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Gut vernetzt liegt voll im Trend

So funktionieren Energieeffizienz-Netzwerke
Gut vernetzt liegt voll im Trend

Energieeffizienz ist einer der Eckpfeiler der Energiewende. Die Bundesregierung hat daher im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE) gemeinsam mit Verbänden und Organisationen der Wirtschaft die Einführung von Energieeffizienz-Netzwerken beschlossen. Ziel des Aktionsbündnisses ist es, bis zum Jahr 2020 rund 500 Netzwerke zu initiieren. Mittlerweile haben mehr als 70 Netzwerke, darunter sechs aus der chemischen Industrie, ihre Arbeit aufgenommen. Wie sie funktionieren, lesen Sie hier.

Die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke (IEEN) ist ein Aktionsbündnis zwischen der Bundesregierung und 21 Verbänden und Organisationen der deutschen Wirtschaft. Sie verfolgt das Ziel, deutschlandweit 500 neue Energieeffizienz-Netzwerke bis Ende 2020 zu gründen. Dadurch sollen Einsparungen von bis zu 75 PJ Primärenergie bzw. 5 Mio. t THG-Emissionen realisiert und die internationale Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden. Damit ist die IEEN ein wichtiger Bestandteil des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE).

Mehr als 600 Unternehmen engagieren sich inzwischen in über 70 Netzwerken bundesweit für den sparsamen Einsatz von Energie. Rainer Baake, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), begrüßt dieses Engagement: „Mit der Teilnahme an Energieeffizienz-Netzwerken leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland.“
Bislang beteiligen sich überwiegend mittlere bis größere Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes sowie Energieversorgungsunternehmen an den Energieeffizienz-Netzwerken. Dort sind Energieaudits und -management bereits eingeführte Maßnahmen, die eine gute Grundlage für die Netzwerkarbeit darstellen. Ein Ziel für die weitere Arbeit der Initiative ist es deshalb, Netzwerke auch für kleinere Unternehmen attraktiv zu gestalten. Die meisten Netzwerke sind bisher in Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen entstanden.
Im Prinzip ist ein Energieeffizienz-Netzwerk ein Zusammenschluss mehrerer Unternehmen einer Region oder Branche, die zwei bis drei Jahre zusammenarbeiten, um ihre Energieeffizienz zu steigern. Jedes Netzwerk besteht in der Regel aus 8 bis 15, mindestens jedoch 5 Unternehmen und wird durch einen Träger initiiert – dies können neben Wirtschaftsorganisationen auch Kammern, Energieversorger, Unternehmen, Kommunen, Dienstleister oder Energieagenturen sein.
Zentrales Element der Netzwerke ist ein moderierter Austausch zwischen den teilnehmenden Unternehmen. Nach einer qualifizierten Energieberatung legt jedes Unternehmen ein eigenes Einsparziel für die Laufzeit des Netzwerks fest. Aus den kumulierten Einsparzielen aller Unternehmen ergibt sich ein Einsparziel für das Netzwerk insgesamt.
In regelmäßigen Netzwerktreffen findet ein Erfahrungsaustausch zwischen den Energieexperten der beteiligten Unternehmen und externen Fachleuten statt. Häufig sind diese mit gegenseitigen Betriebsbesichtigungen verbunden. Die gesamte Netzwerkarbeit wird von Experten moderiert bzw. begleitet.
Durch ein jährliches Monitoring wird die Zielerreichung überprüft und die Teilnehmer werden über die erreichten Energie- und CO2-Einsparungen informiert.
Dass sich Mitmachen an einem Energieeffizienz-Netzwerk lohnt, weiß Katherina Reiche, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) und Partner der Initiative: „Netzwerkpartner erhöhen ihre Energieeffizienz im Schnitt doppelt so schnell wie vergleichbare Unternehmen, die sich nicht in Netzwerken zusammengeschlossen haben.“
Vorteile der übergreifenden Zusammenarbeit sind unter anderem ein zielgerichteter Erfahrungsaustausch, die Lösung komplexer Aufgabenstellungen durch professionelle Unterstützung sowie die Einsparung von Energiekosten und die Reduktion des CO2-Ausstoßes. Unternehmen, die an einem Energieeffizienz-Netzwerk teilnehmen, können im Übrigen auf ein Energie-Audit nach DIN ISO 50001 verzichten.
Netzwerk Chemiestandort Leuna
Für eine wettbewerbsfähige Produktion am Chemiestandort Leuna ist Energieeffizienz von existenzieller Bedeutung. Die InfraLeuna als Energiedienstleister des Chemiestandortes sieht sich dabei in einer besonderen Verantwortung. Sie hat als Netzwerkträger deshalb das „Energieeffizienz-Netzwerk Chemiestandort Leuna“ am 30. April 2015 initiiert. „In puncto Energieeffizienz nimmt unser Chemiestandort Leuna bereits heute eine internationale Spitzenposition ein. Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden im neuen Energieeffizienz-Netzwerk werden wir diese Position in den kommenden Jahren gemeinsam weiter ausbauen“, so Dr. Christof Günther, Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH und Sprecher für Energiefragen des Landesverbandes Nordost des Verbandes der Chemischen Industrie e.V.
Die Netzwerkpartner sind 15 energieintensive Produzenten des Chemiestandortes Leuna. Die Hochschule Merseburg ist Moderator und fachlicher Begleiter der Netzwerkarbeit. „Die Hochschule Merseburg begrüßt die Gründung des Energieeffizienz-Netzwerkes Chemiestandort Leuna außerordentlich, da sie sowohl in der Lehre, als auch in der angewandten Forschung dem Thema Energieeffizienz besondere Bedeutung beimisst“, betont Dr. Ulrich Müller, Kanzler der Hochschule Merseburg.
Netzwerk Industriepark Gersthofen
Am 9. März 2016 fand im Industriepark Gersthofen die offizielle Gründungsveranstaltung für das „Gersthofer Energieeffizienz-Netzwerk Industrie“ (kurz: GEENI) statt. Initiiert wurde die Bildung des Energieeffizienz-Netzwerkes von der MVV Enamic IGS, dem Energiedienstleister und Betreiber des Industrieparks. Die derzeitigen sieben Netzwerkpartner sind drei Chemieproduzenten aus dem Industriepark Gersthofen (Arizona Chemical, CABB und Clariant), die Dienstleister Bilfinger Maintenance und IGS Netze sowie die MVV Enamic IGS als Netzwerkträger. Als Industriepark-externer Teilnehmer beteiligt sich außerdem die SGL Group aus Meitingen an der Expertenrunde.
Der Netzwerkträger MVV Enamic IGS koordiniert die Gruppe und stellt einen fachkundigen Moderator. Im Fall von GEENI hat diese Aufgabe Dr. Herbert Rauscher übernommen, Leiter der Energie- und Medienversorgung im Industriepark. Die Netzwerkteilnehmer treffen sich vier Mal im Jahr über einen definierten Zeitraum von drei Jahren. Sie können dabei auf die kompetente Unterstützung durch einen energietechnischen Berater zurückgreifen, der bei GEENI vom BFE Institut für Energie und Umwelt aus Mühlhausen kommt.
Weitere Netzwerke
Currenta und einige Unternehmen im Chempark haben am 25. Mai 2016 das „Energieeffizienz-Netzwerk@Chempark“ gegründet. Im Chempark umfasst das standortübergreifende Netzwerk derzeit neun Teilnehmer. Mitarbeiten werden die Energieeffizienzexperten von Bayer und deren Divisionen Pharmaceuticals und Crop Science sowie von Covestro, Lanxess, Saltigo, Ineos in Köln, Kronos Titan und AkzoNobel. Currenta ist Netzwerkträger, übernimmt die Moderation und kümmert sich um den Informationsaustausch mit der Koordinierungsstelle der nationalen Initiative. Gemeinsam will das Netzwerk Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz an den drei Niederrheinstandorten Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen identifizieren und bewerten. „Wir wollen uns gegenseitig noch besser kennenlernen, im Netzwerk dazulernen, Effizienzmaßnahmen diskutieren und schlussendlich die identifizierten Einsparpotenziale realisieren“, kündigte Netzwerkmoderator Dr. Rüdiger Franck auf der Gründungsveranstaltung an. Im ersten Schritt soll gemeinsam ein Maßnahmenpaket geschnürt, ein Einsparziel vereinbart und an die Koordinierungsstelle gemeldet werden. Danach geht es in die Umsetzungsphase.
Quasi zeitgleich startete ein neues Energieeffizienz-Netzwerk in Bitterfeld-Wolfen. Die Envia Therm als Energiedienstleister für den Chemiestandort arbeitet gemeinsam mit neun weiteren regionalen Unternehmen im „Energieeffizienz-Netzwerk für den Chemiestandort Bitterfeld-Wolfen“ zusammen. Mit von der Partie sind Akzo Nobel, Bayer, Evip, das Fraunhofer Institut, Heraeus Quarzglas, Island Polymer Industries, Nuplex, Organica und Trevira.
Auf der Liste der aktiven Energieeffizienznetzwerke finden sich noch zwei weitere Vertreter. So sind ganz aktuell mit „Chemcoast Park Brunsbüttel“ und „EEN ChePap Rhein-Ruhr“ neue Netzwerke im Norden und Westen der Republik gestartet.
www.prozesstechnik-online.deSuchwort: cav0916energieeffizienznetzwerke

Dr. Bernd Rademacher
Redakteur,
cav chemie anlagen verfahren

Gemeinsam Energieeinsparpotenziale erkennen

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nachgefragt

Herr Dr. Rauscher, welche Vorteile bietet die Teilnahme an einem Energieeffizienz-Netzwerk?
Dr. Rauscher: Die Expertenrunde eines Energieeffizienz-Netzwerkes bietet den Netzwerkteilnehmern eine ganze Reihe von Vorteilen. So gibt es beispielsweise einen zielgerichteten Erfahrungs- und Ideenaustausch über Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, Stichwort Energie-Know-how, unter den Teilnehmern. Eine individuelle Energieberatung für die Teilnehmer und die Möglichkeit der Nutzung fachlicher Expertise sowie die Generierung eines individuellen Einsparpotenzials, das mit einer dauerhaften Reduzierung der Energiekosten einhergeht, sind weitere Vorteile.
Welches Ziel verfolgt Ihr Energieeffizienz-Netzwerk GEENI?
Dr. Rauscher: Sowohl unsere Netzwerkpartner als auch wir sind stark energiegetriebene Unternehmen. Das Netzwerk GEENI verfolgt daher drei Ziele: Die Einsparung von Primärenergie, die Reduzierung von Treibhausgasemissionen sowie die gemeinsame Steigerung der Energieeffizienz aus eigener Kraft.
Gibt es schon erste Ansätze?
Dr. Rauscher: Wir wollen gemeinsam Energieeinsparpotenziale erkennen, die daraus gewonnenen Synergieeffekte nutzen und möglichst schnell entsprechende Maßnahmen umsetzen. Nur so ist es möglich, die CO2-Bilanz zu verbessern und Energiekosten dauerhaft zu reduzieren. Wir leisten mit unserer Netzwerkarbeit einen nicht unerheblichen Beitrag zum Umweltschutz durch Ressourcenschonung bei der Energieerzeugung. Wir tun dies natürlich auch, um einer möglichen gesetzlichen Regelung ab 2020 zuvorzukommen.
Ist GEENI noch offen für weitere Teilnehmer? Gibt es Wunschkandidaten?
Dr. Rauscher: Derzeit verfügt unser Netzwerk über sieben Partner. Wir sind daher natürlich noch offen für weitere Teilnehmer, die wir bei GEENI herzlich willkommen heißen. Unsere aktuellen Netzwerkpartner kommen hauptsächlich aus der chemischen Industrie und sind energieintensive Unternehmen. Das heißt jedoch nicht, dass wir nicht auch für andere Unternehmen offen sind.

Netzwerktreffen bringen immer wieder neue Impulse

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nachgefragt

Herr Dr. Günther, im Dezember 2014 hat die Bundesregierung die Bildung von Energieeffizienz-Netzwerken initiiert. Nur vier Monate später ist ihr Energieeffizienz-Netzwerk Chemiestandort Leuna gestartet. Warum diese schnelle Entscheidung?
 Dr. Günther: Im Rahmen des NAPE waren wir mit der Netzwerkgründung in Leuna tatsächlich das erste Netzwerk der deutschen Chemieindustrie und eines der ersten in Deutschland überhaupt. Das Thema Energieeffizienz hatte aber schon lange vorher eine sehr hohe Priorität für uns. Die InfraLeuna und auch unsere Netzwerkpartner am Chemiestandort sind sehr energieintensiv. Die Relevanz für die Produktionskosten und damit auch für die Wettbewerbsfähigkeit des Chemiestandortes ist enorm. Gerade in den letzten Jahren haben wir deshalb gemeinsam große Projekte zur Verbesserung der Energieeffizienz erfolgreich umgesetzt. Alle Partner verfügen über zertifizierte Energiemanagementsysteme. Die Voraussetzungen für die Netzwerkgründung waren also ideal. Ich habe die Bereitschaft zur Mitarbeit im Netzwerk telefonisch bei unseren Kunden abgefragt und sehr kurzfristig die entsprechenden Zusagen erhalten.
Durch den schnellen Start Ihres Netzwerkes haben Sie etwa 12 Monate Vorsprung gegenüber anderen Netzwerken in der Chemieindustrie. Was hat sich in dieser Zeit getan?
Dr. Günther: Wir haben die Effizienzziele der einzelnen Unternehmen zu einem Effizienzziel des Netzwerks aggregiert und arbeiten nun zielgerichtet an der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen. Die regelmäßigen Netzwerktreffen dienen jedoch nicht nur dem Abgleich von Soll und Ist. Vielmehr bringen sie immer wieder neue Impulse. Dabei kommt uns zugute, dass die Struktur der Netzwerkpartner recht heterogen ist. Da treffen internationale Großkonzerne mit ausgefeilten, global implementierten Methoden zu Effizienzverbesserung auf Mittelständler, die das Thema sehr pragmatisch und zügig anpacken. Da wir sehr offen miteinander umgehen, kann jeder etwas für sich mitnehmen. Dass der Umbau des Mitteldruckdampfversorgungssystems der InfraLeuna im November 2015 zu einem der Gewinnerprojekte des Energy Efficiency Award der Deutschen Energieagentur dena gekürt wurde, war für uns alle ein zusätzlicher Ansporn.
 Wieso haben Sie sich für die Hochschule Merseburg als Moderator entschieden?
Dr. Günther: Als Initiator und Träger des Netzwerks bringt sich die InfraLeuna natürlich sehr aktiv ein. Insbesondere für unternehmensübergreifende Effizienzprojekte stellen wir mit der gemeinsam genutzten Infrastruktur die wichtigste Basis bereit. Mit der Hochschule Merseburg haben wir zudem einen Partner gewonnen, der wertvolle Erfahrungen aus der anwendungsorientierten Wissenschaft einbringt. Dies eröffnete veränderte Perspektiven auf praktische Probleme der Effizienzsteigerung und die Chance, diese bspw. auch in Zusammenarbeit mit Studenten zu bearbeiten. Die enge Kooperation mit der Hochschule sehen wir als wichtige Bereicherung und großen Vorteil für unser Netzwerk.
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