Herr Villé, was waren Ihrer Meinung nach die Highlights des Jahres 2021?
Villé: Unsere Highlights sind sicher unsere neue Generation der drehzahlgeregelten Schraubenkompressoren GA VSDs sowie unsere luftgekühlten, ölfrei verdichtenden ZT Kompressoren.
Bei den GA-VSDs-Schraubenkompressoren kann man von einem Meilenstein in Richtung Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sprechen. Diese erst kürzlich gelaunchten Schraubenkompressoren bieten Energieeinsparungen bis zu 60 % und wurde zudem mit nachhaltigen Materialien versehen. Ein rundum technologischer Fortschrit.
Im Bereich ölfrei verdichtende Kompressoren spielt die Baureihe ZT 90–160 VSD+ eine wichtige Rolle. Ölfreie Druckluft wird für eine Vielzahl von Branchen wie Lebensmittel- und Getränkeproduktion, Textilherstellung, Öl und Gas sowie Energieerzeugung eingesetzt. Auch hier legen wir höchsten Wert auf Effizienz.
Trotzdem bleibt Druckluft ein erheblicher Energiefresser, wie argumentieren Sie das bei Ihren Kunden?
Villé: Das stimmt, die Energiekosten sind ein enormer Kostenfaktor im Lifecycle eines Produktes und bei der Herstellung von Druckluft schon immer. Und genau deshalb arbeiten wir permanent an effizienteren Lösungen. Alle unsere Produkte haben das Ziel eine deutlich reduzierte Umweltbelastung zu erreichen und den CO2-Fußabdruck über den Lebenszyklus des Produktes zu senken.
Das Thema CO2-Fußabdruck und Energieeffizienz ist in aller Munde. Was raten Sie ihren Anwendern?
Villé: Wir sind uns der Situation unserer Kunden bewusst und haben einen großen Schwerpunkt auf das Energiemanagement gelegt. Dies betrifft alle Bereiche: Kompressoren, Druckluftaufbereitung und selbst das Monitoring der Maschinen ist auf Energieeffizienz und auf CO2-Reduzierung ausgelegt. Des Weiteren versuchen wir auch unsere Kunden für das Thema Energieeffizienz, Wärmerückgewinnung und CO2-Reduzierung zu sensibilisieren.
Wir wollen den Anwendern mit unseren Produkten helfen, ihre Produktion nachhaltiger zu gestalten, denn wie schon erwähnt, machen Stromkosten den Großteil der Gesamtbetriebskosten eines Kompressors aus. Von daher sollte jeder Betrieb darauf achten, die Energiekosten möglichst niedrig zu halten. Unsere neuesten Kompressoren gewährleisten das und sind größtenteils auch BAFA-förderfähig. Wir beraten unsere Kunden daher ausführlich zum Thema BAFA und bieten auf unserer Webseite Hilfestellung in allen Bereichen.
Gibt es aktuelle Beispiele?
Villé: Beim Thema Nachhaltigkeit nenne ich gerne ein Beispiel aus der Chemie: Unser Kunde OQ Chemicals hat es geschafft, durch die Erneuerung seiner Druckluftanlage mit drei Turbokompressoren von Atlas Copco, Strom von 400 Haushalten einzusparen. Das entspricht jährlich etwa 2 Mio. kW/h Strom. Zudem wurde der CO2-Fussabdruck um rund 1450 t/a reduziert.
Digitalisierung oder digitale Transformation in der Druckluftbranche, was heißt das eigentlich?
Villé: 2020 und 2021 hat die Art und Weise, wie wir leben, arbeiten und Geschäfte machen komplett verändert. Digitalisierung ist seit Jahren für uns nichts neues, sondern Standard und dieser Standard wird permanent verbessert. Die letzten beiden Jahre haben alles noch mehr beschleunigt und gezeigt, dass unser Fokus auf Automatisierung und Konnektivität unserer Produkte der Schlüssel zum Erfolg unserer Kunden sind. Mit digitalen Steuerungen konnten wir den Maschinenpark unserer Kunden auch dann unterstützen, wenn wir nicht in der Lage waren, sie persönlich zu besuchen. Neben unseren Produkten sind die weitere Automatisierung und die Konnektivität entscheidend, verbunden mit einem optimalen Service.
Automatisierung, Konnektivität, heißt das, dass alle Maschinen vernetzt sind?
Villé: Alle Atlas-Copco-Produkte sind von jedem Ort steuerbar und abrufbar. Wir haben weltweit über 300 000 Produkte vernetzt. Dies ermöglicht beispielsweise unser Monitoring-System Smartlink. Die Plattform wurde bereits 2013 eingeführt und ist ein Fernüberwachungssystem für Druckluftanlagen, wobei die Maschinen via integriertem GSM-Modul oder mithilfe eines Optimizers 4.0 über das Internet Daten senden können. Die von den Maschinen gesendeten Daten werden dann in Smartlink visualisiert und analysiert.
Die Daten liefern auch für unsere Forschungs-und Entwicklungsabteilungen relevante Informationen, um weiterhin die Energieeffizienz zu verbessern und so den CO2-Fußabdruck weiter zu senken.
Atlas Copco bietet seine Kompressoren mit einem OPC-UA-Gateway an. Können Sie das näher erläutern?
Villé: Unsere Kompressoren werden alle nach und nach ab Werk mit einem OPC-UA-Gateway ausgeliefert. Der Standard OPC UA (OPC UA = Open Platform Communications Unified Architecture) wird eine immens wichtige Rolle bei zukünftigen Maschinenparks einnehmen. Wir haben dies zusammen mit einem internationalen Gremium erarbeitet. OPC UA ist ein Protokoll, das den Standard zur Kommunikation unter verschiedenen Maschinen spezifiziert. So wird ermöglicht, dass Maschinen herstellerunabhängig Informationen und Daten untereinander austauschen können, genauso wie mit IT- und OT-Anwendungen. Gleichzeitig wird so die Grundlage für Automatisierung und Industrie 4.0 geschaffen. Zukünftig werden alle Atlas-Copco-eigenen Kompressoren, die eine Elektronikon-Steuerung verbaut haben, mit dem OPC-UA-Gateway nachrüstbar sein.
Eine letzte Frage: Was haben wir 2022 an Druckluftinnovationen aus dem Hause Atlas Copco zu erwarten?
Villé: 2022 wird sicher nicht langweilig, das verspreche ich Ihnen. Unsere Kunden können ein sehr effektives Jahr mit vielen Druckluftinnovationen erwarten, die ihre Produktion noch effizienter und klimafreundlicher werden lässt. Wir erwarten viel im Bereich Hochdruck-Kolbenkompressoren, Stickstoffkompressoren, Steuerungssysteme, Schraubenkompressoren und Prozessfiltration. Mehr möchte ich aber an dieser Stelle nicht verraten.
Autorin: Nicole Becker
Digital Communication Specialist,
Atlas Copco