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Standortsicherung in der chemischen Industrie

Klimawandel, Lieferkettenprobleme und Pandemie zwingen zum Umdenken
Standortsicherung in der chemischen Industrie

Die chemisch-pharmazeutische Industrie kann maßgeblich zur Lösung von Zukunftsfragen in anderen großen und wichtigen Wirtschaftszweigen beitragen. Dabei ist sie selbst großen strukturellen Veränderungen unterworfen. Wie können die Unternehmen ihre Standorte fit für die Zukunft machen? Im Folgenden sind fünf Kernpunkte für die Standortsicherung zusammengestellt.

Der Bereich Chemie ist für Deutschland der drittgrößte Industriezweig mit weiter großem Wachstumspotenzial. Europaweit ist die Bundesrepublik die größte Chemienation und im weltweiten Vergleich rangiert die hiesige Chemie- und Pharmaindustrie auf dem vierten Platz. Gerade in Zeiten größter Lieferkettenprobleme ist sie ein sehr wichtiger Impulsgeber für Innovationen in zahlreichen Branchen, beispielsweise der Elektromobilität, Wasserstofftechnik, künstlichen Verbrennungsstoffen und Düngemittel.

Durch die Pandemie und einem größeren Bewusstsein von Umweltthemen in der Bevölkerung wurde der chemisch-pharmazeutischen Industrie generell eine wachsende Bedeutung zugeschrieben. Eine Studie im Auftrag der Initiative „Chemie im Dialog“, die Ende 2021 durchgeführt wurde, zeigt, dass 80 % der Befragten die Chemie- und Pharmaindustrie als eine der Branchen ansehen, die zur Lösung von Zukunftsfragen in anderen großen und wichtigen Wirtschaftszweigen maßgeblich beitragen. Zugleich steht sie selbst vor fundamentalen, strukturellen Veränderungen.

1. Innovationen managen

Neue innovative Produkte müssen weiterhin mit sehr hoher Qualität entsprechend den regulatorischen Standards für den Markt entwickelt werden – doch das allein reicht heute nicht mehr. Zusätzlich zur Produktentwicklung bedarf es neuer Geschäftsmodelle, die das erfolgreiche Produktportfolio komplementieren. Hier ist Offenheit gefragt, selbst dann, wenn möglicherweise ein Produktspektrum kannibalisiert wird. Doch diese Zweidimensionalität ist immer noch unzureichend, wenn die existierenden Prozesse nicht den Möglichkeiten der operativen Effizienz angepasst werden. Es braucht Experten, die zusätzlich mit externen Spezialwissen in jeder Fraktion gemeinschaftlich im Team diese Entwicklung dynamisch vorantreiben.

Auch die Digitalisierung ist in diesem Zusammenhang ein Kernthema. Weitere Integrationen erfolgen etwa für SAP, KI-Anwendungen sowie als Innovationen in Produkte und Geschäftsmodelle. Im Pharma- und Chemieumfeld können dadurch Wirkstoffe gezielter entwickelt werden und durch Simulationsmodelle schneller eine Produktreife erlangen.

2. Produktionen zurückholen

Die Globalisierung, also auch die Verlagerung von Produktionskapazitäten nach Asien, führt zu einer stärkeren Abhängigkeit in der Lieferkettensystematik. Darunter leiden derzeit fast alle Industrien. Zusätzlich haben sich die Frachtkosten teilweise versechsfacht, sodass die enormen Transportaufwände nur teilweise an die Endkunden weitergegeben werden können. Diese dramatische Abhängigkeit führt zu drastischen Einbrüchen in der Lieferfähigkeit. So werden zukünftig Basisprodukte wieder näher an den Abnehmermärkten gefertigt, um hier eine flexiblere Supply Chain zu gewährleisten.

3. Nachhaltigkeit vorantreiben

ESG steht für die Bereiche Umwelt (Environment), gesellschaftliche Aspekte (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Anhand der unterschiedlichen Kriterien aus diesen drei Bereichen kann die Nachhaltigkeit eines Unternehmens bewertet werden. Die ESG-Kriterien müssen in der Unternehmensführung fest etabliert werden, um zukünftig noch eine Rolle im Markt zu spielen.

Zur nachhaltigen Produktion kann eine Umstellung der Energieerzeugung weg von fossilen Brennstoffen hin zu CO2-neutralen notwendig sein. Diese neuen, meist teureren Energieformen und die Investitionen darin erhöhen zunächst die Kosten in der Produktion. Hier sind ganzheitlich umsetzbare Lösungen gefragt, die langfristig nicht nur die ökologische Nachhaltigkeit gewährleisten, sondern gleichermaßen wirtschaftlich sind.

Momentan erfährt die Beschaffung von Öl und Gas durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine eine weitere Dimension der Preissteigerung, die sich auf die Produktionskosten auswirkt. Mithilfe einer smarten Kreislaufwirtschaft, also einer intensiveren Nutzung von Abfallprodukten im Produktionsprozess, können sich Unternehmen aus dieser Preisspirale befreien. Wertvolle Rohstoffe aus den Produktionsabfällen für die betriebliche Leistungserstellung zurückgewinnen ist eine Schwerpunktaufgabe, um weiterhin lieferfähig und kostenoptimiert die Nachfrage zu bedienen. Diese Maßnahmen dürfen jedoch nicht zu einem größeren Energieaufwand führen und damit schlussendlich zu höheren, kontraproduktiven Recyclingkosten.

4. Intelligenter Rohstoffeinkauf

Kostengünstig und lieferfähig die notwendigen Materialien am Weltmarkt zu beschaffen, erfordert noch größere Einkaufsintelligenz und eine Vernetzung zu Herstellern sowie Lieferanten. Dafür benötigt es zusätzlich eine größere Transparenz der zukünftigen Nachfrage der eigenen Produkte, der Bezugsquellen im Einkauf und der logistischen KPIs, die ganzheitlich wie ein Uhrwerk ineinandergreifen. Durch die Embargobeschlüsse der meisten Länder gegen Russland ist dies gerade jetzt eine Herkulesaufgabe.

5. Fachkräftemangel überwinden

Durch die demografische Entwicklung in der Altersstruktur werden Fachkräfte mit langjähriger Erfahrung zunehmend seltener. Neben den neuen Berufsbildern speziell in den MINT-Fächern werden diese weiterhin gerade in der Zusammenarbeit mit KI/Robotics-Experten eine wesentliche Rolle spielen. Denn neue Technologien ersetzen sequenziell Legacy-Technologien. Deshalb brauchen Industrien selektiv sowohl Lösungen aus dem Erfahrungsschatz heterogener Wissensträger als auch eine digitale sowie persönliche Zusammenarbeit.

Atreus GmbH, München


Autor: Harald Smolak

Partner, Direktor, Leiter der Solution Group Healthcare – Life Sciences – Chemicals,

Atreus

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