Bayer will auch in Zukunft an einer starken Forschung und Entwicklung festhalten. Das Unternehmen ist über alle Teilkonzerne hinweg auf die gesellschaftlichen Trends vorbereitet – besonders auf eine wachsende Weltbevölkerung und die Verknappung von Ressourcen. Auch der Klimaschutz bleibt in Zukunft ganz oben auf der Agenda.
Der Bayer-Konzern will seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten weiter ausbauen. „Jetzt gilt es, die Weichen richtig zu stellen. Nur durch Innovationen kann jenes Wachstum generiert werden, das unerlässlich ist, um den nachhaltigen Erfolg unseres Unternehmens zu sichern“, sagte Werner Wenning, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG, im Rahmen des internationalen Presseforums „Bayer-Innovationsperspektive 2008“ vor 130 Journalisten in Leverkusen. Im Jahr 2008 lag das Forschungs- und Entwicklungsbudget bei rund 2,8 Milliarden Euro. „Das ist das größte Budget in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland und entspricht rund 5 % der Ausgaben für Forschung und Entwicklung der gesamten deutschen Wirtschaft“.
Die Arzneimittel-Entwicklungspipeline ist mit derzeit 50 Projekten in den klinischen Erprobungsphasen I bis III gut gefüllt. Darüber hinaus plant das Unternehmen im Zeitraum von 2008 bis 2012 zehn neue Pflanzenschutzwirkstoffe mit einem Spitzenumsatzpotenzial von insgesamt mehr als einer Milliarde Euro auf den Markt zu bringen.
Ressourcen schonen
Klimaschutz bleibt auch in Zukunft ganz oben auf der Agenda. „Gefragt sind Herstellungsprozesse, Produkte und Konzepte, die helfen, unser Leben nachhaltiger und sicherer zu machen sowie die Lebensqualität zu steigern“, erklärte Dr. Wolfgang Plischke, Mitglied des Vorstands der Bayer AG. Bei einem klimarelevanten Konzept geht es um Industriebauten: Aus dem UN-Klimabericht wissen wir, dass durch Heizung, Kühlung und Energieversorgung von Gebäuden jährlich rund 8600 Mio. t Kohlendioxid anfallen. Ein Drittel entfällt dabei auf Geschäftsgebäude. Bayer hat mit Partnern ein Konzept für solche Bauten mit null Emissionen entwickelt, EcoCommerc-ial Building genannt. Ein eigenes Verwaltungsgebäude nach diesem Konzept wird derzeit in Indien gebaut. „Wir erwarten, dass sich in höchstens zehn Jahren die Zusatzinvestitionen für die Klimaschutzmaßnahmen bei unserem Gebäude in Indien amortisiert haben werden“, so Plischke. Das Besondere an dem Gebäudekonzept ist, dass es auf der Kombination von verschiedenen technischen Lösungen beruht: Bayer-Materialien wie thermoplastisches Polyurethan für die Solarzellen, ein Makrolon-Dach und energieeffiziente Dämmmaterialien aus Polyurethan spielen dabei eine große Rolle.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der kontinuierlichen Optimierung der bestehenden Produktionsprozesse. Dies gilt insbesondere auch für die Produktion von Chlor, einem Grundstoff für die Herstellung von hochwertigen Materialien wie Polyurethanen. Diese ist sehr energieintensiv. Bayer hat daher die Sauerstoffverzehrkathodentechnologie entwickelt. Dies ist ein Verfahren zum Chlor-Recycling, das über den gezielten Einsatz von Sauerstoff bei der Salzsäureelektrolyse die benötigte elektrische Energie – und entsprechend auch den CO2-Ausstoß – um 30 % reduziert. Diese innovative Technologie wird bereits in Brunsbüttel in einer Anlage mit einer Jahreskapazität von 20 000 t Chlor eingesetzt. Seit Oktober 2008 ist auch am Standort Caojing in China die Salzsäureelektrolyse mit einer Jahreskapazität von 215 000 t Chlor in Betrieb.
Ein weiteres Beispiel ist die neue TDI-Anlage in Shanghai: TDI wird für die Produktion von Polyurethanweichschaum verwendet, der in Polstermöbeln, Matratzen und Autositzen weltweit in großen Mengen verwendet wird. Beim Bau der Anlage wurde die von Bayer entwickelte Prozesstechnologie der Gasphasen-Phosgenierung zum ersten Mal im Weltmaßstab eingesetzt. Sie erreicht Einsparungen beim eingesetzten Lösemittel von etwa 80 % und in der Folge einen um bis zu 60 % verringerten Energieeinsatz. Im Vergleich zu einer Anlage mit konventioneller Technologie gleicher Größe können die Kohlendioxidemissionen jährlich um rund 60 000 t gesenkt werden.
Neben der Prozessoptimierung kann auch die Forschung bei MaterialScience zum Klimaschutz beitragen. Ein vielversprechendes Beispiel: die Nanotechnologie. Beispielsweise ist die Länge von Rotorblättern an Windkraftanlagen derzeit aufgrund ihres Gewichts auf 60 m begrenzt. Durch den Einsatz der Kohlenstoffnanoröhrchen Baytubes werden die Rotorblätter, die aus Kohlefasern und Epoxydharz bestehen, deutlich leichter bei gleichzeitig höherer Stabilität und Festigkeit. Damit können die Rotorblätter länger konstruiert werden – und ein längeres Rotorblatt kann entsprechend mehr Strom erzeugen.
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