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Im Namen des Namens

Fälschungssichere Kennzeichnung von Produkten
Im Namen des Namens

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Tailorlux entwickelt Leuchtstoff-Marker, die es ermöglichen, Originale eindeutig von Plagiaten zu unterscheiden (Bild: Tailorlux GmbH)
Plagiate, Fälschungen und Imitationen sind ein Problem für praktische alle Industriezweige, ob Elektronik-, Automobil-, Bekleidungs-, Musik-, Nahrungsmittel- oder Investitionsgüterindustrie. Und die Fälschungsbranche boomt: Was früher hauptsächlich auf Basaren oder unter der Ladentheke verkauft wurde, ist heute dank des Internets für jeden und überall zugänglich. Branchenübergreifend sollen internationale Abkommen für einen abgestimmten Vollzug der Gesetze und für die Verwertung geistigen Eigentums bereitstellen.

In einigen wenigen Branchen existieren bereits etablierte Organisationen gegen Produktfälschungen, zum Beispiel in der pharmazeutischen Industrie. Denn wenige gefälschte Artikel können solch gravierende Auswirkungen auf den Konsumenten haben wie Imitationen von pharmazeutischen Produkten. Abgesehen vom finanziellen Schaden für die Hersteller können nachgeahmte Arzneimittel die Gesundheit der Konsumenten gefährden – durch Unwirksamkeit, Über- oder Unterdosierung der Wirkstoffe oder durch gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe. Erinnert sei hier an einen Vorfall in Afrika vor einigen Jahren, bei dem einem Hustensaft Frostschutzmittel anstatt Glycerin beigemengt war, und der mehrere Hundert Menschen das Leben kostete.

Für den Kampf gegen Arzneimittelfälscher hat die World Health Organisation (WHO) die International Medical Products Anti-Counterfeiting Taskforce (IMPACT) ins Leben gerufen. Seit 2006 versucht die Organisation, Staaten zu vernetzen, um Produktion, Handel und Verkauf von gefälschten Medikamenten zu unterbinden. IMPACT wird getragen von internationalen Organisationen, Nichtregierungsorganisationen, Strafverfolgungsbehörden, Pharmaherstellerverbänden sowie Drogen- und Regulierungsbehörden. Dazu zählen zum Beispiel die Food and Drug Administration (FDA), die WTO, die World Customs Organization (WCO), die World Intellectual Property Organization (WIPO), die Europäische Kommission und die OECD. Eine Initiative aus Deutschland gegen Arzneimittelfälschung ist SecuPharm. Die Initiative entwickelt ein Sicherheitssystem, mit dem sich künftig die Echtheit von Arzneimitteln in der Apotheke prüfen lässt.
Verfügbare Mechanismen zur Kennzeichnung
Die Kennzeichnung an sich ist auf ganz verschiedene Weisen möglich, von sehr einfachen Methoden bis zu hochtechnisierten Verfahren. Sie lässt sich an unterschiedlichen Stellen einsetzen, etwa an den verschiedenen Komponenten der Verpackung oder auch direkt am Produkt. Kennzeichnungstechnologien für mehr Fälschungssicherheit lassen sich grundsätzlich in drei Gruppen einteilen:
  • offene bzw. sichtbare Marker
  • versteckte Marker
  • forensische Techniken
Offene Marker dienen zur Basisidentifikation eines Produktes, zum Beispiel durch den Endkunden, durch informierte Fachleute oder den Zoll. Sie sind daher in der Regel gut sichtbar auf einem Produkt, im Falle von Arzneimitteln etwa einem Vial bzw. der Faltschachtel angebracht und schwer oder kostspielig nachzuahmen. Dazu zählen beispielsweise Hologramme, die eine kundenspezifische Gestaltung ermöglichen und optional sogar durch verborgene gerichtsverwertbare Merkmale den Fälschungsschutz erhöhen. Auch Kippfarben sowie Sicherheitstinten und -filme, die in Abhängigkeit vom Blickwinkel einen Farbumschlag zeigen, gehören zu dieser Kategorie. Diese Farben sind nur bei bestimmten Herstellern erhältlich; dies eröffnet einen zusätzlichen Sicherheitsaspekt.
Auch die Markierung des Produktes an sich, beispielsweise einer einzelnen Tablette, gehört zu den offenen Kennzeichnungsmethoden. Sie bieten eine gewisse Sicherheit, da das Nachahmen von Tablettenstempeln kostspielig und aufwendig ist. Auch lassen sich Kippfarben den Produkten wie Filmtabletten direkt zusetzen, sodass auch diese Farbveränderungen zeigen. So besteht auch ein Schutz gegen einen nachträglichen Austausch des Produkts. Die Verpackung als solche lässt sich durch abgeschrägte Kanten oder ähnliches gegenüber Standardausführungen individualisieren.
Sicherheitsgrafiken, die aus dem Druck feiner Linien, Mikrotexten oder -bildern ähnlich wie bei Banknoten bestehen, vereinen offene und verdeckte Design-Merkmale wie Guillochen, Sicherheitsraster und Linienprägung. Sie können auch als Hintergrund oder an einer weniger auffälligen Stelle positioniert werden und lassen sich durch normale Offset-Lithographie drucken. Die offenen Merkmale bieten jedoch nur dann einen Schutz, wenn der Händler bzw. Verbraucher für derartige Merkmale sensibilisiert wurde. Eine Zwischenstufe bilden die halbverborgenen Marker. Dazu zählen die thermoreaktiven Drucke, bei denen sich – je nach Temperatur – die Farbe verändert. Ein Druck mit dem Finger auf das Farbfeld ermöglicht die sofortige Authentifizierung.
Verdeckte Kennzeichnung zur Produktvalidierung
Der Einsatz versteckter Marker ist unter anderem dazu gedacht, dass der Markeninhaber gefälschte Produkte identifizieren und aus dem Verkehr ziehen lassen kann. Daher sollte nur der Hersteller die genauen Details der Markierungen kennen. Der Endverbraucher wird sie entweder gar nicht bemerken oder nicht auf ihre Echtheit überprüfen können.
Zu dieser Kategorie der Markierungen zählt beispielsweise der Aufdruck unsichtbarer Tinten, die sich auf nahezu jedem Produkt bzw. jeder Art der Verpackung anbringen lassen. Sie werden durch UV- oder Infrarot-Licht sichtbar und können bei verschiedenen Wellenlängen und in unterschiedliche Farben leuchten. Darüber hinaus ist das Implementieren von nicht sichtbaren Bildern möglich, die erst bei der Betrachtung durch einen speziellen Filter erscheinen. Eine andere Option bietet das Einbringen von speziellen fluoreszierenden Fasern, Wasserzeichen, Metallfäden, Duftstoffen oder chemischen Reagenzien in den Karton einer Produktverpackung.
Auch der Druck selbst lässt sich so ausführen, dass er nicht zu kopieren ist: Fein linierte Hintergrundmuster sehen wie eine einheitliche Farbfläche aus – werden sie jedoch kopiert oder gescannt, wird ein latentes Bild sichtbar, das zuvor nicht zu erkennen war.
Zu den komplexeren Verfahren zählt auch das Einbringen digitaler Wasserzeichen. In ihnen lassen sich Daten digital kodieren und zur Echtheitsprüfung mittels Auslesegeräten und spezieller Software verifizieren. Ebenso stellt das Kodieren mit Lasern einen komplexen und kostenintensiven, aber gerade deshalb besonders sicheren Weg zur fälschungssicheren Kennzeichnung dar.
Nahezu vollständige Sicherheit
Bei forensischen Kennzeichnungstechniken lassen sich die Markierungen nur mittels spezieller Hilfsmittel erkennen; sie sind nicht mit bloßem Auge oder einfachen Analyseverfahren sichtbar. Zu ihnen zählen verschieden Arten von Markierungsstoffen, sogenannten Taggants. Ein Beispiel sind chemische Taggants und die Markierung durch Isotope in einem bestimmten Verhältnis, die sich ausschließlich durch hochspezialisierte Reaktions- und Analyseverfahren erkennen lassen. Ein anderes Beispiel sind biologische und auch DNA-Taggants, bei denen kleinste Mengen in der Produktformulierung oder der Produktverpackung als Kennzeichnung ausreichen. Für ihre Detektion sind ebenfalls hochentwickelte Analysegeräte notwendig. Ähnliche Anforderungen stellen forensische Marker wie Micro-Taggants, die aus mikroskopisch kleinen Partikeln oder Fäden bestehen und codierte Informationen enthalten können.
Forensische Kennzeichnungsmethoden sind zwar sehr effektiv, jedoch kostspielig und für den Endverbraucher nicht erkennbar. Daher lohnt sich ihr Einsatz für den Hersteller vor allem bei extrem teuren Medikamenten und High-end-Produkten, die häufig kopiert werden und somit möglichst effektiv aus dem Verkehr gezogen werden müssen.
In der Regel kommen nicht einzelne Kennzeichnungsmethoden, sondern Kombinationen der verschiedenen sichtbaren und unsichtbaren Technologien zum Einsatz. Welche das sind, halten Hersteller in der Regel geheim, um Produktfälschern die Nachahmung so schwer wie möglich zu machen.
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