Die Multiglide-Firesafe-Packung ist eine Kombination aus einem PTFE-gefüllten Metallgewebe und einer Graphitpackung. Sie eignet sich beispielsweise zur Abdichtung der Schaltwellen an Kugelhähnen. Im Brandfall verflüchtigt sich das PTFE im Metallgewebe, und Graphit dringt aufgrund des hohen Druckes durch die jetzt freien Maschen des Gewebes.
Hans Braig
Bei der Produktion und der Lagerung von brennbaren Medien in der Petrochemie, aber auch in der allgemeinen Chemie, müssen die Produktionsanlagen die verschiedensten Sicherheitsbestimmungen erfüllen. Diese sind vor allem in den technischen Richtlinien für brennbare Flüssigkeiten (TRBF) zusammengefasst und gelten auch für Absperr- und Regelarmaturen. Aus diesem Grund ist es erforderlich, Absperr- und Regelarmaturen, die in diesen Bereichen zur Verwendung kommen, nach internationalen Testrichtlinien zu zertifizieren. Hierzu zählt unter anderem die Firesafe-Zulassung gemäß ISO 10497 bzw. BS 6755 (BS = British Standard). Sie soll gewährleisten, dass im Brandfall die betreffenden Armaturen in Geschlossenstellung das Medium bei vorgegebenen hohen Temperaturen noch sicher in der Rohrleitung absperren. Gleichzeitig muss die Möglichkeit bestehen, die Armatur von Offen- in Geschlossenstellung zu bringen. Darüber hinaus muss sichergestellt sein, dass das Medium im Armaturenbereich nicht nach außen austreten kann.
Beispiel Kugelhahn
Die Durchgangsdichtheit bei Kugelhähnen wird durch eine konstruktiv integrierte Metallkante erzielt, an der die Kugel, bedingt durch den Mediendruck, anliegt und abdichtet. Dieser Fall tritt immer dann ein, wenn durch hohe Temperatureinwirkung die Standarddichtung zerstört wurde. Die Abdichtung nach außen erreicht man durch die Verwendung feuerfester Dichtungsmaterialien. Im Gegensatz zur Durchgangsabdichtung ist nach außen eine Kombinationsdichtung nicht möglich. Somit müssen diese Dichtungen auch im Normalbetrieb voll funktionsfähig sein und diverse Emissionsschutzrichtlinien erfüllen.
Besonders problematisch ist bei Firesafe-Kugelhähnen die Abdichtung der Schaltwelle. Hier muss ein elastisches Material verwendet werden, das auch nach längerer Betriebszeit noch sicher nach außen abdichtet. In den meisten Fällen kommen hierfür vorgepresste Graphitpackungen zum Einsatz. Je nach dem Verpressungsgrad des Materials in Verbindung mit der Packungshöhe entsteht ein mehr oder weniger großer Bremseffekt an der Schaltwelle. Dies bewirkt eine unerwünschte Drehmomenterhöhung der Armatur, die nicht selten bei hoher Schalthäufigkeit zum Blockieren des Kugelhahnes führen kann. Hier kann die Multiglide-Firesafe-Packung der deutschen JC Abhilfe schaffen.
Erfolgreich getestet
Die Multiglide-Firesafe-Packung besteht aus vorgepresstem Graphit, wobei die Dimensionierung den vorgegebenen Platzverhältnissen des Packungsraumes der Armatur angepasst ist. In den Graphitring oder Graphitblock ist ein vorgeformtes Nickelgewebe, dessen Zwischenräume mit PTFE ausgefüllt sind, integriert, wobei der Graphitring zusammen mit dem Metallgewebe-Einsatz verpresst wird.
Die Schaltwelle bleibt auch bei hoher Pressbelastung der Graphitpackung durch das Metallgewebelager leichtgängig, wobei sich die Schaltzyklen im Normalbetrieb wesentlich steigern lassen. Bei der Formgebung der Multiglide-Packung wurden sogenannte Dichtnasen integriert. Diese liegen am Schaltwellenbund und am Schaltwellenschaft an. Somit besteht also noch ein direkter Kontakt von Graphit zur Schaltwelle als Sicherheits-Dichtreserve. Im Brandfall verflüchtigt sich das PTFE im Metallgewebe, und Graphit dringt aufgrund des hohen Druckes durch die jetzt freien Maschen des Gewebes. Somit ist die Firesafe-Abdichtung gewährleistet. Das gesamte Packungssystem wurde einem FS-Test gemäß BS 6755 erfolgreich unterzogen.
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