Europaweit verfügt Bilfinger über ein Netzwerk für Rotating Equipment Services, das mehrere Kompetenzzentren umfasst und zukünftig noch weiter ausgebaut wird. Dieses stellt eine große Anzahl an Fachkräften wie Ingenieure und Techniker. Dabei tauschen die Bilfinger-Ländergesellschaften fortlaufend ihre Expertise und regionalen Besonderheiten aus. Der Kunde hat den Vorteil, am Ende mit Bilfinger einen Dienstleister zu beauftragen, der alle Leistungen unabhängig von Ländergrenzen und Maschinentyp aus einer Hand anbieten kann. Ziel ist es, sich neben den Original Equipment Manufacturers (OEMs) als komplementärer Dienstleister zu positionieren. Der Fokus liegt dabei auf der Chemie- und Petrochemieindustrie, der Öl- und Gasindustrie sowie der Energie- und Versorgungsindustrie. Bilfinger teilt das Rotating Equipment in zwei Gruppen ein, zu denen jeweils eigene Kompetenzzentren gebildet wurden: Zum Heavy Rotating Equipment gehören Turbomaschinen, Kolbenkompressoren sowie mehrstufige Hochdruckpumpen und Getriebe. Demgegenüber besteht das Small Rotating Equipment aus Standard-Pumpen und Antriebsmotoren. Die Dienstleistung erfolgt hierbei stets individuell.
Installation und Inbetriebnahme
Investitionsphase, Installation und Inbetriebnahme
Der Lebenszyklus einer Maschine setzt sich im Wesentlichen aus vier Stadien zusammen: der Investitionsphase, Installation und Inbetriebnahme, Betriebsphase sowie Stilllegung. Diese Zyklen bildet Bilfinger komplett mit seinen Rotating Equipment Services ab.
In der Investitionsphase werden Kunden
bei der Auswahl des richtigen Equipments beraten. Neben Machbarkeits- und Engineeringstudien sowie der Genehmigungsplanung, wird auf Wunsch auch das gesamte Asset Management bei Small Rotating Equipment übernommen. Hier bietet Bilfinger einen rund 20 000 Geräte umfassenden Mietpool an. Mit der Möglichkeit, Leihmaschinen wie Pumpen, Elektromotoren oder Frequenzumrichtern etc. zu mieten, wird eine hohe Anlagenverfügbarkeit mit einem Rundumservice inklusive Ersatz und Reparatur garantiert.
Bei Abschluss eines Value Performance Contracts erhält der Kunde beispielsweise für eine Pumpe eine Verfügbarkeitsgarantie zum Festpreis – mit vertraglich sinkenden Wartungskosten. Bilfinger liefert das gewünschte Rotating Equipment und sorgt durch begleitende Services dafür, dass es länger funktionsfähig bleibt.
Betriebsphase und Stilllegung
In der Betriebsphase steht die Wartung und die regelmäßige Instandsetzung der rotierenden Maschinen im Mittelpunkt. Durch die kontinuierliche Durchführung wird verhindert, dass es zu langen und unerwarteten Ausfallzeiten kommt, die eventuell enorme Produktionsverluste bedeuten. Umfangreiche Instandsetzungen werden lange im Voraus und in ständiger Kooperation geplant. Dadurch lassen sich längere Stillstandzeiten auf einem Minimum halten. Auch das Thema Industrie 4.0 spielt bei den Dienstleistungen rund um das Rotating Equipment eine wichtige Rolle. Prescriptive Maintenance (vorausschauende Wartung) ist hierbei das Stichwort. Beispielsweise ist über Schwingungssensoren die Zustandsüberwachung von rotierenden Maschinen möglich, bei dem die Wartungsmitarbeiter alarmiert werden, falls bestimmte Parameter den Sollbereich verlassen. Infolgedessen kann dieser rechtzeitig eingreifen und einen drohenden Schaden abwenden.
Bilfinger Industrial Services Norway bietet seinen Kunden die Auswertung von Schwingungssignalen bei Kompressoren und Turbinen an. Mit ihnen lassen sich auffällige Laufgeräusche bewerten, einer Ursache zuordnen und gegebenenfalls eine entsprechende Maßnahme rechtzeitig einleiten. In Deutschland vertreibt Bilfinger einen eigens entwickelten Schwingungssensor für Pumpen und bietet seinen Kunden ebenfalls Zustandsüberwachung und Auswertungen an.
Die Optimierung und Modifikation des Rotating Equipments ist ein weiterer Bereich, in dem Bilfinger aktiv ist. Dieser umfasst vor allem Energieeinsparpotenziale. So sind zum Beispiel 80 % der Lebenszykluskosten von vielen Pumpen Energiekosten. Davon lassen sich bis zu 60 % durch Anpassung an den optimalen Betriebspunkt der Pumpe einsparen. Fachleute aus dem Netzwerk analysieren die Anlagen und nutzen ihre Erfahrung, um Verbesserungspläne auszuarbeiten und anschließend umzusetzen.
Yara Porsgrunn in Norwegen
Geplanter Stillstand bei Yara Porsgrunn in Norwegen
Je nach Kundenbedürfnis wird der Service von einer spezifischen Personengruppe aus dem Bilfinger-Netzwerk durchgeführt. Norwegen hat dabei eine besondere Position, da dort das Kompetenzzentrum für das Heavy Rotating Equipment mit dem größten Erfahrungsschatz im Bereich Onshore- und Offshore-Services verortet ist. Ein Anwendungsbeispiel ist Yara Porsgrunn
in Norwegen. Der Düngemittelhersteller betreibt vier Anlagen zur Herstellung von Salpetersäure, als Vorprodukt in der Düngemittelherstellung. Zusammen gehören sie zu den größten Salpetersäureanlagen der Welt mit einer Produktionskapazität von 1,8 Mio. t/Jahr. Die Aufgaben während des geplanten Stillstands bestanden darin, einen Kompressorstrang zu überholen und zugleich eine chemische Reinigung und Ölspülung des Schmierstoff-/Hydrauliksystems durchzuführen. Der Kompressorstrang besteht aus einer Dampfturbine, einem Zentrifugalkompressor, einem Getriebe, einem Axialkompressor und einem Expander, die alle an eine Welle gekoppelt sind.
Die größte Herausforderung dabei war, alle Tätigkeiten gleichzeitig durchzuführen, um den Stillstand so kurz wie möglich zu halten. Die Arbeiten wurden in Zusammenarbeit mit Yara Porsgrunn, unterstützt durch den OEM MAN Energy Solutions und rund 30 Maschinentechnikern sowie vier Instrumentierungstechnikern von Bilfinger, durchgeführt. Eine lokale Bilfinger-Werkstatt stellte mehrere Ersatzteile her und konnte Reparaturen vor Ort durchführen. Dies war ein erheblicher Vorteil, da die Lieferzeiten des OEM zu lang waren. Dank der Bilfinger-Experten konnte ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden. Die geplante Ausfallzeit von drei Wochen wurde trotz unvorhergesehen auftretender Verschleißteile nur gering überschritten.
Steigende Nachfrage erwartet
Rotating Equipment Services in der Zukunft
Der umfassende Service von Bilfinger bietet alle notwendigen Services aus einer Hand, die je nach Bedarf individuell realisierbar sind. Das Unternehmen verfügt hierbei über ein herstellerübergreifendes Wissen. Zudem ist eine unabhängige Beratung gewährleistet. Rund 150 Heavy-Rotating-Fachkräfte zählt das Netzwerk aktuell. Damit ist Bilfinger für die kommenden Marktentwicklungen gut aufgestellt. Denn zukünftig werden Kooperationsmodelle immer mehr an Bedeutung gewinnen: Globale Kunden suchen Dienstleister, die Services mit gleichbleibend hoher Qualität global anbieten und zentral steuern. Es ist absehbar, dass die Nachfrage nach den Rotating Equipment Services in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen wird, insbesondere um den Fachkräftemangel mit dem erforderlichen Know-how im Bereich Rotating Equipment zu kompensieren.
Bilfinger SE, Mannheim
Autor: Øystein Haldorsen
Department Manager,
Rotating Machinery,
Bilfinger Industrial Services Norway