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Handeln, bevor es knallt

Gesetzeskonforme Peroxidlager minimieren Risiken
Handeln, bevor es knallt

Organische Peroxide sind instabile, temperaturempfindliche, brandfördernde und teilweise explosionsgefährliche Verbindungen. Beim Lagern dieser Chemikalien sind strengste Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und zahlreiche Auflagen von Behörden einzuhalten.

Autor Thomas Laubenstein Abteilungsleiter Sales Projects, Denios

Aufgrund ihrer Eigenschaft, unter Temperatur- oder Katalysatoreneinwirkung zu zerfallen, besitzen organische Peroxide ein hohes Gefahrenpotenzial. Wird die obere Temperaturgrenze überschritten, können sich die Verbindungen spontan zersetzen. Je nach Peroxidart und Randbedingungen kann dies auch explosionsartig geschehen. Zu den sehr reaktiven Peroxiden zählen zum Beispiel Persäure und Keton-Peroxide. Explosive Reaktionen können aber auch durch geringe Mengen von Fremdstoffen ausgelöst werden, wie beispielsweise Lösemittelmoleküle, Schmutz, Asche oder Metallabrieb in Behältern oder Dosieranlagen.
In der industriellen Praxis werden reine oder mit Hilfs- und Zusatzstoffen gemischte Pero-xide verwendet. Gemäß der Berufsgenossenschaftlichen Vorschrift BGV B4 gelten beide Formen als organische Peroxide. Je nach Abbrandgeschwindigkeit werden die Verbindungen in vier Hauptgruppen, OP Ia bis OP IV, eingeteilt, wobei Verbindungen der Gruppe OP Ia das höchste und Verbindungen der Gruppe OP IV das niedrigste Gefahrenpotenzial besitzen. Peroxide der Gruppe OP I brennen heftig und unter starker Wärmeentwicklung ab und können schon bei geringer Druckwirkung explodieren. Laut Gefahrstoffverordnung werden brandfördernde organische Peroxide mit dem Symbol O und explosionsgefährliche mit dem Symbol E gekennzeichnet. Einzelne Peroxide können zusätzlich reizend, ätzend und gesundheitsschädlich wirken.
Minimiertes Risiko
Beim Bau von Lagerräumen für Peroxide sind besondere Vorkehrungen zu treffen und eine Reihe von Vorschriften zu beachten. Dazu gehören nicht nur die BGV B4 für organische Peroxide, sondern auch die 2. Verordnung zum Sprengstoffgesetz, die Sprengstofflagerrichtlinie (SprengLR), die BGV B5 (Explosivstoffe) und das Wasserhaushaltsgesetz mit den Verordnungen und Auflagen der zuständigen Genehmigungsbehörden. Diese Gesetze und Verordnungen regeln die Sicherheits- und Schutzabstände, Druckentlastungsflächen, Blitzschutzanlage, WHG-Auffangwannen und Raumheizung/Kühlung des zu errichtenden Peroxidlagers. Ferner kommt hinzu, dass in vielen Chemieunternehmen mit unterschied-lichen organischen Peroxiden gearbeitet wird. Daher müssen die Lager oft verschiedenen Anforderungen gleichzeitig entsprechen.
Für unterschiedliche Gefahrenklassen
Ein namhaftes Industrieunternehmen in der Region Bitterfeld/Wolfen benötigte für die Lagerung von organischen Peroxiden, darunter Keton-Peroxide, zusätzliche Lagerkapazitäten von 5 t in Gebinden von 25 bis 60 kg. Aufgrund unterschiedlicher Temperaturempfindlichkeiten der einzulagernden Stoffe bestand eine Anforderung darin, unterschiedliche Lagertemperaturen gewährleisten zu können. Die Gesamtlagermenge musste daher in zwei Abschnitte aufgeteilt werden. Im ersten Lagerabschnitt sollten Peroxide der Gefahrengruppe OP Ib bei einer Temperatur zwischen -5 und 0 °C aufbewahrt werden, während im zweiten Lagerabschnitt Peroxide der Gefahrgruppe OP Ib und OP II bei 15 bis 20 °C lagern sollten. Außerdem sollten die Lager begehbar und mit Hubwagen befahrbar sein.
Jeder Abschnitt besteht aus standardisierten und bauaufsichtlich zugelassenen Brandschutzcontainern der Typenreihe BMC. Die Aufstellung im Außenbereich erfolgte unter Einhaltung der für die Peroxidlagerung notwen-digen Sicherheitsabstände zu benachbarten Gebäuden und Industrieanlagen. Die feuerbeständigen Lagercontainer der Typenreihen BMC bestehen serienmäßig aus einer robusten, doppelten Stahlrahmenkonstruktion in Form eines inneren und äußeren Rahmens. Dies sorgt für zuverlässige Sicherheit und Stabilität im Brandfall. Der Brandschutz wird von innen und außen für mindestens 90 min gewährleistet. Die Zugangstore sind ebenfalls feuerbeständig. Im Bodenbereich befindet sich eine WHG-Auffangwanne. Beide Lagerabschnitte sind mit Druckentlastungsflächen, einer technischen Lüftung, Regalen, Beleuchtung, Potenzialausgleich und Blitzschutz ausgerüstet. Ferner verfügen diese über Kälte- aggregate und Heizungen, um die unterschiedlichen Temperaturbereiche zu gewährleisten.
Zur Reduzierung der Betriebskosten sind Gaswarngeräte eingebaut, die erst bei einer definierten Gaskonzentration die Lüftung automatisch einschalten. Alle elektrischen Aggregate sind explosionsgeschützt ausgeführt. Die Lagertemperaturen werden kontinuierlich überwacht und an eine Messwarte weitergeleitet. Bei Überschreiten der Grenzwerttemperaturen erfolgt eine optische und akustische Warnung. Gleichzeitig erfolgt die Alarmierung der Feuerwehr. Zur Kühlung der organischen Peroxide im Notfall sind die Lagerbereiche mit einer halbstationären CO2-Löschanlage ausgerüstet. Die Brandmelder sind direkt mit der Brandmeldezentrale verbunden. Bei der Lagerung von palettierter Ware kommen die Brandschutzsysteme der Baureihe FBM mit einer Lagerkapazität von bis zu 12 Europaletten zum Einsatz.
Halle 4.1, Stand A50
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