Wasserattacken trotzen

Landgeflügel ist Teil der im Emsland beheimateten Rothkötter-Gruppe. Keimzelle des erfolgreichen Familienunternehmens, das aktuell mehr als 2500 Mitarbeiter beschäftigt, bildet ein seit über 50 Jahren bestehendes Mischfutterwerk. 2003 startete die Rothkötter-Gruppe eine ambitionierte Expansion. Teil der Firmengruppe sind mittlerweile nicht nur eine eigene Brüterei, sondern auch zwei moderne Geflügelschlachthöfe: Emsland Frischgeflügel und Celler Land Frischgeflügel.

In den mit modernster Technik ausgestatteten Betrieben von Emsland Frischgeflügel in Haren und Celler Land Frischgeflügel im niedersächsischen Wietze werden Hähnchenteile – vom Flügel über Unter- und Oberschenkel bis zum Filet – für den Einzelhandel und die industrielle Weiterverarbeitung gefertigt. Abgerundet wird das Sortiment durch Convenienceprodukte, die vor allem in der Grillsaison großen Absatz finden. Geliefert wird in jeder gewünschten Gewichts- und Verpackungseinheit – und das für namhafte Kunden in ganz Europa.

Bei der Fertigung, die über Hygieneschleusen abgeriegelt ist und nur in Schutzkleidung betreten werden kann, verlässt sich Landgeflügel auf modernste Prozess- und Automatisie-rungstechnik. So wird lückenlose Qualitätssicherung und volle Rückverfolgbarkeit garantiert. Nachdem das Geflügel in einem Nassbereich, der alle zwei Stunden gereinigt wird, geschlachtet, gebrüht, gerupft und ausgenommen wurde, werden die bratfertigen Hähnchen innerhalb von drei Stunden auf unter 2°C gekühlt. Anschließend erfolgt die automatisierte Zerlegung. Die zuvor geernteten Innereien, so der Fachbegriff, werden maschinell getrennt. Herz, Leber und Mägen werden über Bulklinien für die Weiterverarbeitung ausgeschleust.

Zerlegung und Verpackung erfolgen in gekühlten Räumen bei rund 2°C. Gefertigt wird im Zweischichtbetrieb. Jede Nacht wird die komplette Anlage von oben bis unten mit 70 °C heißem Wasser und Mitteldruck gereinigt und anschließend desinfiziert.

Für zusätzliche Produkt- und Prozesssicherheit in der Hightech-Fertigung sorgen seit gut drei Jahren die Hygienic-Design-Gehäuse (HD) von Rittal. Sie sind bis ins Detail auf die Hygieneanforderungen des Lebensmittelbereichs ausgelegt. Die aus Edelstahl gefertigten Gehäuse lassen sich rückstandsfrei reinigen. Markenzeichen der HD-Schränke ist die blaue, außenliegende Silikondichtung.

Premiere hatte Hygienic Design in einigen Anlagenteilen der Fertigung von Emsland Frischgeflügel. Hier wurden zunächst einzelne Gehäuse im laufenden Betrieb auf Herz und Nieren getestet. Entscheidend war, dass die Testgehäuse die täglichen Wasserattacken problemlos wegsteckten und rundum dicht hielten. Poröse Dichtungen und Leckagen, die früher immer wieder mal auftraten und zu Schäden an der sensiblen Steuerungselektronik führten, waren kein Thema mehr. „Unsere Erfahrungen waren so positiv, dass wir die HD-Gehäuse bei der Ausrüstung des neuen Standortes in Wietze auf breiter Front berücksichtigten“, erläutert Fabian Thölke, Leiter der Instandhaltung bei Celler Land Frischgeflügel. „Selbst in der Peripherie – etwa bei den Steuerungsgehäusen für die Schnelllauftore – setzen wir auf Hygienic Design.“

Das Haupteinsatzfeld der HD-Gehäuse in Wietze bilden die mehrere Kilometer langen Förderbänder, die in der komplexen Zerlegung für den genau getakteten Transport bzw. das exakte Ausschleusen der unterschiedlichen Hähnchenprodukte sorgen. Eine feste Größe bilden die Gehäuse auch in dem aus insgesamt acht Linien bestehenden Verpackungsbereich. Hier werden, im Sekundentakt, die mit den fertigen Produkten bestückten Schalen automatisch gewogen, verschweißt und mit Labels bedruckt, bevor sie in den Versand gehen.

Pro Förderband bzw. Verpackungslinie sind mindestens zwei HD-Gehäuse installiert: Ein größeres Gehäuse (800 x 1050 x 300 mm, BHT), ausgebaut mit Komponenten wie Frequenzumrichtern oder Schützen und den Sicherheitsmodulen – und ein kleineres Kompaktgehäuse (350 x 220 x 155 mm) für Busleitungen bzw. Busknoten. Installiert wurden die komplexen Förder- und Transportbänder, mit den dazugehörigen HD-Gehäusen, vom Anlagenbauer Kersting. Das mittelständische Unternehmen aus dem münsterländischen Rheine, gilt als eine der ersten Adressen in Deutschland in Sachen Fördertechnik für die Lebensmittelindustrie.

Dass Hygienic Design ein gelebter Standard ist, der vom Markt inspiriert und entsprechend weiterentwickelt wird, zeigt folgendes Beispiel aus Wietze. Nachdem an der Transportlinie für das Ausschleusen der Innereien wiederholt Probleme an einem Display durch eindringende Feuchtigkeit auftraten, kam es zum direkten Schulterschluss zwischen dem Anlagenbauer Kersting und Rittal. Gemeinsam wurde ein scharniertes HD-Sichtfenster konzipiert, das sich über einen Knebelgriff vor der Reinigung verriegeln lässt. Das Fenster schützt das in die Front des HD-Gehäuses eingelassene Display sicher vor Feuchtigkeit. Das Sichtfenster besteht aus einer mit Silikon abgedichteten Polycarbonat-Scheibe. Es funktioniert so gut, dass es nicht nur an sämtlichen HD-Schränken mit Display in Wietze nachgerüstet, sondern mittlerweile auch als zusätzliches Produkt von Rittal angeboten wird.

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Vor allem bei offenen Prozessen – also da, wo sensible Lebensmittel wie Frischfleisch, Fisch oder Milchprodukte noch unverpackt und unversiegelt bearbeitet werden – punkten die nach den Richtlinien der EHEDG konzipierten HD-Gehäuse. Mittelpunkt der Produktreihe bilden die nach Schutzart IP 66 und 69 ausgelegten Kompaktschränke, die in acht Größen angeboten werden. Sämtliche HD-Gehäuse bestehen aus Edelstahl. Typische Konstruktionsmerkmale wie das um 30° abgeschrägte Dach oder das überhängende Dach mit waagerechter Tropfkante sorgen für ein komplettes Ablaufen von Flüssigkeiten und rückstandsfreies Reinigen. Ein Garant für die dauerhafte Dichtheit der HD-Gehäuse ist die blaue Silikondichtung, die beständig gegen Reinigungsmittel aller Art ist. Sie ist außenliegend und dichtet Tür und Gehäuse spaltfrei und sicher ab. Die Dichtung besteht aus einem Stück und kann im Handumdrehen ausgetauscht werden, sodass sie immer im Top-Zustand ist.

Abgerundet wird der HD-Baukasten, der auch Klemmkästen im Hygienic Design umfasst und kontinuierlich erweitert wird, durch spezielles Zubehör. Das Spektrum reicht von einem Schließsystem mit gerundeten Oberflächen bis zu speziellen Nivellierfüßen und Kabelverschraubungen, bei denen sämtliche Gewinde gezielt nach innen verlegt wurden.