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Chemie- und Pharmastandort: Treiber oder Getriebener?

Transformationsprozess am Standort Deutschland
Chemie- und Pharmastandort: Treiber oder Getriebener?

Chemie- und Pharmastandort: Treiber oder Getriebener?
Bei der Diskussionsrunde stellten sich Dr. Martin Vollmer, Chief Technology Officer von Clariant, Dr. Klaus Alberti, Leiter Unternehmensentwicklung und Kommunikation von Infraserv Höchst, Dieter Kramer, Managing Director von Sandoz im Industriepark Höchst, Dr. Gerd Wingefeld, Technologievorstand der SGL Group, und Dr. Frank Zurmühlen, Standortleiter Produktion und Technik von Bayer CropScience (von links), den Fragen der Teilnehmer.
Die Veranstaltung „perspectives 2014“ von Infraserv Höchst bot am Mittwoch, 16. Juli, Experten der Chemie- und Pharmabranche eine hervorragende Plattform, sich zum Thema „Zielgerichtete Transformationsprozesse“ für Chemie und Pharma auszutauschen. Rund 150 Unternehmensvertreter nutzten die Einladung und profitierten von den Vorträgen renommierter Experten.

Wie Clariant an der eigenen Innovationskultur arbeitet, konnten die „perspectives“-Teilnehmer nicht nur bei dem Impulsvortrag von Chief Technology Officer Dr. Martin Vollmer hören, sondern bei einer Rundfahrt durch den Industriepark Höchst auch vor Ort sehen. Das im vergangenen Jahr in Betrieb genommene Clariant Innovation Center (CIC) ist die architektonische Umsetzung der Unternehmensstrategie, bei der Forschung und Entwicklung sowie die Förderung der Innovationskultur zentrale Bestandteile sind. Das hochmoderne Gebäude, in dem 500 Wissenschaftler an den Spezialchemie-Produkten der Zukunft arbeiten, bietet im wahrsten Sinne Freiräume und fördert Kreativität und Kommunikation. „Um wirklich erfolgreich zu sein, muss die Innovationskultur im Unternehmen gelebt werden“, so Dr. Vollmer. Dazu gehört für Clariant auch, neue Kooperationsformen mit Kunden und externen Partnern zu entwickeln und die globalen Kompetenzen des Unternehmen optimal zu vernetzen. Warum hat sich Clariant für den Industriepark Höchst als Standort für das CIC entschieden? „Wir hatten auch bislang schon viele Ressourcen bei Forschung und Entwicklung in Höchst“, beantwortete Dr. Vollmer die Frage eines Teilnehmers. „Außerdem verfügen wir am Standort über flexible Pilotanlagen, es gibt eine gute Vernetzung zu wissenschaftlichen Einrichtungen der Region und natürlich ist die Lage und die Nähe zum Flughafen ein Vorteil bei internationalen Kooperationen.“ Clariant erwartet deutliche Innovationsimpulse für das weitere Wachstum.

Energiepreise verhindern Investitionen in Deutschland
Weitere Beispiele für Transformationsprozesse in der Unternehmens-Praxis: Dr. Gerd Wingefeld, Technologievorstand der SGL Group, berichtete über die Zukunftsmärkte des Weltmarktführers für Carbonprodukte. Die Herausforderung besteht darin, frühzeitig die sich abzeichnenden Marktchancen in technologisch anspruchsvollen Segmenten zu erkennen und mit den traditionellen Aktivitäten die Eigenfinanzierung für die zum Teil aufwendige Entwicklung neuer Produkte sicherzustellen. SGL hat zuletzt in eine große Produktionsanlage für Carbonfaserprodukte in den USA investiert. „Die Treiber für Transformationsprozesse sind globale Trends und Innovationen, Kunden und Marktentwicklungen, aber auch wirtschaftliche Zwänge und politische Rahmenbedingungen“, so Dr. Wingefeld.
Innovativ gegen den Hunger in der Welt
„Die fundamentale Herausforderung, durch eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität die Ernährung der stetig wachsenden Weltbevölkerung sicherzustellen, treibt unser Wachstum“, sagte Dr. Frank Zurmühlen, Standortleiter Produktion und Technik bei Bayer CropScience. „Hierfür entwickeln wir neue, innovative Produkte. Aber wir sehen es auch als Aufgabe an, entlang der kompletten food value chain beispielsweise mit Produzenten und Händlern die Prozesse zu optimieren und Ernteverluste zu vermeiden, die in Schwellenländern durch die Lagerung oder unzureichende Kühlketten entstehen.“ Das Unternehmen investiert derzeit in zusätzliche Produktionskapazitäten im Industriepark Höchst. Hier wiegen die Vorteile, die durch die Vernetzung bestehender Produktions- und Entwicklungskapazitäten in Höchst bestehen, die gegenüber dem Ausland höheren Energiepreise auf.
Focus und Speed
Für das Pharma-Unternehmen Sandoz besteht die Transformations-Herausforderung im Wesentlichen durch die Marktanforderungen, die gerade im Gesundheitswesen durch regulatorische Rahmenbedingungen bestimmt werden, aber auch mit der Globalisierung der Märkte zusammenhängen. „Focus und Speed sind die wichtigsten Bestandteile unserer Strategie“, so Dieter Kramer, Managing Director von Sandoz im Industriepark Höchst. Hier hat der Generika-Produzent seine Aktivitäten auf bestimmte Kernprodukte konzentriert und arbeitet gleichzeitig mit Erfolg kontinuierlich daran, Durchlaufzeiten zu reduzieren und Prozesse zu optimieren. Gleichzeitig wird durch Qualifizierungsmaßnahmen und Schulungen der Mitarbeiter sichergestellt, dass im Produktionsprozess stets höchste Qualitätsstandards gewährleistet werden.
Chemie bleibt eine Schlüsselindustrie in Deutschland
Vor den Praxisbeispielen der Unternehmen hatte Johann-Peter Nickel, Geschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie, den Wandel der Chemie- und Pharmabranche in Deutschland auf der Grundlage einer breit angelegten Studie beleuchtet. Seine Kernthese: Die Chemie in Deutschland hat Zukunft und wird in Relation zu anderen Branchen noch bedeutsamer werden, weil gerade der Bereich der Spezialchemie für Zukunftstechnologien sehr wichtig ist. Doch die Entwicklung des energieintensiven Teils der Branche wird maßgeblich durch die Energiewende beeinträchtigt. „Eine gesetzlich verordnete Deckelung beim Verbrauch von Rohstoffen und Energie würde Wachstum verhindern und eine De-Industrialisierung zur Folge haben“, so Nickel, aus dessen Sicht den Kostennachteilen des Standortes Deutschland durch innovative Verbundstrukturen in den Anwendermärkten begegnet werden kann.
Digitalisierung und Demokratisierung der Arbeitswelt
Zuvor hatte Thomas Sattelberger von der Initiative „Neue Qualität der Arbeit“ bei seinem Vortrag zum Thema „Soziale Innovation treiben – Transformation als persönliche Führungsherausforderung“ einen spannenden Blick auf die Arbeitswelt der Zukunft ermöglicht. Seine These: Mit der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt und der Individualisierung der Gesellschaft entsteht ein höheres Maß an Souveränität bei den Mitarbeitern. „Insbesondere die hochqualifizierten Fachkräfte können sich künftig freier entscheiden, wann und wo sie was und für wen arbeiten“, so Sattelberger. Er rechnet daher auch mit einer Demokratisierung der Arbeitswelt – Unternehmen müssten schon bald sehr viel stärker auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen und sich von starren Strukturen verabschieden. Um die eigene Innovationskraft zu stärken, sei bei der Personalpolitik auf Diversität zu achten. „Innovationen entstehen nicht nur durch neue Technologie, sondern zunehmend auch durch die Art, wie wir die Arbeit und vor allem die Zusammenarbeit organisieren“, sagte Sattelberger.
So lieferten die Impulsvorträge und die abschließende Podiumsdiskussion viele Ansätze für spannende Gespräche der Unternehmensvertreter. Mit der „perspectives“-Reihe, bestehend aus dem Event im Sommer, dem im Herbst erscheinenden Magazin sowie der Online-Präsenz auf www.infraserv.com/perspectives, schafft Infraserv Höchst eine zentrale Plattform für den Chemie- und Pharmastandort Deutschland. Der nächste Termin steht bereits fest: Die „perspectives 2015“ wird am 17. Juni 2015 in Frankfurt stattfinden.
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