gefährdungspotential des späteren Einsatzgebiets muß der Hersteller des Geräts neben der EG-Baumusterprüfung ein Qualitätssicherungssystem für Produktion oder für das spezielle Produkt einführen, um die Konformitätserklärung ausstellen zu können. Auch in den Bereichen der Anerkennung solcher Qualitätssicherungssysteme ist die notifizierte Stelle tätig. Die Mitarbeiter der Stelle sind neben diesen Arbeiten in die relevante Normungsarbeit involviert.
Obwohl bereits heute noch in der Übergangsfrist, arbeitet die Stelle Aufträge nach der ab 2003 allein gültigen ATEX 100 im Kundenauftrag ab; bis zum Jahr 2003 gilt parallel das nationale Verfahren weiter. Eine erfolgreich abgeschlossene EG-Baumusterprüfung nach 94/9/EG (ATEX 100) schließt mit der Ausstellung der Konformitätserklärung und der CE-Kennzeichnung durch den Hersteller ab.
Sicherheit hatte oberste Priorität
Die Effizienz der Prozesse, die Qualität und die Sicherheit der Raffinerie lagen in der planerischen Verantwortung des Errichterkonsortiums TLT (Thyssen-Lurgi-Technip). Die Prüfungen der TÜV-Sachverständigen bezogen sich auf die sicherheitstechnische Ausführung der Komponenten und Systeme. Nicht zuletzt der erfolgreiche Abschluß dieser Prüfungen machte es möglich, daß TLT die modernste Raffinerie Europas auf sicherheitstechnisch hohem Niveau übergeben konnte.
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