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Die Kommunikation stimmt

Namur-Feldtest in Bad Neuenahr erfolgreich bestanden
Die Kommunikation stimmt

Am 5. und 6. November fand die diesjährige Namur-Hauptsitzung erstmals im Kongresszentrum des Dorint-Hotels in Bad Neuenahr statt. Sie stand unter dem Motto „Kommunikation in der Automatisierung“. Ganz im Zeichen des 60. Geburtstags der Interessengemeinschaft Automatisierungstechnik der Prozessindustrie trafen sich etwa 460 Teilnehmer an diesem neuen Veranstaltungsort, nachdem die Hauptsitzungen zuvor 30 Jahre lang in Lahnstein stattgefunden hatten. Das Dorint-Hotel trägt den stetig wachsenden Teilnehmerzahlen Rechnung und bietet Raum für weiteres Wachstum.

Die Teilnehmerzahl lag mit 460 etwas über der des Vorjahres und nur knapp unter der Rekordzahl von 2007. „In Anbetracht der wirtschaftlich immer noch schwierigen Zeiten ist das ein hervorragendes Ergebnis und ein Zeichen für die außerordentliche Bedeutung, die diese Veranstaltung in der Automatisierungswelt hat“, betonte Dr. Kuschnerus, der Vorsitzende des Namur-Vorstands. Er eröffnete die Hauptsitzung mit einem Rückblick auf das letzte Jahr und wies besonders auf die Bedeutung der Zusammenarbeit mit anderen Verbänden und die internationale Ausrichtung aller Aktivitäten hin. So hat sich die Namur entschlossen, eine erste Konferenz in China auszurichten, die am 19. und 20. November 2009 in Shanghai stattgefunden hat. Der Vorsitzende der ProcessNet, Prof. Dr. Strohrmann, BASF, nahm den 60. Geburtstag der Namur zum Anlass, ein Grußwort an die Teilnehmer der Hauptsitzung zu richten. Er betonte darin die Wichtigkeit einer intensiven Zusammenarbeit der Verfahrenstechniker mit den Automatisierungstechnikern. „Kommunikation“ stand als Motto über der Namur-Hauptsitzung 2009. Mit Pepperl+Fuchs war ein mittelständisches, international erfolgreiches Unternehmen Sponsor, das Kommunikationsprodukte wie z. B. Feldbuskomponenten in seinem Produktportfolio hat und damit gut zum Motto der Hauptsitzung passte. Der Geschäftsführer von Pepperl+Fuchs, Dr. Gunther Kegel, spannte in seinem eindrucksvollen Vortrag in der Plenarsitzung einen weiten Bogen von der ersten Namur-Empfehlung zu kontaktlosen Initiatoren, über heute verfügbare Kommunikationslösungen bis zu absehbaren zukünftigen Entwicklungen und ihren Möglichkeiten. Die Plenarsitzung am Donnerstag wurde durch drei Vorträge vervollständigt, die das Thema Kommunikation aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchteten und damit ein Gesamtbild dieses wichtigen Gebietes lieferten. In den 21 Beiträgen des anschließenden Workshops wurden aktuelle Themen aus den Arbeitskreisen aufgegriffen und diskutiert.

Feldgeräteintegration
Eines der wichtigsten Gesprächsthemen, das sich durch die gesamte Namur-Hauptsitzung zog, war die Einigung führender Hersteller bei der Feldgeräteintegration. Um den Einsatz der FDI- (Field Device Integration) Geräteintegrationstechnologie zu beschleunigen, haben führende Hersteller vereinbart, den Aufgabenbereich des EDDL Cooperation Teams zu erweitern und in die FDI Cooperation überzuführen. Diese Kooperation wird sich zunächst aus den Interessenverbänden FDT Group, Fieldbus Foundation, Hart Communications Foundation, OPC Foundation und Profibus-Nutzerorganisation sowie den Unternehmen ABB, Emerson, Endress+Hauser, Honeywell, Invensys, Siemens und Yokogawa zusammensetzen.
Das FDI-Projekt wurde im Jahr 2007 auf der Hannover-Messe ins Leben gerufen. Zu diesem Zeitpunkt trat die FDT Group dem EDDL Cooperation Team (ECT) mit dem vorrangigen Ziel bei, mit EDDL und FDT/DTM eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten. Seitdem wurde das Projekt in Richtung der konvergenten FDI-Lösung vorangetrieben. Die Hinzunahme von Herstellern, die zugesagt haben, FDI-Device-Pakete in ihren Systemen und Produkten zu unterstützen, stärkt dieses Bestreben, indem zusätzliche Mittel für den Abschluss des Projektes zur Verfügung gestellt werden.
Neben der endgültigen Festlegung der auf Mitte 2010 terminierten FDI-Spezifikation umfasst der Aufgabenbereich des erweiterten EDDL Cooperation Teams gemeinsame Design- und Test-Tools, ein gemeinsames Binärformat sowie einen gemeinsamen Interpreter, übergreifend für das Hart-, FF- und Profibus-Protokoll. Ziel ist, die Forderung der Endanwendern, eine einheitliche Geräteintegrationslösung für die Prozessindustrien zu schaffen, für alle Leitsysteme, Feldgeräte und Protokolle, umzusetzen.
Roadmap Prozesssensoren 2015+
Die 2005 veröffentlichte Technologie-Roadmap „Prozesssensoren 2005-2015“ wurde in einem gemeinsamen Projekt der Organisationen Namur und VDI/VDE-GMA unter Mitwirkung der Unternehmen ABB, BASF, Bayer Technology Services, BIS Prozesstechnik, Evonik Degussa, Endress+Hauser, Sanofi Aventis, Siemens sowie dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) 2004 erarbeitet. Aufgrund des Erfolgs der Roadmap wurde vom Lenkungskreis der GMA/Namur im Jahr 2008 entschieden, diese fortzuschreiben. Die vorliegende Roadmap wurde unter Mitwirkung der Unternehmen ABB, BASF, Bayer Technology Services, BIS Prozesstechnik, Endress+Hauser und Siemens grundlegend aktualisiert und überarbeitet. Unter der Projektleitung der BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung entstand so die neue Technologie-Roadmap „Prozesssensoren 2015+“. Sie wurde auf der Namur-Hauptsitzung von Dr. Michael Maiwald von der BAM in einem Workshop präsentiert. Das Konzept der Überarbeitung entsprach im Wesentlichen einer Validierung der Ergebnisse von 2005, indem konkrete Anforderungen an neue Prozesssensoren von mehr als 100 chemischen Produktionsbetrieben europaweit eingeholt und bewertet wurden. Die Ergebnisse lassen sich u. a. in folgenden Kernthesen zusammenfassen:
  • Für die Sensorik wird eine höhere Robustheit und Langzeitstabilität (niedriger Instandhaltungsbedarf) erwartet
  • Neue Prozesssensorik wird nicht nur beim Bau von Neuanlagen, sondern zunehmend auch zur Optimierung bestehender Anlagen eingesetzt
  • Die neuen Anforderungen an die Prozesssensorik gehen über die Erfassung von Prozessinformationen hinaus. Auch Zwischen- und Trendinformationen zu Produkteigenschaften werden zu Regelzwecken genutzt.
  • Für spezifische Applikationen wird von der Sensorik eine höhere Genauigkeit gefordert
  • Es gibt einen Trend zu Bioprozessen auch für bisher konventionell chemisch hergestellte Produkte
  • Der Bedarf nach Prozessanalytik mit Einweg-Sensoren wächst.
WirelessHart im Test
Mit Spannung erwartet wurde das Ergebnis eines Feldtests für WirelessHart-Komponenten, den Martin Schwibach, BASF, präsentierte. Die Einsatzreife von WirelessHart wurde hierbei anhand von vier Applikationen – Kläranlage, Wasseraufbereitungsanlage, Reaktor und Rückkühlbecken – untersucht, die jeweils eine der drei typischen Eigenschaften von Wireless-Installationen abdecken, nämlich Mobilität, Flexibilität und Kabelersatz. Bei der BASF-Kläranlage beispielsweise wurden defekte Schleifkontakte zur Datenübertragung durch drahtlose Komponenten ersetzt. An dem Test nahmen verschiedene Hersteller teil, die den neuen drahtlosen Standard WirelessHart künftig in ihrem Produktportfolio anbieten. Zusätzlich zu den Herstellern wird der Test von der Hart Communication Foundation unterstützt.
Insgesamt attestierte Martin Schwibach dem drahtlosen Übertragungssystem die prinzipielle Einsatzreife. WirelessHart ermöglicht nach seinen Ausführungen den erfolgreichen Einsatz von drahtlosen Sensornetzwerken. Dennoch vergab er WirelessHart mit einem Notendurchschnitt von 3,3 nur ein schwaches Befriedigend. Die Hersteller haben seiner Meinung nach insbesondere noch ein erhebliches Nachbesserungspotenzial bei der Implementierung bzw. den Rahmenapplikationen. Er stellt hierbei folgende Forderungen auf:
  • Definition einheitlicher, herstellerunabhängiger Kenngrößen zur Beurteilung von WirelessHart-Netzwerken
  • Definition von Kriterien und Kenn- größen zur Beurteilung der Koexistenz von Anwendungen
  • Standardisierung der Batterie und der Bauform und des Anschlusses des Batterieträgers
  • Einheitliches hersteller- und technologieunabhängiges Planungswerkzeug für Wireless-Anwendungen
  • Standardisierung der Konfiguration der Wireless-Schnittstelle von Geräten und Gateway
„WirelessHart-Anwendungen leiden nach wie vor erheblich unter der Erblast unzureichend gelöster Probleme in der Geräte-integration, betont Schwibach.“
Die Namur-Studie bietet sich als Kataly- sator sowohl für Hersteller als auch für Standardisierungsgremien an, einen gemeinsamen IEC-Standard für drahtlose Sensornetzwerke auf den Weg zu bringen. Ein solcher Standard hilft sowohl den Herstellern als auch den Endanwendern, die erfolgversprechenden drahtlosen Applikationen schnell und nachhaltig einzusetzen, um so das große Potenzial der neuen Technologie zu heben. Dabei ist die Technologiestudie der Namur nicht auf den WirelessHart-Standard beschränkt. Ziel ist es, einem sich abzeichnenden Wettbewerb zwischen Standards frühzeitig entgegenzuwirken und die Vorteile der derzeitigen Initiativen von WirelessHart und der ISA SP100 zu vereinen.
Funktionale Sicherheit im Fokus
Der Abschlussvortrag wurde von Christoph Thust, Infracor, gehalten. Er thematisierte den menschlichen Faktor beim Betrieb von Sicherheitssystemen und leitete damit thematisch zur nächsten Hauptsitzung über, die unter dem Motto „Funkti-onale Sicherheit“ am 11. und 12. November 2010 wieder in Bad Neuenahr stattfinden wird. Sponsor wird die Firma Hima sein, ein international erfolgreicher Lieferant von sicherheitsgerichteten Steuerungen.
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