Jedes Mobiltelefon enthält wichtige Rohstoffe. Darunter sind Edelmetalle wie Gold, Silber und Palladium, Basismetalle (Kupfer, Nickel, Zinn etc.) und Sondermetalle wie Antimon, Kobalt oder Indium. Deutschland muss diese Ressourcen größtenteils importieren, dabei hortet jeder von uns zu Hause ungeahnte Schätze davon in der Schublade – in Form alter Handys und anderer Elektronikprodukte. Neue Verfahren ermöglichen es, auch geringe Mengen aus weltweit Milliarden Schrottgeräten oder industriellen Rückständen zu ziehen und so die Ressourcenbasis und die Umwelt zu schonen.
Mobiltelefone sind echte Rohstofflager: Mehr als 40 chemische Elemente und über 30 Metalle werden in den Kommunikationsträgern verbaut. Rund 15 Prozent des Gewichts entfallen auf Kupfer, viele andere Elemente sind nur in winzigen Mengen enthalten. Der Metallwert in dem einzelnen Gerät ist mit rund 1 Euro zwar nur sehr gering, doch die Masse macht es. So wurden 2011 weltweit etwa 1,8 Milliarden Handys verkauft. Darin stecken zusammen tonnenweise begehrte Rohstoffe.
Das Unternehmen Umicore mit einem wichtigen Standort in Hanau ist weltweit Marktführer beim Recycling komplexer edelmetallhaltiger Produkte und kann bis zu 20 Metalle effizient und umweltfreundlich zurückgewinnen – beispielsweise aus edelmetallhaltigen Elektronikkomponenten wie Handys und Leiterplatten, aber auch aus alten Akkus oder Autokatalysatoren. Neben den Recyclingaktivitäten hält die weltweit agierende Materialtechnologie-Gruppe eine führende Position im Bereich der Umwelttechnologie, z. B. in der Katalyse oder bei Materialien für erneuerbare Energien. Dabei basiert ein Großteil der Produkte, die das Unternehmen herstellt, auf Edel- und Sondermetallen – seit jeher seltene und wertvolle Rohstoffe.
Edelmetalle in vielen Produkten versteckt
Die begehrten Edelmetalle stecken nicht nur in alten Handys, sondern in vielen anderen elektronischen Konsumgütern und industriellen Anwendungen. Da es beim Recycling von Metallen kein „Downcycling“ gibt, sondern die Qualität der Werkstoffe uneingeschränkt erhalten bleibt, zahlt sich ihr Recycling aus. So sind recyceltes Gold, Silber oder Platin in ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften identisch mit den aus Minen gewonnenen Metallen und werden nach der Raffination in den gleichen qualitativ hochwertigen Produkten eingesetzt.
Auch der in Hanau ansässige Edelmetall- und Technologiekonzern Heraeus arbeitet mit ausgeklügelten Verfahren der Metallscheidung am Recycling von edelmetall-haltigen Rückständen und Produkten. Bei der Aufarbeitung der eher unbekannten, aber in vielen täglichen Anwendungen steckenden Platingruppen-Metalle – dazu gehören neben Platin auch Palladium, Rhodium, Ruthenium und Iridium – hat sich Heraeus eine starke Marktposition erarbeitet und das Recycling bereits seit den 1980er-Jahren als elementaren Bestandteil des Edelmetallkreislaufes kontinuierlich ausgebaut. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Edelmetallkonzentrate aus der Minenindustrie und auf verbrauchte Industriekatalysatoren – z. B. Katalysatornetze aus Platin-Rhodium-Legierungen zur Herstellung von Salpetersäure –, verwertet aber auch Edelmetallkonzentrate aus der Aufbereitung von Elektronikschrott. Recycling und Aufbereitung dieser Metalle sind von großer Bedeutung, da die verfügbare Fördermenge an Edelmetallen aus Minen schon seit Jahren nicht mehr ausreicht, um die steigende Nachfrage in der Automobil-, Schmuck-, Glas- und Chemieindustrie zu befriedigen. Bei der Gewinnung von Edelmetallen durch Recycling wird im Vergleich zur Minengewinnung sogar nachhaltig Energie eingespart, denn der Abbau von Platingruppen-Metallen aus Minen ist nicht nur schwierig und aufwendig – lediglich 2 bis 6 Gramm Edelmetall finden sich in einer Tonne Gestein –, sondern auch sehr energieintensiv. Zum Vergleich: Der Energie-verbrauch bei der gleichen Menge Platin ist beim Recycling um den Faktor 70 bis 100 und die Kohlendioxid-Emissionen sind sogar um den Faktor 200 bis 300 geringer.
Die ganzheitlichen Geschäftsmodelle von Heraeus und Umicore helfen, den Versorgungskreislauf mit Edel- und Sondermetallen zu schließen, nachhaltige Wertschöpfung zu leisten und zum Umweltschutz beizutragen, denn bei der Rückgewinnung von (Edel-)Metallen durch Urban Mining werden knappe Rohstoffe erhalten und deutlich weniger Energie und Wasser verbraucht als bei der Primärgewinnung im Bergbau. Recycling ist also sowohl ökologisch als auch ökonomisch sehr sinnvoll.
Urban Mining kann zwar einen wichtigen Stellenwert in der heutigen und zukünftigen Rohstoffversorgung einnehmen, aber noch werden die meisten elektronischen Geräte am Ende ihres Lebenszyklus nicht fachgerecht recycelt. Die Konsequenz ist, dass ein Großteil der wertvollen Rohstoffe im Verborgenen schlummert – genauso wie viele ausrangierte Handys in heimischen Schubladen. So werden vom weltweiten Recyclingpotenzial der jährlich 80 000 t Althandys derzeit lediglich fünf Prozent recycelt – damit gehen wichtige Rohstoffe verloren. Verheerend ist auch die unkontrollierte, oft illegale Verschiffung von Altgeräten nach Asien oder Afrika: Mehr als die Hälfte wird dort nicht fachgerecht recycelt und fügt Menschen und Umwelt große Schäden zu. Um die in Altgeräten verborgenen Ressourcen möglichst effizient und umweltfreundlich zu nutzen, müssen in Zukunft praxistaugliche Rücknahme-systeme installiert werden, die auch weltweit einen geschlossenen Materialkreislauf sicherstellen.
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