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Funken ohne Funken

RFID ermöglicht flexible Betreibermodelle für die automatische Identifikation bis in den Ex-Bereich
Funken ohne Funken

Sei es die neue EU-Chemikalienverordnung Reach, grundlegende Restrukturierungsprozesse oder der hohe Kostendruck, die IT spielt bei der Erreichung dieser Ziele eine immer größere Rolle. Unterstützung kommt dabei von der Radio Frequency Identification (RFID). Neuartige Betreibermodelle, bei denen Dienstleister die Projektierung und den Betrieb für alle Partner einer Supply Chain übernehmen und die Kosten verbrauchsgerecht aufteilen, bieten vielversprechende Perspektiven.

Mandy Kühn

Was für die Unternehmen den täglichen Betrieb zur Herausforderung macht, treibt auch die Entwicklung neuer Technologien voran: So sind es neben den zahlreichen Transportbestimmungen, Sicherheitsstandards oder Arzneimittelvorgaben gerade die gesetzlichen Compliance-Richtlinien, die den Einsatz von RFID in der Chemie- und Pharmabranche lohnenswert machen. Denn danach müssen sich die Produkte über Tracking & Tracing eindeutig identifizieren und rückverfolgen lassen, um beispielsweise Fälschungen zu erkennen. „Mit der fortschreitenden Globalisierung und Arbeitsteilung benötigen Unternehmen neue Impulse und Technologien, um ihre Geschäftsprozesse und -beziehungen über unternehmensübergreifende Lieferketten hinweg zu optimieren. RFID kann die Wertschöpfung in der Supply Chain maßgeblich steigern“, weiß Volker Klaas, Leiter des Global Competence Center AutoID/RFID bei Siemens IT Solutions and Services.
Wie in den meisten Branchen dominiert RFID in der chemischen Industrie bisher noch in so genannten „Closed Loops“, bei welchen Unternehmen ihre Geschäftsprozesse innerhalb der eigenen Firmengrenzen optimieren. Ein typisches Einsatzgebiet ist das Behältermanagement. Intern und extern zum Transport oder zur Lagerung verschiedenster, zum Teil hoch sensibler Produkte und Substanzen genutzt, müssen die Container entsprechend sorgfältig verwaltet werden. Das RFID-Funksystem verfolgt die Transportwege und den Standort des Behälters über alle Stationen der Lieferkette und bildet somit die Materialbewegung im IT-System genau ab. Dabei erhält das Unternehmen in Echtzeit Daten über den Zustand und Inhalt der Behälter und kann Informationen über den Verbleib der Ware an seine Kunden übermitteln. Die Lieferkette wird dabei nicht nur effizienter, sondern auch weniger anfällig für Störungen – und damit sicherer.
Zur Optimierung der gesamten Supply Chain gewinnt der Einsatz von RFID-Systemen über mehrere Kreisläufe hinweg – den so genannten „Open Loops“ – zunehmend an Bedeutung. Großkonzerne, welche die Führungsrolle in einer Kette innehaben, können die erforderlichen Leistungen für derartige Systeme über interne Abteilungen oder Technologietöchter erbringen. Reichen die Kapazitäten aus, versorgen sie auch ihre Zulieferer mit entsprechenden Diensten.
Bei Lieferketten mit einer Vielzahl kleinerer und mittlerer Unternehmen fehlen dagegen oft die finanziellen und personellen Ressourcen. Für diesen Markt offerieren Technologieanbieter wie Siemens neuerdings Betreibermodelle mit flexiblen Service- und Abrechnungsmodellen. Sie stellen die RFID-Infrastruktur im Rahmen von ganzheitlichen Services für die automatische Identifizierung (AutoID) bereit, garantieren die Vernetzung und rechnen individuell nach Nutzung ab – vergleichbar mit der Abrechnung von Telekommunikationsunternehmen.
Des Pudels Kern
Den Kern der Betreiberlösung bildet ein AutoID-Backbone. Dabei handelt es sich um einen zentralen Server mit Anwendungen für die automatische Identifikation, den der Dienstleister in seinen Rechenzentren betreibt. An den Rechner werden alle RFID-Events, also die an den RFID-Stationen ausgelesenen Informationen der Transponder, übertragen und verarbeitet. Gleichzeitig sorgt das System dafür, dass die Mikrochips mit den richtigen Informationen beschrieben werden, beispielsweise mit den Seriennummern der zu verfolgenden Waren. Abgelegt werden sämtliche Events automatisch in einer zentralen Datenbank des Betreibers, auf die alle Partner der Supply Chain über eine Webapplikation Zugriff haben.
Generell besteht eine solche RFID-Lösung aus zwei Komponenten: einem AutoID-Backbone beim Betreiber und der Hardware-Ausstattung mit PCs, RFID-Lesegeräten sowie -Transpondern bei den Partnern. Dies fordert die Betreiber, müssen sie doch in beiden Welten gleichermaßen beheimatet sein. Dabei genügt es nicht, Lösungen von Drittanbietern einzukaufen. Gerade bei neuen Technologien wie RFID, die rasanten Innovationszyklen unterliegen und auch unter schwierigen Umgebungsbedingungen funktionieren müssen, sollte der Betreiber in jedem Fall selbst Produzent sein. So werden Qualitätseinbußen nachhaltig vermieden.
Erste Projekte zeigen Potenzial
„In der Chemieindustrie gibt es bereits Projekte, wo Produkte an der Abfüllungs- beziehungsweise Verpackungslinie mit einem RFID-Tag ausgestattet werden und von der Produktion über den Transport bis zur Verarbeitung zum Beispiel beim Pharmaunternehmen verfolgt und identifiziert werden“, so Jürgen Manz, Director Tracking & Tracing bei Siemens IT Solutions and Services. „Dabei kann jederzeit überprüft werden, wie viel Zeit ein Container von A nach B benötigt, wie hoch der Füllstand ist und welche Ware er beinhaltet.“ Bei Wareneingang im weiterverarbeitenden Unternehmen werden die Chargennummern der Lieferung elektronisch in dessen ERP-System übernommen. Von nun an kann man jederzeit exakt feststellen, welche Charge von welchem Produkt in welchem Produktionsprozess genutzt worden ist. Die Informationen über jede einzelne Station der Lieferkette – vom Rohstoff-eingang beim Chemieunternehmen bis hin zum Warenausgang im Pharmaunternehmen – können somit erstmals lückenlos überwacht und aufgezeichnet werden. Beim Einsatz von RFID in der offenen Lieferkette gilt die Pharmabranche mit zahlreichen Projekten und Piloten gegenwärtig als Vorreiter.
An Hersteller von Chemikalien, Medikamenten und Lebensmitteln werden besonders hohe Anforderungen bezüglich der Produktverfolgung gestellt. Hier greift vor allem die EU-Richtlinie Reach (Regulation, Evaluation and Authorisation of Chemicals), aber auch strenge Bestimmungen hinsichtlich Explosionsschutz sowie Beständigkeit gegen Chemikalien, UV-Licht, Temperatureinflüsse, Feuchtigkeit und Erschütterung sind zu beachten. Diese wirken sich vor allem auf die Bauart der RFID-Chips aus. So benötigt der Transponder für Ex-geschützte Bereiche eine spezielle Oberfläche beziehungsweise muss entsprechend in Schutzgehäuse verpackt werden.
Auch für hohe Ansprüche
„Um sicherzustellen, dass die RFID-Tags den Bedingungen und Einflüssen in der Chemieindustrie standhalten, muss ein IT-Dienstleister die Anforderungen an die Branche genau kennen und mit geeigneten Lösungen darauf reagieren“, erklärt Manz. „Fehlinformationen beispielsweise über den Inhalt von Behältern oder deren Verwendung können dann nahezu ausgeschlossen werden.“ Besonders wichtig ist dies bei der Identifikation und Zuordnung von gefährlichen Substanzen. Ein weiterer Aspekt, der für die Funktechnologie spricht: die Produkte und Prozesse lassen sich berührungslos kontrollieren beziehungsweise durchführen, da ein Auslesen der Etiketten durch das menschliche Auge nicht mehr notwendig ist. Häufige Kontakte mit Chemikalien werden dadurch vermieden.
Eine zusätzliche Herausforderung stellt beispielsweise die Auslagerung von Qualitätslaboren dar, die regelmäßig mit Proben aus den Produktionsstandorten versorgt werden müssen. Auch hier bringt die RFID-Technologie einen klaren Vorteil. Überwacht und dokumentiert sie doch den Warenaus- und -eingang sowie Lagerung und Transport der Proben – lückenlos von der Produktion bis ins Labor. Durch die elektronische Übertragung der Daten und den Wegfall menschlicher Interaktion werden sämtliche Prozesse beschleunigt – ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen.
cav 498

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