Bei dem nachfolgend vorgestellten Anlagenkonzept werden alle für die Rezeptur erforderlichen Rohstoffe vollautomatisch direkt in Big Bags eingewogen und anschließend dem Mischprozess zugeführt. Der Hersteller von Pharmazeutika und Nahrungsergänzungsmitteln ist so in der Lage, sehr schnell und flexibel auf Markttrends zu reagieren. Neben der Produktionssicherheit steht die Chargenrückverfolgung im Mittelpunkt. Dies ist durch eine permanente Produktionskontrolle sichergestellt.
Walter Sonntag
Auf der Bevorratungsebene des Anlagenkonzepts von AZO für die automatische Einwaage von Pharmazeutika und Nahrungsergänzungsmitteln in Big Bags stehen Dositainer und Big Bag-Entleerstationen sowie Fasshubsäulen für vorgewogene Komponenten. Durch Zuordnen der mittleren Komponente in Big Bag und Dosi- tainer und der Kleinkomponenten in Fässer, besteht ein Höchstmaß an Flexibilität.
Bei der Umwandlung von Fässern in Dositainer kommt die Hubsäulengeneration in Schubkettentechnik zum Einsatz. Die Hubsäulen zeichnen sich durch ihre exakte Positionierung und ihren hohen Sicherheitsstandard aus. Rohstoffe, die in Fässern angeliefert werden, werden zu den Hubsäulen gebracht, dort mit einer entsprechenden Aufnahmevorrichtung befestigt, auf die entsprechende Höhe über dem Dositainer überhoben und dann geschwenkt. Danach wird das Fass mit der Hubsäule abgesenkt und mittels aufblasbarer Dichtung staubdicht mit dem Dositainer verbunden. Beim Andocken des Fasses schaltet sich eine Sichelbesaugung zu. Ist dies erfolgt, öffnet sich die Klappe des Adapterkegels und das Fass entleert sich in den Dositainer. Dieser Vorgang wird so häufig wiederholt, bis der Dositainer komplett gefüllt ist. Anschließend wird er auf die Bevorratungsebene über dem Componenter gebracht, auf eine barcodeüberwachte Aufgabestationen aufgesetzt und pneumatisch verriegelt.
Dositainer und Ablaufrohr werden über eine Andockmanschette staubdicht verbunden. Eine Verbindung zwischen dem in der Aufgabestation integrierten Antrieb über ein Reibrad mit der Dosierschnecke ermöglicht es, den Dositainer bei einem Produktwechsel abzunehmen und gegen einen anderen auszutauschen. Es muss lediglich die Andockmanschette des Ablaufrohrs gereinigt werden.
Der zu befüllende Big Bag hängt in einer Aufnahmevorrichtung und ist mit einer speziellen Andockeinrichtung versehen. Der leere Big Bag fährt auf einer Bodenwaage zu den entsprechenden Dosierstellen und wird staubdicht angedockt. Entsprechend der Rezeptur wird die benötigte Menge grammgenau eindosiert und exakt gewogen. Dieser Vorgang wiederholt sich so häufig, bis alle an der Rezeptur beteiligten Rohstoffe im Big Bag enthalten sind. Nach dem Abdocken verhindert ein Rieselschutzschieber, dass Produkte nachrieseln können. Der exakt gefüllte Big Bag wird dann vollautomatisch über eine Rollenbahn ausgeschleust und steht zum Abholen für den eigentlichen Mischprozess zur Verfügung.
Beschickung des Mischers
Im Mischprozess werden Großmengen aus Außensilos und die in Big Bags eingewogen Komponenten zusammengeführt. Das Silo ist mit einem entsprechenden Filter, einer Vibrationsbodenaustragung mit Dosierschnecke und nachfolgender Wirbelstromsiebmaschine im Förderstrom ausgestattet. So ist sichergestellt, dass die angelieferten Großmengen, bevor sie in den Herstellungsprozess gelangen, kontrollgesiebt werden. Das Produkt wird der Wirbelstromsiebmaschine über den Produkteinlauf zugeführt und dann per Unterdruck in den Siebraum gesaugt. Dort wird Grobgut sicher und kontinuierlich ausgeschieden. Das Feingut gelangt dann zur Förderwaage über dem Mischer. Mittels Unterdruck werden die Großmengen von den Silos über den Wiege-/Siebprozess in die Förderwaage gesaugt, exakt gewogen und dann anschließend in den Mischprozess übergeben. Nachdem die gesamte Charge in der Förderwaage bereitsteht, wird diese in den nachfolgenden Mischprozess entleert.
Die Big Bags mit den exakt eingewogenen Komponenten werden über eine automatische Dreheinrichtung in eine Big Bag-Entleerstation gefahren und staubdicht angedockt. Nach dem Entleeren werden die Vormischungen einem Klumpenbrecher zugeführt, der sicherstellt, dass größere Verklumpungen verkleinert in den nachfolgenden Siebprozess kommen.
Um sicher zu gehen, dass nur einwandfreie Ware in den Mischprozess gelangt, werden auch hier Siebmaschinen im Förderstrom eingesetzt. Das Besondere an dieser Technik ist, dass die Vormischungen aus den Big Bags per Unterdruck in den Mischer gesaugt werden. Hierzu dient eine pneumatische Saugförderung mit zwischengeschaltetem Sekundärfilter, der verhindert, dass Pulver in das Gebläse gelangen kann. Ein eventueller Staubanfall wird über den Zyklon ebenfalls dem Mischprozess vollautomatisch zugeführt.
Nach einem intensiven Mischvorgang, bei dem die Großmengen mit den Vormischungen sehr homogen gemischt werden, wird nach dem Mischprozess die Charge wieder in einen Big Bag abgefüllt. Dieser Big Bag steht auf einer Kontrollwaage, so dass sicher gestellt ist, dass alle in den Mischer gelangten Rohstoffe auch sicher in den Big Bag entleert werden. Danach wird der Big Bag mit dem entsprechenden Aufnahmegestell zu dem weiteren Verarbeitungsprozess, dies ist meistens ein Tablettier- oder Abfüllprozess, gebracht und entleert.
Zentral gesteuert
Die Überwachung und Steuerung der gesamten Anlage erfolgt von einem zentralen Leitstand mit Prozessleit- und Visualisierungssystem aus. Zusätzliche intelligente Touchscreen-Terminals vor Ort dienen dazu, dass die Bediener Infos abrufen und prozessrelevante Eingaben machen können. Das Prozessleit- und Visualisierungssystem dokumentiert den gesamten Wertschöpfungsprozess und sorgt für maximale Transparenz. Mittels Barcodeidentifikation wird eine zuverlässige Produktverfolgung von der Rohstoffaufgabe bis zum fertigen Produkt sichergestellt. Durch die Ausstattung der Container mit Transpondersystemen weiß der Bediener zu jedem Zeitpunkt des Herstellungsprozesses genau, welcher Container sich wo befindet, welche Inhalte er enthält und wann der nächste Reinigungszyklus erfolgen muss. Dadurch ist ein Höchstmaß an Lot Tracking und Tracing sowie Produktionssicherheit gewährleistet.
Ein weiterer Sicherheitsfaktor ist der direkte Datenaustausch mit dem Host-System über eine Datenbankschnittstelle. Dadurch wird die zuverlässige Komponentenidentifizierung mit zeitnaher Prüfung und Zulassung zur Produktion gewährleistet. Zudem können die Randbedingungen fortlaufend abgerufen werden, z. B. Mindesthaltbarkeitsdatum, Artikelzuordnung und Chargenstatus. Die Überschaubarkeit von Material- und Datenflüssen sowie die permanente Verfügbarkeit aussagekräftiger Realtime-Werte ermöglichen rasche Entscheidungen und angemessenes Reagieren in kritischen Situationen.
Online-Info www.cav.de/0709432
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