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Gegen Risiken und Nebenwirkungen

Funktechnik macht Medikamente fälschungssicher
Gegen Risiken und Nebenwirkungen

Allein in den USA verschwinden jährlich Medikamente im Wert von 40 Milliarden US-Dollar auf ihrem Weg von der Produktion bis zum Verkauf. Die FDA schreibt angesichts dieser Zahlen bis 2007 eine Chargenverfolgung vor und empfiehlt dafür RFID (Radio Frequency Identification). Die intelligente Funktechnik schützt Patienten vor Plagiaten und sorgt für eine bislang unerreichte Sicherheit.

Dr. Markus Fuchslocher

Da die Pharmabranche ein großes Interesse daran hat, ihre Erzeugnisse gegen Fälschungen zu schützen, denken immer mehr Unternehmen über den Einsatz von RFID nach. Denn die Unternehmen leben von der Qualität, der Sicherheit und vom Vertrauen in ihre Produkte. Da die Chips im Gegensatz zum Barcode kopiersicherer gestaltet sind, eignen sie sich besonders gut zur Bekämpfung von Plagiaten.
Einige große Pharmaunternehmen wie Purdue Pharma oder Glaxo Smith Kline haben angekündigt, die Funktechnologie künftig verstärkt nutzen zu wollen. Pfizer verwendet RFID, um die Echtheit des Potenzmittels Viagra zu kontrollieren und um die weitere Verbreitung von Fälschungen zu verhindern. Eindeutige Authentifizierungscodes weisen dabei jede Packungseinheit als Originalprodukt aus. Via RFID-Empfänger und Internet wird der eingelesene Productcode zu einer sicheren Website von Pfizer transferiert, wo ein Codevergleich die jeweilige Packung als echt oder gefälscht identifiziert.
RFID erfasst Kühlverlauf
Neben der eindeutigen Erkennung von Originalmedikamenten können Funketiketten Daten ohne direkten Sichtkontakt und aus größerer Entfernung auslesen. Das heißt, auch verdeckte oder innerhalb der Produkte angebrachte Chips stören den Leseprozess nicht. Im Gegensatz zum Barcode, dessen Daten nur Stück für Stück ausgelesen werden können, lassen sich mit RFID prinzipiell ganze Verpackungseinheiten auf einmal erfassen. Das bringt nicht nur Zeitgewinn, sondern wirkt sich auch auf die Kosten aus. Weiterhin ist die Funktechnik gegenüber Umwelteinflüssen so robust, dass sie auch in verschmutzten Umgebungen oder bei besonders niedrigen Temperaturen wie etwa beim Transport von Blutkonserven funktioniert. Mithilfe so genannter aktiver RFID-Tags, die an Sensoren angeschlossen werden können, lassen sich Informationen zum Kühlverlauf auf dem Chip speichern. Dadurch könnten Hersteller jederzeit nachweisen, ob beim Transport der Medikamente Temperaturen außerhalb des zulässigen Bereichs aufgetreten sind.
Datenschützer aufgepasst
Wie eine aktuelle Studie von Berlecon vom Juli 2005 ergeben hat, zögern im Moment noch viele Pharmaunternehmen, RFID einzusetzen. Ein Grund ist unter anderem die Befürchtung, RFID fördere die massenweise Speicherung kundenindividueller Informationen. Denn mit der Funktechnik ließe sich theoretisch im Handumdrehen nachweisen, wer, wann und wo jemand ein Medikament erhalten habe. Gerade bei Arzneimitteln, die auf mögliche Krankheiten schließen lassen, sei das besonders heikel. Die Berührungsängste sind den RFID-Experten wohl bekannt. Doch gerade für den Bereich beim Endanwender sind sie häufig unbegründet, denn bei Bedarf kann ein Chip am Point-of-Sale deaktiviert oder entfernt werden. Auch in der Lieferkette sind sensitive Daten gut aufgehoben: Für die Funkchips stehen notwendige Sicherheitsmechanismen zur Verfügung, um die hinterlegten Daten zuverlässig zu schützen. Das Spektrum reicht von der Erkennung doppelter EPC (Electronic Product Code)-Nummern und der Authentisierung über Zoning des Tag-Speichers und der Unterscheidung in lesende und schreibende Zugriffe bis hin zur Verschlüsselung der Tag-Daten.
Ein weiterer Knackpunkt für die flächendeckende Einführung ist die Standardisierung. Der Einsatz von RFID in offenen Systemen über Unternehmensgrenzen hinweg erfordert eine standardisierte Infrastruktur, das heißt, einheitliche Frequenzen, Übertragungsgeschwindigkeiten und Codierungen. Neben der Ident-Nummer aus ISO 15 693 gibt es den EPC, der zur Identifikation des den Funkchip tragenden Gegenstandes dient. Bisher nutzen hauptsächlich Handelsunternehmen wie Walmart und Metro den EPC (Electronic Product Code). Experten sind aber überzeugt, dass sich der Standard auch in der Pharmaindustrie durchsetzen wird.
Datenfunk bei der Produktion
Während sich Standardisierungs- oder Datenschutzprobleme auf offene Lieferketten auswirken, spielen sie in geschlossenen Kreisläufen (closed loops), also etwa bei der Herstellung von Arzneimitteln, kaum eine Rolle. „Schon seit längerer Zeit setzen die Unternehmen hier auf RFID“, bestätigt Helmut Gierse, Vorsitzender des Bereichsvorstands von Siemens A&D. Dabei liege das Hauptziel in der durchgängigen Kontrolle aller Bewegungen und Bearbeitungen von Rohmaterialien und Produkten sowie der Verknüpfung der dabei gewonnenen Daten mit Produktinformationen. Unter Reinraumbedingungen erfolgen die Vorbereitungen auf dem Weg zum fertigen Medikament: die Formulierung, also die homogene Mischung von Wirk- und Füllstoffen. Dieser Prozess – bestehend aus Schritten wie Filtrierung, Siebung, Trocknung, Blending und/oder Granulierung – stellt hohe Anforderungen an die Gleichartigkeit der Inhaltsstoffe und Produktionssicherheit – eine Aufgabe, die mittels Funketiketten überwacht werden kann. Auf ihnen kann beispielsweise gespeichert werden, welcher Stoff sich in welchem Behälter befindet.
Dieser Vorgang stellt besondere Anforderungen an die Chips, da sie mit extremen Waschlaugen und Essenzen in Berührung kommen. Außerdem ist die Umgebung stark edelstahlgeprägt, weshalb spezielle Mount-on-Metal-Transponder zum Einsatz kommen, die einen fehlerfreien Leseprozess ermöglichen. Beim letzten Schritt zum fertigen Produkt wird das Medikament für den Einsatz am Patienten vorbereitet, etwa in Form von Kapseln, Flaschen, Spritzen, Pudern oder Tabletten. Wieder spielt die Logistik die Hauptrolle: Alle notwendigen Einzelteile müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein – auch dabei hilft RFID.
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RFID für alle Branchen
Siemens ist einer der weltweit führenden Anbieter für RFID-Lösungen: Das Unternehmen bietet Leistungen für alle Branchen entlang der gesamten Wertschöpfungskette an – von Produkten und Systemen bis hin zu Dienstleistungen rund um die Realisierung von RFID-Projekten. Siemens Automation and Drives (A&D) entwickelt Transponder sowie Schreib-Lesegeräte auf Basis moderner UHF-Technik. Siemens Business Services (SBS) bietet Prozessberatung, Systemintegration und Projektmanagement für Funktechnik-Projekte an. Die Bereiche haben zum Beispiel Projekte bei KarstadtQuelle, Otto oder Unilever realisiert. Insbesondere für den Pharma-/Healthcare-Bereich stehen funkbasierte Lösungen bereit, die vom Unternehmen bis zum Point of Sales eine Produktidentifikation ermöglichen. Am Point of Care – im Krankenhaus – lässt sich das sogar kombinieren mit der raschen Identifikation von Patienten und den Zugriff auf Behandlungsdaten.

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