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Auf dem Weg zur digitalen Anlage

Smarte App erleichtert Wartung und Service
Auf dem Weg zur digitalen Anlage

Wie bringt man Industrie 4.0 ins Feld? Zeppelin Systems hat im vergangenen Jahr mit der Smart Components App einen wichtigen Schritt nach vorne gesetzt. Jetzt wird diese auf Praxistauglichkeit getestet.

Überall wird derzeit über Digitalisierung, Internet-of-things und Industrie 4.0 geredet. Den Weg in die Praxis haben in der Prozessindustrie bisher wenige Konzepte geschafft. Das größte Hindernis dabei ist, dass bei solchen Konzepten der praktische Nutzen nicht klar erkennbar ist. Umso größer war das Interesse seitens der Anwender, als die Smart Components App von Zeppelin Systems im vergangenen Jahr dem Markt vorgestellt wurde. Mit dieser App finden mechanische Komponenten den Weg ins Industrie-4.0-Zeitalter. Um eine mechanische Komponente digitalisieren zu können, müssen die dazu gehörigen Informationen erst einmal vorhanden sein. Dies ist derzeit die größte Herausforderung. Im Augenblick können zum Beispiel die wenigsten Anwender auf Anhieb sagen, wann eine Weiche oder Schleuse installiert wurde, geschweige denn weitere Informationen liefern. Das altgediente Typenschild ist häufig nicht mehr bzw. nur schlecht lesbar. Es liefert nur wenige Details, schon gar nicht über Leistungsdaten oder frühere Instandhaltungen. Die Zeppelin-Ingenieure haben mit der App im ersten Schritt ein intelligentes Typenschild entwickelt, das die richtigen Informationen in der nötigen Detailtiefe zur Verfügung stellt. Damit werden Wartungsmonteure und Servicetechniker aktiv unterstützt, indem Komponenten über die App automatisch identifiziert und spezifische Informationen auf mobilen Endgeräten bereitgestellt werden. Die Smart Components App liefert genaue Informationen zu Spezifikationen, Ersatzteillisten, Anweisungen zur Inbetriebnahme, Bedienung, Wartung oder Serviceintervallen. Die Anwendung ist denkbar einfach: Sobald die App auf Smartphone, Tablet oder Laptop geöffnet wird, werden alle Zeppelin-Komponenten in der Umgebung angezeigt. Im Anschluss wird der Anwender intuitiv durch das Menü geführt. Entscheidender Unterschied zum Typenschild – die Informationen können nicht nur ausgelesen, sondern auch ergänzt oder geändert werden. Bei der Entwicklung hat man sehr großen Wert darauf gelegt, dass jeder Anwender – unabhängig von seiner IT-Erfahrung – diese App innerhalb von 30 s bedienen kann. Auf besonderes Interesse stieß hierbei der Service-Chat, worüber in Echtzeit mit einem Experten kommuniziert werden kann. Hierüber ist es z. B. möglich, Bilder oder Videos zu übertragen, sodass Experten von Zeppelin weltweit zielführend helfen können.

Drei Service-Levels

Zeppelin Systems bietet dafür drei Benutzerprofile an. Die einfachste Stufe – Profil 1 Basic – ist frei verfügbar und lässt sich gegen Registrierung im App-Store kostenlos herunterladen. Damit kann der Anwender auf Zeichnungen und Dokumentation zugreifen und einen Kontakt zum Service aufbauen. So lassen sich Fotos, Geräusche oder Videos hinterlegen und an den Service schicken. Dabei ist sichergestellt, dass diese Anfrage bei den richtigen Fachkräften ankommt. Das Profil kann im Übrigen auch bei älteren Komponenten genutzt werden: Einfach das Typenschild fotografieren und eine Anfrage über die App richten – das Service-Team kümmert sich selbstverständlich auch um halb-analoge Anfragen. Im nächsten Schritt, beim Profil 2 Professional, steht gegen eine jährliche Gebühr ein Service-Echtzeit-Chat rund um die Uhr (24/7) zur Verfügung und zwar für drei Regionen Asien/Europa/USA, weltweit auch über Zeitverschiebungen hinweg. In diesem Service-Level erhält der Anwender eine noch größere Detailtiefe an Informationen, z. B. PIDs von der Komponente, aber auch dezidierte Wartungspläne, die genau aufzählen, welche Ersatzteile für den kleinen Service von Komponente XY benötigt werden.

Beim Profil 3 – Professional Plus – erhält das Instandhaltungsteam des Anwenderunternehmens einen umfassenden Zugang zu den technischen Unterlagen. So stehen hier u. a. Video-Anleitungen zur Verfügung, mit denen Techniker Schritt für Schritt durch eine komplexe Instandsetzung geführt werden.

Gezielter Serviceeinsatz

Abgesehen von den technischen Details einer solchen Software, können in der Praxis häufig ganz profane Aspekte die Anwendung behindern. Daher startet gleichzeitig ein groß angelegter Feldversuch in einer neu geplanten Anlage eines großen skandinavischen Backwarenherstellers. Zeppelin Systems plant und errichtet derzeit die gesamte Rohstofflogistik für zwei Hochleistungslinien. Dabei werden über die App 50 Komponenten, vom Silo über Schleusen bis hin zu Siebmaschinen, angeschlossen.

Getestet wird insbesondere die Funktionalität der App, etwa inwiefern metallische Aufbauten die Funkverbindungen stören können oder ob sich Videos störungsfrei und in der nötigen Qualität so übertragen lassen, dass der Servicetechniker diese auswerten kann. Ein guter Servicetechniker erkennt normalerweise an den Vibrationsgeräuschen, ob und meist auch was nicht in Ordnung ist. Es stellt sich nun die Frage, ob man diesen Klang tatsächlich 1:1 übertragen kann. Ein typischer Einsatzfall findet sich etwa in Schleusen und Weichen, bei denen es sich um Rotationsbauteile handelt. Anhand der Laufgeräusche kann nicht nur eine Wartung empfohlen werden, sondern der Anwender kann sich mithilfe der App detaillierte Informationen und Explosionszeichnungen anzeigen lassen. Darin steht beispielsweise, mit welchem Drehmoment die Schrauben angezogen werden müssen oder wie das Lager nach einer Beschädigung inspiziert werden muss. In vielen Ländern betreuen nicht-voll-ausgebildete Techniker die Anlagen. Bisher war es so, dass Zeppelin Systems dorthin einen Servicetechniker schicken musste. Nun lässt sich dieser Einsatz sparen oder es können zumindest frühzeitig Ersatzteile versandt werden, sodass Servicetechniker und Ersatzteile zur gleichen Zeit eintreffen. Diese Vorgehensweise ist selbstverständlich auch für andere prozesskritische Komponenten denkbar.

Ein weiterer Vorteil ist, dass das Sendemodul der Komponenten mit einer Batterie ausgestattet ist. Bisher hat der Anwender 50 Komponenten mit einer Packliste geliefert bekommen. Selbstverständlich waren diese alle ordnungsgemäß beschriftet. In der Praxis zeigte sich allerdings, dass insbesondere bei Neuanlagen die Suche nach einer bestimmten Komponente sehr mühsam war. Nun kann der Techniker dank des Sendemoduls einfach mit der App durch das Lager laufen und wird zu dem gewünschten Modul geführt – quasi ein Navigationssystem fürs Lager.

App eröffnet neue Geschäftsmodelle

Auch wenn man erst am Anfang der Entwicklung steht, ist die Resonanz bereits groß. Es tauchen sogar Anfragen auf, ob diese App für externe Komponenten einsetzbar ist. Damit würde Zeppelin Systems das komplette Service-Management für eine Anlage entwickeln und übernehmen.

Im Feldversuch werden derzeit zwar nur Zeppelin-Komponenten über die App angesprochen, aber auch hier wird ein neues Modell der Dokumentation erprobt. In dem Praxistest ist geplant, dass die gesamte Dokumentation der einzelnen Komponenten (also z. B. Daten des Engineerings, Ersatzteildaten, Zulassungen) über die App abgewickelt wird. Zeppelin Systems baut dafür eine eigene Datenbank auf und pflegt die Änderungen der Anlage über den gesamten Lebenszyklus.

Mit der App lassen sich also nicht nur digitale Checklisten und Wartungsprotokolle erstellen und Wartungstermine planen, sondern sie ermöglicht auch die transparente, papierlose Dokumentation über den gesamten Lebenszyklus der Komponenten. Das erspart dem Kunden, die bisher erforderliche Software zu pflegen.

Digitalisierungsstrategie

Die App ist nicht nur für neue Produkte einsetzbar. Ab dem dritten Quartal 2017 sollen alle Zeppelin-Schleusen und -Weichen standardmäßig mit diesem Feature ausgerüstet werden. Es lassen sich auch ältere Komponenten, etwa Zellenradschleusen in schwierigen Umgebungen, damit problemlos nachrüsten.

Doch die App ist lediglich der Anfang einer breiten Digitalisierungsstrategie des Friedrichshafener Unternehmens. Schon bald folgt der Smart Controller, mit dem die Automatisierung von Komponenten noch einfacher möglich wird. In Zukunft werden viele Komponenten und Module eine dezentrale Intelligenz besitzen, die in eine verfahrenstechnische Anlage integriert werden. Zeppelin Systems will den Prozess der Digitalisierung nicht nur begleiten, sondern aktiv vorantreiben – immer unter der Prämisse, dass dies in der Praxis einfach umzusetzen ist und die Kunden einen wirklichen Mehrwert davon haben.

www.prozesstechnik-online.de

Suchwort: cav0617zeppelinsystems


Autor Dietmar Dieing

Vertriebsleiter Komponenten,

Zeppelin Systems

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