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Harte Zeiten

Herausforderung für die Gebrauchtmaschinenbranche
Harte Zeiten

Harte Zeiten
Keine heute verfügbare Gebrauchtmaschine ist entsprechend Atex ausgeführt bzw. konstruiert
Seit dem 1. Juli 2003 sind die Atex-Richtlinien für Geräte zur Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen verbindlich. Die neue Regelung soll eine einheitliche Basis für die Rechtsvorschriften der einzelnen EU-Mitgliedstaaten sein. Dies hat jedoch weitreichende Folgen für den Gebrauchtmaschinenmarkt innerhalb der EU.

Im Gegensatz zu älteren Vorgaben gilt die Atex-Richtlinie auch für nicht elektrische Komponenten, die durch mechanische Reibung Hitze oder Funken verursachen können. Somit fallen auch Zentrifugen, deren schnell rotierende und bewegliche Teile eine Zündquelle darstellen, unter die neue Richtlinie. Bei der Entwicklung von Neumaschinen werden diese Vorschriften berücksichtigt, Zündgefahrbewertungen durchgeführt und erforderliche konstruktive Maßnahmen ergriffen. Ganz anders sieht dies jedoch im Bereich des Gebrauchtmaschinenhandels aus. Da natürlich keine heute verfügbare Gebrauchtmaschine entsprechend Atex ausgeführt bzw. konstruiert wurde, ist hier oft ein erheblicher Aufwand nötig, wenn diese nun innerhalb der EU oder der Schweiz wieder in Verkehr gebracht werden soll. Die einzige Ausnahme stellen hier Maschinen dar, die bereits in explosionsgefährdeten Bereichen betrieben wurden. Allerdings nur dann, wenn diese ohne jede Modifikation in einem Gefahrenbereich eingesetzt werden, der der identischen Ex-Schutzklasse entspricht wie die ehemalige Anwendung.

Bauteile von Maschinen, die modifiziert, oder durch nicht identische Bauteile ersetzt werden, müssen in jedem Fall den neuen Richtlinien entsprechen. Im Falle einer Zentrifuge betrifft dies, neben dem gesamten elektrischen Equipment wie Motore, Ventile und Initiatoren, eine Vielzahl von Komponenten und Baugruppen.
Umrüstung rentabel?
Letztendlich bedeutet dies, dass durch die notwendige Beschaffung von Neuteilen und in erster Linie durch einen erheblichen Konstruktions- und Dokumentationsaufwand zusätzliche Kosten entstehen, die teilweise an den Endverbraucher weitergegeben werden, aber auch die Gewinnspanne der Anbieter erheblich reduzieren. Der vergleichsweise sehr günstige Anschaffungspreis, mit der häufigste Grund bei der Entscheidung für eine Gebrauchtmaschine, verliert an Gewicht und Attraktivität. Natürlich wird eine generalüberholte Maschine günstiger und erheblich schneller verfügbar bleiben, als eine vergleichbare Neumaschine. Trotzdem wird die geringere Preisdifferenz dazu führen, dass potenzielle Käufer eher geneigt sind, sich für eine Neumaschine zu entscheiden. Diese Tendenz wird einen reinen Gebrauchtmaschinenhändler sicherlich härter treffen, als einen Originalhersteller, der neben dem Neumaschinenvertrieb auch generalüberholte Maschinen zum Verkauf anbietet.
Nur wenige Händler haben die strukturellen Möglichkeiten, eine Maschine entsprechend den Richtlinien umzurüsten. Dies beginnt mit der fehlenden Dokumentation, die für eine fachmännische, konstruktive Änderung der zahlreichen Baugruppen erforderlich ist und geht weiter bei der Ver-fügbarkeit eines versierten Mitarbeiters. Und schließlich müssen die festgelegten Änderungen auch vom Papier in die Realität übertragen werden. Ein reiner Maschinenhändler hat hier nur die Möglichkeit, diese Arbeiten extern durchführen zu lassen, was sicherlich recht schnell zu Kosten führt, die die Kalkulation eines akzeptablen Preises nicht mehr zulassen.
Des einen Freud ist des anderen Leid
Was auf der einen Seite den Secondhand-Händlern das Leben so schwer macht, birgt andererseits einen Vorteil für den Gebrauchtmaschinen anbietenden Originalhersteller. Eine vollständige Dokumentation zu jeder Maschine sind die Basis für die Prüfung und eine fundierte Festlegung der nötigen Modifikationen. Neuerungen aus dem Bereich der Neumaschinenentwicklung fließen bei Gebrauchtmaschinen mit ein und reduzieren somit den konstruktiven Aufwand bei den nötigen Umbaumaßnahmen. Da ein OEM sich auf die eigenen Produkte spezialisieren kann, werden sich im Laufe der Zeit die notwendigen Änderungen wiederholen, was langfristig ebenfalls die Konstruktionszeiten verkürzen und somit die Kosten senken wird. Vorhandene Strukturen wie Teilefertigung und erfahrene Montageteams ermöglichen die fachmännische und rasche Umsetzung der Atex-konformen Modifikation von gebrauchten Maschinen.
Die Konsequenz dieser Vorteile liegt auf der Hand. Mittelfristig werden Gebraucht-maschinenhändler im EU-Raum Marktanteile verlieren, da es ihnen unmöglich sein wird, Atex-konforme Gebrauchtmaschinen zu einem konkurrenzfähigen Preis anzubieten. Dem kaufwilligen Kunden bleibt somit meist nur die Wahl zwischen einer Neumaschine oder einer generalüberholten Maschine, die vom OEM gemäß Atex modifiziert wurde. Dieser Trend wird sich vermutlich über Jahre fortsetzen, bis eine ausreichende Menge an Atex-konformen Gebrauchtmaschinen auf dem Markt verfügbar ist, was zu einem erneuten Ausgleich im Gebrauchtmaschinengeschäft führt. Es bleibt abzuwarten, wie viele, momentan etablierte Gebrauchtmaschinenhändler diese Durststrecke unbeschadet überstehen werden.
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