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Alle Beteiligten einbinden

Sicherheitsmanagement in der chemischen Industrie
Alle Beteiligten einbinden

Brände, Explosionen und Havarien können insbesondere in der chemischen Industrie aufgrund der verwendeten komplizierten Technologien sowie hochtoxischer, aggressiver und explosiver Stoffe zu materiellen Schäden in Millionenhöhe und leider oft auch zu vielen Verletzten und Todesopfern führen. Ein ganzheitliches Sicherheitsmanagement kann helfen, solche Gefahren abzuwehren.

Dr. Peter Schmiedtchen

Neben den direkten Schäden sind nach Bränden, Explosionen und Havarien Kosten für eventuelle Entschädigungsleistungen und die Produktionsunterbrechung sowie Imageschäden und Kosten durch neue Auflagen der Behörden zu berücksichtigen. Ferner können Verluste bei Kunden- und Lieferantenbeziehungen die Folge sein. Im Rahmen eines zunehmend globalen Wettbewerbs kann selbst eine nur kurzzeitige Produktionsunterbrechung das Aus für ein Unternehmen bedeuten. Hinzu kommt, dass nach einem Schadensereignis die Unternehmen häufig mit Akzeptanzproblemen in der Bevölkerung zu kämpfen haben, da die Wahrnehmung durch spektakuläre Störfälle geprägt ist. Das zwingt den Gesetzgeber, neue Regelungen zum Schutz der Mitarbeiter, der Bevölkerung und der Umwelt zu treffen, deren Umsetzung mit hohen Kosten verbunden ist. Stellvertretend seien hier drei Beispiele genannt:
  • Der Störfall vom 22.02.1993 im Frankfurter Betrieb der Hoechst AG – noch nach mehr als 10 Jahren beschäftigen sich diverse Bürgerinitiativen mit den Ereignissen und deren Folgen.
  • Der Störfall in der italienischen Ortschaft Seveso vom 10.07.1976 gab Anstoß für eine Reihe von neuen Regelungen, wie dem Chemikaliengesetz, der Richtlinie über Anlagensicherheit sowie dem Baseler Übereinkommen über die grenzüberschreitende Verbringung gefährlicher Abfälle.
  • Nach dem Brand in einer Chemielagerhalle der Schweizer Sandoz AG, bei dem 500 t Chemikalien verbrannten, floss kontaminiertes Löschwasser in den Rhein und tötete praktisch den gesamten Fischbestand. Das führte zum Umdenken im Störfall- und Gewässerschutz.
Bei Betrieben, die der Störfallverordnung unterliegen, hat der Gesetzgeber klare Festlegungen zur systematischen Ermittlung und Bewertung der Wahrscheinlichkeit und Schwere von Störfällen getroffen sowie allgemeine Grundsätze und Ziele zur Verhinderung von Störfällen formuliert. So sind u. a. Aufgaben und Verantwortungsbereiche der in die Verhinderung von Störfällen und die Begrenzung ihrer Auswirkungen einbezogenen Mitarbeiter und Führungskräfte sowie die erforderlichen Ausbildungs- und Schulungsmaßnahmen zu bestimmen, vorhersehbare Notfälle zu ermitteln und Betriebliche Alarm- und Gefahrenabwehrpläne zu erstellen und regelmäßig zu erproben.
Über alle Ebenen
Schadensereignisse können nur durch ein ganzheitliches Sicherheitsmanagement verhindert werden, in das alle Beteiligten des Unternehmens, Werkfeuerwehr bzw. Sicherheitsdienstleiter sowie externe Behörden, Polizei und Feuerwehren eingebunden sein müssen. Deshalb müssen unternehmensinterne Ausbildungs- und Schulungsmaßnahmen im Rahmen einer betrieblichen Gefahrenabwehr alle Ebenen des Unternehmens umfassen. Hauptaufgabe eines ganzheitlichen Sicherheitsmanagements muss es sein, Brände, Explosionen, Havarien u. ä. zu verhindern bzw. deren Auswirkungen zu begrenzen. Für wirksame Präventionsmaßnahmen, die effiziente Gestaltung einer betrieblichen Gefahrenabwehr und Einleitung von Erstmaßnahmen zur Begrenzung eines Schadensereignisses müssen die Mitarbeiter und Führungskräfte lernen:
  • die relevanten Sicherheitsbestimmungen zu beherrschen
  • Gefahrensituationen zu erkennen
  • mögliche Entwicklungen einzuschätzen
  • notwendige Sofortmaßnahmen zur Eingrenzung des Schadensereignisses einzuleiten
  • neue Reaktionsmuster bei Gefahr zu entwickeln
  • handlungssteuernde Informationen zu sammeln, zu verarbeiten und weiterzuleiten
  • mit Feuerwehr, Polizei sowie unterschiedlichen Behörden zu kooperieren
  • unter Beachtung der Unternehmensinteressen und -ziele mit den zuständigen Behörden, den Mitarbeitern und deren Angehörigen, der betroffenen Bevölkerung und den Medien zu kommunizieren
Darüber hinaus muss die Geschäftsführung eines Unternehmens in die Lage versetzt werden, innerhalb kürzester Zeit alle Maßnahmen zur Wiederherstellung des Normalzustands zu beschließen, durchzuführen und die Umsetzung zu kontrollieren. Dazu ist es sinnvoll, betriebliche Krisenstäbe einzurichten und noch vor Eintritt eines Schadensereignisses realitätsnah zu trainieren. Auch die schnelle Reaktion auf Schadensereignisse durch betriebliche Sicherheitsteams kann entscheidenden Einfluss auf den Verlauf des Schadensereignisses haben. Auf der Grundlage detaillierter Kenntnisse über Betriebsanlagen und -prozesse können sie bis zum Wirksamwerden der externen Feuerwehren Handlungen zur Schadensbegrenzung ausführen, ausgetretene Gefahrstoffe neutralisieren, Gefährdungen für Mitarbeiter, Bevölkerung und die Umwelt ermitteln bzw. den Feuerwehren vor Ort beratend zur Seite stehen.
Praktisches Training
Wie eine detaillierte Auswertung von unterschiedlichen Schadensereignissen zeigt, ist bei der Vorbereitung und Durchführung der vorgeschriebenen Ausbildungs- und Schulungsmaßnahmen zu berücksichtigen, dass fachliche Kenntnisse über Maßnahmen zur Gefahrenabwehr zwar notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung für richtiges Handeln sind.
Dräger Safety hat eine Reihe von Ausbildungs- und Trainingsangeboten entwickelt und in den Markt eingeführt, die konkrete Zielstellungen für Maßnahmen der betrieblichen Gefahrenabwehr wie Entwicklung von Handlungskompetenz trotz extremer Stressbelastungen, Mangel an Routine und fremdem Einsatzgebiet, Herausbildung von Führungskompetenz, Situationskompetenz bei der Erfüllung von ungewöhnlichen Aufgaben in Gefahrensituationen sowie Kenntnis der Vorgehensweise der professionellen Rettungskräfte und optimale Vorbereitung für deren Einsatz verfolgen. Zu diesen Ausbildungs- und Trainingsangeboten gehört u. a. ein Training in der Handhabung tragbarer Feuerlöscher, mit dem kostengünstig innerhalb kurzer Zeit alle Mitarbeiter eines Unternehmens praktische Erfahrungen in der Bekämpfung von Entstehungsbränden erwerben können. Bei der Ausbildung von Brandschutz- und Evakuierungshelfern werden Kenntnisse über gesetzliche Bestimmungen zum Brand-, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie erforderliche Sofortmaßnahmen bis zum Eintreffen von Polizei und Feuerwehr, wie Hausalarmierung, Erstmaßnahmen zur Brandbekämpfung und Evakuierung der betroffenen Bereiche, vermittelt. Ausgehend von einer Gefährdungsanalyse des jeweiligen Unternehmens bildet Dräger Safety betriebliche Sicherheitsteams aus, die mit im Unternehmen vorhandenen Notfallausrüstungen Erstmaßnahmen zur Eingrenzung des Schadensereignisses ergreifen können.
Das Training für das Verhalten in Gefahrensituationen richtet sich vor allem an die Führungskräfte der Unternehmen. Die Teilnehmer erleben reale Stresssituationen und werden dabei von erfahrenen Verhaltens-trainern geführt und von speziell ausgebildeten Sicherheitsfachleuten betreut. Zielgruppe des Seminars „Krisenmanagement und Krisenkommunikation“ sind ebenfalls Führungskräfte. Die Seminarteilnehmer erstellen Analysen von Krisen- und Störfallpotenzialen und deren Wirkung in den Medien und der Öffentlichkeit, betreiben Fallstudien bzw. untersuchen frühere branchenspezifische Krisenfälle und trainieren die Planung, Umsetzung und Kontrolle von Maßnahmen im Rahmen von „Back to Normal“. Weitere Seminarinhalte sind:
  • spezifisches Training für Mitarbeiter von Pressestellen, Krisenmanagement und Hotline
  • unternehmensspezifische Plan- und Rollenspiele;
  • realistische Fallübungen, Simulation von Ereignissen;
  • Medien-Intensivtraining/Einzel-Coaching
Der Sicherheitsspezialist hat darüber hinaus den Dräger Safety Star kreiert, der an die Unternehmen verliehen wird, die neben der Erfüllung der Sicherheitsauflagen besondere Maßnahmen im Rahmen einer betrieblichen Gefahrenabwehr umsetzen. Das hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung durch Behörden, die Sachversicherer, die Berufsgenossenschaften und die Öffentlichkeit.
cav 467

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