Chris Rea singt in einem seiner Songs: „I can hear your heartbeat“. Was in der Welt der Popsongs gleichwohl pathetisch als auch einfach klingt, erscheint in der Welt der Prozessautomatisierung schwierig. Dennoch wünschte man sich genau das im Infrapark
Baselland in der Schweiz: Die Prozesse mit ihrem Herzschlag genau zu überwachen und gezielt Maßnahmen für optimierte und kostengünstige Abläufe zu steuern.
Der Infrapark ist ein Standort für Industrieunternehmen aus der Chemie- und Life Sciences-Branche mit einem Areal von 32 Hektar. In der Produktion der Spezial- sowie Agrochemikalien und der Farbstoffe entstehen Industrieabwässer, die entsprechend vorbehandelt werden müssen, bevor sie in der Industriekläranlage biologisch abgebaut werden können. Im 16 m hohen Oxidationsreaktor der Abwasservorbehandlung entsteht prozessbedingt regelmäßig eine dicke Schaumschicht. Das Problem der Schaumbildung ist, dass nicht das ganze Volumen des Tanks genutzt werden kann, da ein Sicherheitspuffer eingehalten werden muss. Damit reduziert sich auch der Durchsatz im Tank. Im ungünstigsten Fall, d.h., wenn der Tank überschäumt, drückt der Schaum nach oben in das Abluftsystem und kann eine Überflutung auslösen.
Um die negativen Folgen der Schaumbildung zu vermeiden, dosierte man im Infrapark Baselland lange Zeit prophylaktisch regelmäßig Entschäumer in den Prozess. Das wiederum bedeutete hohe Verbräuche an Antischaummittel, die sehr teuer sind. Stefan Graser, Vorarbeiter Abwasservorbehandlung, dachte sich, dass dies
einfacher und kostengünstiger laufen müsse. Nach einiger Recherche entdeckte er die Heartbeat Technology bei Messgeräten von Endress+Hauser.
Lösung mit Pulsmesser
Inzwischen setzen Stefan Graser und seine Kollegen in der Abwasservorbehandlungsanlage den Micropilot mit Heartbeat Technology zum Messen der Füllhöhe ein. Bislang wusste er nicht sicher, wie das Antischaummittel tatsächlich wirkt. Inzwischen verlässt sich Stefan Graser nach mehrwöchigen Erfahrungen einerseits auf die zuverlässige Füllstandmessung im Tank sowie auf die Verifikationsfunktion der Heartbeat Technology. Der Micropilot liefert einen Messwert aus dem Tank, dieser wird mit dem Wert eines weiteren – hydrostatischen – Cerabar Messgeräts verglichen. Aus der Differenz des Füllstandsignals vom Radarmessgerät und dem berechneten Füllstand aus der Druckmessung ergibt sich die genaue Schaumhöhe. Die so ermittelte Schaummenge erlaubt die unmittelbare Dosierung des Antischaummittels.
FHX50 heißt die abgesetzte Anzeige zum bequemen Ablesen und Bedienen des Micropilot. Auch die Inbetriebnahme über die kostenfreie Bediensoftware mit Wizard war unkompliziert für Stefan Graser. Über die Verifikation auf Knopfdruck mit offiziellem Dokument ist sich Graser zudem sicher, wie zuverlässig das Messgerät misst. Das Dokument hat zudem Bestand vor den Behörden.
So funktioniert Heartbeat Technology
Heartbeat Technology diagnostiziert und verifiziert die Messgeräte einer Anlage kontinuierlich. Ohne Prozessunterbrechungen prüft sie die Instrumentierung für die Messprinzipien Durchfluss, Füllstand, Temperatur und Analyse und dokumentiert den Zustand gemäß Behördenvorgaben. In einem Dashboard fließen die Informationen zusammen, aus den Maßnahmen zur vorausschauenden Wartung und zum Optimieren der Prozesse abgeleitet werden.
Ständige Diagnose der Messgeräte
Hier bietet sich die Analogie zum Arzt an: Wie der digitale Pulsmesser am Arm beim Menschen überwacht die Heartbeat Technology permanent die Messgeräte. Sie gibt standardisierte Nachrichten mit eindeutigen Richtlinien aus, um eine wirtschaftliche Instandhaltung zu ermöglichen. Der Anlagenbetreiber sieht auf einen Blick, was zu tun ist, und die Zyklen für Tests und Abnahmeprüfungen verlängern sich damit enorm. Über die ständige Diagnose der Messgeräte lässt sich zudem die Anlage mit einem hohen Sicherheitsstandard betreiben – bei gleichzeitig geringerem Aufwand.
Verifikation im laufenden Betrieb
So wie man seinen Pulsmesser auch während des Laufens ablesen kann, braucht es mit Heartbeat Technology keine Prozessunterbrechungen für die Diagnose und Verifikation. Überprüft wird einfach im laufenden Betrieb. Standards und Regulierungen erfordern vom Anlagenbetreiber saubere Dokumentationen über den Zustand des Prozesses und der Instrumentierung. Messgeräte mit Heartbeat Technology generieren automatisch Dokumentationen gemäß den Bestimmungen und Gesetzen. Ein einfacher, vordefinierter Ablauf führt den Wartungsverantwortlichen durch die Prüfung, und am Ende werden die Prüfergebnisse eindeutig dokumentiert. Somit reduziert sich der Aufwand bei Nachweisen zur Funktionstüchtigkeit oder für einen SIL-Prüftest.
Alle Prozesse werden genau ausgelesen und Anlagenbetreiber sehen mit einem Blick, wo demnächst eine Wartung ansteht und welche Prozesse zu optimieren sind. Das Instandhaltungspersonal geht also nicht auf gut Glück zu den Messgeräten, um sie regelmäßig zu überprüfen, sondern nur dann, wenn es wirklich angebracht ist.
Endress+Hauser erweitert sein Produktportfolio an Messgeräten in den Bereichen Temperatur, Analyse, Durchfluss und Füllstand mit Heartbeat Technology regelmäßig. Für das Unternehmen ist die Technologie am Puls der Anlage ein wichtiges Zukunftsmodell, um Anlagen sicher und wirtschaftlich zu betreiben.
Endress+Hauser
Halle 11.1, Stand C27
