Pharmazeutische Plagiate und parallele Distributionskanäle stellen Hersteller und Distributoren vor eine ernste Herausforderung. Denn sie bedrohen sowohl die Patientensicherheit als auch den eigenen wirtschaftlichen Erfolg. Abhilfe versprechen Track & Trace-Softwarelösungen, die Supply Chains durch nahtlosen Datenaustausch sowohl sichern als auch ankurbeln sollen – und das Ganze in Echtzeit.
Axel Schmidt
Track & Trace hört sich ein bisschen nach Detektivspielen an. Und im Grunde ist das gar nicht so falsch. Allein die Motivation entspringt ganz anderen Beweggründen. Mit Track & Trace-Lösungen können Hersteller zum Beispiel parallele Vertriebskanäle von pharmazeutischen Erzeugnissen identifizieren oder Produktpiraterie aufdecken. Beispielsweise dann, wenn Medikamente an einem Ort auftauchen, wo sie nicht hingehören. Letzten Endes gelingt das durch reibungslosen Datenaustausch unter den angeschlossenen Partnern einer Wertschöpfungskette. Dazu müssen sie über eine Schnittstelle an ein gemeinsames System angebunden sein, um dann mithilfe ihrer IT-Anwendungen kommunizieren zu können. Dabei sorgen Verschlüsselungsverfahren dafür, dass die Daten sicher von einem Ort zum anderen gelangen. Mithilfe von Mapping-Prozeduren kann man zudem die Daten aus dem System des einen Partners so anreichern oder konvertieren, dass sie sich reibungslos in das System des nächsten einlesen lassen.
Hinzukommt, dass sich durch diese Formen der Zusammenarbeit (Collaboration) Effektivitätsgewinne erzielen lassen. Denn Track & Trace-Lösungen unterstützen die Verifikation von Produkten an jedem Ort der Supply Chain. Somit kann man Fälschungen und Plagiaten wirksam vorbeugen und das Ressourcen-Management gezielt optimieren. Etwa um bessere Lagerauslastung oder Lieferprozesse zu erreichen. Dies gelingt umso besser, wenn die Software es den Verantwortlichen erlaubt, ihre komplette Supply Chain rund um den Globus zu visualisieren, und beim Eintritt von unvorhergesehenen Ereignissen wie etwa einem Lieferausfall entsprechende Warnmeldungen erzeugt.
Eindeutig identifizierbar
In den Vereinigten Staaten sind solche Systeme durchaus verbreitet. Und geht es nach der EFPIA, dem Europäischen Verband der Pharmazeutischen Industrie, soll Europa nun nachziehen. AstraZeneca setzt seit 2006 auf eine Axway-Lösung, um damit eine integrierte Überwachung der 25 Verpackungslinien über 12 verschiedene Standorte hinweg zu gewährleisten. Wenn die Medikamente ihre Seriennummer erhalten, vergibt die Axway-Lösungen dabei eine eindeutig identifizierbare Nummer für jede Fertigungsreihe. Beim Verpacken erhält jede verpackte Einheit, jede Umverpackung, jeder Container und jede Transportpalette ein Etikett mit dieser Nummer. Eine sogenannte Unit Carton Number (UCN), die aus einem Strichcode oder einer RFID-Transponder besteht, gibt dann Aufschluss über den Ursprung des Produktes und wird als erstes Ereignis in der Track & Trace-Datenbank festgehalten.
Alle weiteren Vorgänge in der Supply Chain, die im Zusammenhang mit der UCN stehen wie etwa das Abpacken zur Auslieferung sowie der Transport in ein Lager oder in eine Apotheke, werden anschließend genauso lückenlos erfasst. Diese Informationen werden an jedem Glied der Kette (Spediteure, Logistik-Unternehmen oder Distributoren) aufgenommen und über die gemeinsame Kommunikationsschnittstelle an alle Akteure der Supply Chain weitergegeben. Eine UCN hat somit einen eigenen Lebenszyklus, der eine automatisierte Form der Produktauthentifizierung ermöglicht. Dabei lässt sich jedes Ereignis nachvollziehen, das auf die Kette einwirkt.
Am Ende der Supply Chain können Apotheken die Echtheit von Medikamenten anhand der Seriennummern sicher über das Internet überprüfen, wobei auch diese Rückfragen als Ereignis im Lebenszyklus des Medikaments festgehalten werden. Denn sollte ein anderer Apotheker versuchen, eine bereits erfolgreich verifizierte Seriennummer zu überprüfen, löst auch das eine Warnmeldung aus, die auf das Risiko von Produktpiraterie hinweist. Der Hersteller kann damit erkennen, an welcher Stelle das Problem aufgetreten ist und geeignete Gegenmaßnahmen einleiten, die insgesamt billiger sind als etwaige Prozesskosten in Verbindung mit Imageschäden.
Online-Info www.cav.de/0609468
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