Zur Achema 2006 veröffentlichte Garlock, weltweiter Exklusivproduzent des Dichtungswerkstoffs Gylon, einen Vergleich zwischen konventionellem PTFE und dem hauseigenen Material. Die Botschaft des Unternehmens ist hierbei klar: Gylon bietet eine absolut gleichförmige Molekülverteilung und damit im gesamten Material identische physikalische Eigenschaften. Dies bedeutet eine höhere Standfestigkeit, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit. Friedrich Güldenberg, Product Manager bei Garlock, nimmt zu diesen Aussagen Stellung.
cav: Herr Güldenberg, was muss eine Dichtung heute leisten?
Güldenberg: Die konstruktive Ausführung des Dichtungssystems lässt eine bestimmungsgemäße Funktion unter den Betriebsbedingungen auf Dauer erwarten; dies besagt die VDI-Richtlinie 2440, Pkt. 3.3.1.4 Flanschverbindungen. Zwei Dinge sind hier besonders zu beachten:
- Konstruktive Ausführung: Man verweist hier eindeutig auf ein Dichtungssystem, das sowohl Dichtung als auch Flansche und Schrauben mit einbezieht. Das gesamte System muss miteinander harmonieren, um eine dauerhafte Dichtfunktion zu gewährleisten.
- Auf Dauer: Es soll damit sichergestellt werden, dass ein Dichtsystem nicht nur in Kurzzeittests die geforderten Leckagekriterien einhält, sondern dass auch eine dauerhafte Nutzung unter Betriebsbedingungen gesichert ist.
Die Definition „auf Dauer“ ist hierbei die eigentliche Unbekannte.
cav: Was ist entscheidend für die dauerhafte Funktionalität einer Dichtung?
Güldenberg: Neben der vorauszusetzenden richtigen Auswahl der Dichtungsqualität anhand der vom Betreiber gelieferten Betriebsdaten, sind die Kompressibilität und das Rückfederverhalten einer Dichtung von entscheidender Bedeutung. Betrachtet man die Kräfte, die auf eine Dichtung durch die Rohrleitungsisometrie und die Betriebsbedingungen wirken und geht zusätzlich davon aus, dass in den seltensten Fällen ideale Einbaubedingungen vorliegen, so kann man die Dichtung auch als Kompensator zwischen zwei Flanschen betrachten.
cav: Garlock hat auf der Achema eine CD-ROM mit einer Videoanimation gezeigt, auf der ein Vergleich zwischen dem herkömmlichem PTFE-Herstellverfahren zum Gylon-Verfahren zu sehen ist. Können Sie kurz die wesentlichen Unterschiede schildern?
Güldenberg: Das Herstellverfahren ist der eigentliche Grund für die dauerhafte Sicherheit der Gylon-Produkte. Es unterscheidet sich grundlegend vom herkömmlichen PTFE-Verfahren und bedingt dadurch die hohe Druckstandfestigkeit und ein andauernd hohes Rückfederverhalten. Während das herkömmliche Verfahren PTFE-Pulver und Füllstoffe trocken vermischt und unter hohem Druck verdichtet, wird beim Gylon-Verfahren mittels Zugabe eines Lösemittels ein Teig gefertigt, der dann in verschiedenen Kalanderstationen weiterverarbeitet wird. Das trockene Mischverfahren führt zu einer sehr ungleichmäßigen Mischung, die beim Verdichten unter hohem Druck aufgrund der unterschiedlichen Molekularstrukturen zu einer weiteren Entmischung neigt.
cav: Wie kommt das dauerhaft hohe Rückfederverhalten von Gylon zustande?
Güldenberg: Der Gylon-Teig zeigt eine gleichförmige Vermischung und kann über die Kalanderstationen absolut gleichmäßig verdichtet werden. Als zusätzlicher Fertigungsschritt werden die einzelnen gewalzten Platten in den Kalanderstationen vielfach gefaltet, in Querrichtung gedreht und wiederum kalandriert. Dadurch entsteht ein feiner Lagenaufbau, bei dem sich im Endprodukt die Lagen gegeneinander abstützen. Der Lagenaufbau ist verantwortlich für das dauerhaft hohe Rückfederverhalten von Gylon, das sich auch unter hohen Belastungen nicht verschlechtert. Bei Untersuchungen der MPA Stuttgart wurde festgestellt, dass die Rückfederung mit zunehmender Flächenpressung noch weiter zunimmt. Dies ist atypisch im Vergleich zu herkömmlichen Dichtungsqualitäten.
cav: Beim herkömmlichen Verfahren wird ein Block gesintert, bei dem durch das Temperaturgefälle keine gleichmäßige Temperaturverteilung möglich ist. Wie sieht dies beim Gylon-Verfahren aus?
Güldenberg: Im Gylon-Verfahren wird jede einzelne, fertige Platte gesintert. Hier ist der Aufheiz- und Abkühlprozess eindeutig definiert, was letztlich zu einer vollkommen homogenen Qualität der fertigen Platte führt. Um die Dauerhaftigkeit noch weiter zu unterstreichen, haben wir die Gylon-TA-Luft-Prüfungen unter realistischen Bedingungen (250 °C/40 bar) durchführen lassen und gleichzeitig auch nach der Langzeitprüfung (1500 Stunden) die Ausblassicherheit getestet. Dies wird in den entsprechenden Zertifikaten und Prüfberichten des TÜV-Süd festgehalten.
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